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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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morgen vergewaltigt werden?«
    Die Statistik schuf wie immer Distanz, so dass die konzentrierte Stimmung mit einem Mal weg war. Es war an der Zeit, zum Ende zu kommen.
    »Wie die Annonce zeigt, will ich versuchen, die Menschen dazu zu bringen, selbst einmal nachzudenken; doch dafür brauche ich Ihre Hilfe. Aber natürlich bestimmt jeder von Ihnen selbst, ob er mir beistehen will oder nicht. Und natürlich haben auch all jene, die hier in meiner Firma arbeiten, die freie Wahl. Sie können die nächsten drei Wochen zusätzlichen bezahlten Urlaub nehmen oder bleiben, um mir zu helfen, aber natürlich freue ich mich über jeden, der sich engagieren möchte. Gehen Sie jetzt in sich, machen Sie einen Spaziergang und reden Sie mit Ihren Kollegen. Danach können Sie mir dann sagen, wie Sie sich entschieden haben.«
    Er schaltete den Projektor aus.
    »Erlauben Sie mir, Ihnen zum Schluss noch ein paar Worte mit auf den Weg zu geben. Ich kannte einmal einen klugen Mann, der leider auch schon tot ist. Er hat mich gefragt, ob ich daran glaube, dass die Welt sich dadurch ändert, dass eine Handvoll Menschen für eine neue Tagesordnung kämpft. Später hat er mir seine Frage selbst beantwortet, und seine Antwort war ebenso einfach wie wahr – er meinte nämlich, dass die Welt immer auf diese Art und Weise verändert worden ist.«
    Erik Mørk wartete gespannt auf erste Reaktionen. In seinen nächtlichen Grübeleien hatte er eine Unzahl verschiedener Szenarien vor sich gesehen, doch keines davon stimmte mit der Wirklichkeit überein. Die Frau, die direkt vor ihm stand, sprach ganz offensichtlich für die Mehrheit, dabei hatte er gerade sie von vornherein für zu analytisch und emotional unzugänglich gehalten. In diesem Punkt hatte er sich geirrt.
    »Ich brauche jetzt keinen Spaziergang. Sagen Sie mir, was ich tun soll.«

[home]
27
    D ie Temperaturen fielen im Laufe der Nacht deutlich, so dass
Kletterer
auf dem Platz in Allerslev zu frieren begann.
    Immer wieder schlug er die Arme um sich, aber richtig warm wurde ihm dadurch nicht. Er war es gewohnt, im Freien zu arbeiten, und trotz seiner jahrelangen Erfahrung, sich dem Wetter entsprechend anzuziehen, hatte er die nächtliche Kälte unterschätzt. Sein magerer, sehniger Körper hatte dem kalten Nordwind, der immer heftiger über den Platz wehte, einfach nichts entgegenzusetzen.
    Ein kräftiger Windstoß ließ ihn beunruhigt nach oben in die Krone des Baumes blicken, unter dem er stand. Der oberste Teil wurde sowohl von den Straßenlaternen als auch von dem klaren, weißen Mond beschienen. Der Baum wartete nur noch auf den letzten Fällschnitt, so dass er nicht viel Wind vertragen konnte.
Kletterer
kniff die Augen etwas zusammen und konstatierte mit professioneller Sachlichkeit, dass keine Gefahr bestand, wenn der Wind nicht noch stärker wurde. Außerdem würde sein Opfer ja auch bald zur morgendlichen Arbeit erscheinen. Bereits vor einer guten halben Stunde waren die Zeitungen angeliefert worden, die sich jetzt kreuz und quer vor der Imbissbude stapelten. Wieder ließ ihn die Kälte zusammenzucken, und er suchte hinter dem Baumstamm Schutz.
    Plötzlich bemerkte er einen Mann, der unsicher über den Platz schwankte und mit einer Flasche in der Hand direkt auf ihn zukam.
Kletterer
drückte sich in den Schatten des Stammes. Kurz darauf spritzte rechts und links von ihm Urin auf den Boden. Er hörte den Mann etwas murmeln, verstand aber nichts. Vorsichtig klappte er das Visier des Helms nach unten, damit man wenigstens sein Gesicht nicht erkennen konnte, sollte er entdeckt werden. Dann flüsterte er tonlos in die Nacht: »Nicht schon wieder, Allan, du kannst doch nicht schon wieder so ein Glück haben.«
    Die Worte galten dem Imbissbudenbesitzer. Im gleichen Augenblick ging das Licht in der Imbissbude an. Die Dunkelheit wich, und in den nächsten Sekunden hielt
Kletterer
gespannt den Atem an, bis er zu seiner Erleichterung hörte, wie die Schritte des Betrunkenen sich entfernten. Vorsichtig sah er hinter dem Baum hervor und blickte dem Mann nach, bis er hinter einer Häuserecke verschwand. Dann nahm er seinen Stock und ging über den Platz auf die Imbissbude zu.
    Der Imbissbudenbesitzer saß in der Hocke vor den Zeitungsbündeln und bemerkte erst gar nicht, dass er Besuch bekommen hatte. Erst als er die bekannte Stimme hörte, die so gar nicht hierher passte, blickte er bestürzt auf.
    »Guten Morgen, Allan, grüß deinen Bruder von mir.«
    Der dicke Buchenstock, den
Kletterer
in

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