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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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Kindern geschlafen. Das ist ein Zitat von seiner Frau, der er streng verboten hat, sich in diese Dinge einzumischen. Aber da er jetzt ja tot sei, meinte sie, könne sie der Polizei behilflich sein. Die Frau ist absolut glaubwürdig. Ich habe persönlich mit ihr telefoniert.«
    Er sagte nichts von Helene Clausens Kindheit in Schweden, weiter gehende Spekulationen waren sinnlos.
    »Sie meinen also, dass die Pädophiliegerüchte der Wahrheit entsprechen?«
    Konrad Simonsen nahm sich Zeit und dachte nach. Es gab noch viele mögliche Vorbehalte und unbekannte Faktoren, aber er ließ sie alle beiseite und sagte mit klarer Stimme: »Ja.«
    Durch diese Aussage bekam Helmer Hammers ohnehin schon besorgtes Gesicht noch tiefere Falten.
    »Haben Sie eine Zigarette?«
    »Nein.«
    »Sie lügen.«
    »Ja, aber Sie bekommen keine.«
    Sie lachten, und irgendwie lockerte das die Stimmung für einen kurzen Moment auf. Hammers Stimme klang ein bisschen heller, als er sagte: »Das wird wie ein Eingeständnis wirken, wenn Sie recht haben. Als hätte man uns zur Wahrheit gezwungen. Das ist ziemlich besorgniserregend, besonders für Sie.«
    »Für mich?« Konrad Simonsen war aufrichtig überrascht. »Sie machen sich um mich Sorgen?«
    »Sie haben doch gerade meine Tochter getroffen. Sie ist ein ganz normales Mädchen, auch wenn sie alles tut, um nicht so zu wirken. Sie haben gehört, was sie über die Ermittlungen gesagt hat. Stellen Sie sich mal vor, was geschieht, wenn sich ihre Einstellung verbreitet, denn genau daran arbeiten sie und ihre Klassenkameradinnen Tag und Nacht, um es mal etwas provokant auszudrücken.«
    »Aber niemand, der wirklich bei Verstand ist, glaubt doch wohl daran, dass wir die Pädophilie abschaffen können, indem wir die Pädophilen umbringen.«
    »Nein, das bestimmt nicht. Aber überlegen Sie mal, wie sich eine stillschweigende, allgemeine Akzeptanz – und ein Stück weit haben wir die schon – auf Ihre Polizeiarbeit auswirken würde?«
    »Das würde ziemlich viel kaputt machen.«
    »Eben. Was meinen Sie, ist das irgendwie gesteuert?«
    Konrad Simonsen spürte, dass er zu schwitzen begann. Nicht wegen des Gesprächs, sondern weil sein innerer Thermostat hin und wieder aussetzte, besonders in den letzten Monaten. Er lockerte seinen Schlips und wischte sich die Stirn mit einer Serviette ab. Es half ein bisschen. Dann fragte er: »Wie meinen Sie das, gesteuert?«
    »Na ja, geplant in Umlauf gebracht, programmiert, beabsichtigt. Das versteht sich doch von selbst.«
    »Und wer sollte das gemacht haben?«
    »Das weiß ich nicht, aber wenn die Pädophilie-Mails der Wahrheit entsprechen, kann man die nicht einfach als Gerüchte abtun. Jemand muss da bereits vorher etwas gewusst haben. So etwas errät man nicht. Sie sind doch sicher auch schon auf diesen Gedanken gekommen.«
    Natürlich war er das, hatte ihn aber verdrängt. Es nützte nichts, seine Zeit mit vagen Spekulationen zu verbringen, wenn es in absehbarer Zeit Fakten gab. Außerdem hatte er bis zum gestrigen Abend reichlich Zeit gehabt. Der neuerliche Mord und das finstere Szenario von einer feindlich gesinnten Öffentlichkeit, das Hammer entwickelte, ließen mit einem Mal alles ganz anders aussehen, aber das ging ihm erst jetzt auf.
    Konrad Simonsen fuhr mit den Fingern in seine Brusttasche und holte die Zigaretten heraus.

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31
    D ie Kirche bot in der niedrig stehenden Herbstsonne einen bezaubernden Anblick. Die weiß gekalkten Ziegelsteine reflektierten das Licht, und der Quarz im Feldsteinfundament glitzerte wie Tausende kleine Wassertropfen.
    Erik Mørk hielt sich wegen der Sonne die Hand über die Augen und betrachtete das Gebäude. Das Schiff und der Chor waren ausgeprägt romanisch mit Rundbogen, Friesen und fein profilierten Gesimsen. Der Turm, die Waffenkammer und die Sakristei hingegen waren aus Granitquadern und großen, mittelalterlichen Backsteinen als spätgotische Anbauten ein paar Jahrhunderte später ergänzt worden. Das Alter der Friedhofsmauer konnte auf das Mittelalter datiert werden, und die Turmuhr aus schwarz lackiertem Schmiedeeisen war ein Zeigerwerk mit Spindelhemmung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
    Erik Mørk kannte sich mit Architektur nicht sonderlich gut aus. Er war aber früh gekommen, um sich in Ruhe ein Bild von der Umgebung und eventuellen polizeilichen Aktivitäten zu machen. Damit war er so schnell fertig gewesen, dass er anschließend noch in die nebenan gelegene Bibliothek gegangen war, wo er alles gelesen

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