Schweinehunde / Roman
Rechtsmedizin: »Heute bekomme ich Bilder von zwei Opfern, sie scheinen so gut zu sein, dass wir sie in den Medien zeigen können. Das wird uns sicher helfen, sie zu identifizieren.«
»Das klingt gut. Ich habe mir gestern die Freiheit genommen, selbst einmal kurz beim Professor anzurufen, aber …« Der Staatssekretär zögerte. »… er hat tatsächlich behauptet, ich sei eine Illusion und wisse das nur selbst noch nicht.«
»Ja, er kann mitunter etwas sonderbar sein.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Vielleicht sollten Sie das nächste Mal über mich gehen, ich komme ganz gut mit ihm zurecht.«
Das war eine Lüge. Niemand kam gut mit Arthur Elvang zurecht, und sicher nicht Konrad Simonsen. Er war es nur gewohnt, erniedrigt zu werden, und war deshalb besser vorbereitet.
Helmer Hammer nickte und wechselte das Thema.
»In meinem Job gibt es kein ›Schade‹ oder ›Ach, wie ärgerlich‹. Entweder man liefert seine Ware, oder man tut es nicht. Meine Aufgabe war es, die Tagesordnung zu bestimmen, die Öffentlichkeit zu beruhigen und Ihnen den Rücken frei zu halten, und das ist mir nicht sonderlich gut gelungen. Besser gesagt, gar nicht.«
Nach ein paar Sekunden Schweigen fuhr er fort: »Wenn es etwas gibt, das Politiker hassen, dann relevante Fragen gestellt zu bekommen, auf die sie keine Antwort wissen. Ich kann das ganz gut verstehen.«
»Sie sind kein Zauberer, wie wollen Sie alle möglichen und unmöglichen Gerüchte kontrollieren? Einige von denen sind ja nun wirklich falsch und zudem reichlich dumm«, erwiderte Simonsen.
Sein Vorgesetzter überhörte seine unterstützenden Worte und fuhr in dem gleichen, resignierten Tonfall fort: »Der Außenminister spricht von einem richtiggehenden Mail-Bombardement auf unsere Botschaften im Ausland. Immer geht es um die Behauptung, die dänische Obrigkeit wolle verschweigen, dass es sich bei den fünf Ermordeten um Pädophile handele, und die Medien schwelgen in endlosen Spekulationen über das gleiche Thema. Außerdem breitet sich die Kampagne gegen die sogenannte Laissez-faire-Haltung der Gesellschaft gegenüber sexuellen Übergriffen auf Kinder wie ein Kettenbrief aus. Primär an den Gymnasien und Unis, jedenfalls vorläufig. Zu allem Überfluss scheint der Justizminister in Deckung gegangen zu sein, aber ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das ein Vor- oder ein Nachteil ist.«
Abrupt lenkte Konrad Simonsen das Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema zurück.
»Ich fürchte, es wird noch schlimmer werden.«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst.«
»Doch, leider.«
Er erzählte ihm, dass Arthur Elvang ihn gestern Abend angerufen und ihm lachend mitgeteilt habe, dass Herr Mitte gleich zweimal umgebracht worden sei. Die Gesichter des Imbissbudenbesitzers auf Fünen und des mittleren Opfers aus der Turnhalle würden sich so sehr gleichen, dass jeder Zufall ausgeschlossen sei. Simonsen unterließ es jedoch, Hammer die Schadenfreude des Alten mitzuteilen.
Helmer Hammer sah so schon gequält genug aus.
»Noch ein Mord?«
»Es deutet vieles darauf hin. Der Professor irrt sich nur selten, aber die definitive Antwort erhalten wir heute. Ich rufe Sie dann natürlich gleich an.«
»Das ist aber noch nicht alles, das sehe ich Ihnen an.«
»Ja, stimmt. Der Imbissbudenbesitzer hieß Allan Ditlevsen und war neunundvierzig Jahre alt, er war zweimal vorbestraft. Einmal wegen des sexuellen Missbrauchs eines zwölfjährigen Jungen und das andere Mal wegen des Missbrauchs eines achtjährigen Mädchens, das von seinem Vater ausgeliehen worden war, als dieser sich einmal nicht selbst an ihr vergangen hat. Für diese Straftat saß er anderthalb Jahre im Knast.«
»Also tatsächlich die Pädophilenspur.«
»Es sieht so aus, wenn man das denn so nennen kann. Unglücklicherweise weist auch noch ein anderes Indiz in diese Richtung. Gestern hat sich in Århus eine Frau an die lokale Polizei gewandt und behauptet, ihr Mann, Jens Allan Karlsen sei in Bagsværd ermordet worden. Das hat sie jedenfalls behauptet. Angeblich war ihr Mann in Thailand in den Ferien, aber er hat sich nicht wie abgesprochen gemeldet. Wir haben eine positive fotografische Übereinstimmung zwischen einem Ohr auf einem Familienfoto und dem von Herrn Südwest. Die Kriminaltechniker sind sich eigentlich sicher, aber erst die DNA-Analyse des Materials von dem Bruder des Mannes gibt uns im Laufe des Tages endgültige Sicherheit.«
»Und Jens Allan Karlsen war pädophil?«
»Jens Allan Karlsen hat gerne mit
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