Schweinsgalopp
unprofessionell – nur Assassinen dachten auf diese Weise. Es gab einfach Dinge, die man sich erlauben konnte, und Dinge, die nicht in Frage kamen. Die Sache mit der jungen Frau gehörte zur zweiten Kategorie.
»Wir dachten… Nun, man kann nie wissen…«
»Sie war nicht wichtig«, sagte Kaffeetrinken. »Nur wenige Personen haben Bedeutung.«
Sideney blätterte hastig in seinen Notizbüchern.
»Außerdem ist dieser Ort ein Labyrinth…«, sagte Mittlerer Dave.
»Das stimmt leider«, räumte Kaffeetrinken ein. »Aber bestimmt sind diese Leute fähig, uns zu finden. Vermutlich dürfen wir nicht hoffen, daß sie sich wie Helden verhalten.«
Violett und Gallig hasteten die Treppe hinunter.
»Kennst du den Weg zurück?« fragte Violett.
»Kennst du ihn nicht?«
»Ich glaube, es gibt da einen… weichen Ort. Wenn man ihn erreicht und davon weiß, gelangt man hindurch .«
»Weißt du, wo er sich befindet?«
»Nein! Ich bin hier noch nie zuvor gewesen! Die Männer haben mir einen Sack über den Kopf gezogen, als wir hierherkamen. Und ich habe doch nur Zähne unter Kissen hervorgeholt!« Violett begann zu schluchzen. »Man bekommt eine Liste und eine Ausbildung, die etwa fünf Minuten dauert, und es werden zehn Cent pro Woche für die Leiter einbehalten, und ich weiß, daß mir bei dem kleinen Herribert Rubin ein Fehler unterlaufen ist, aber man hätte mich darauf hinweisen sollen, immerhin ist es unsere Aufgabe, jeden Zahn zu nehmen…«
»Äh… Fehler?« fragte Gallig und stellte besorgt fest, daß Violett langsamer wurde.
»Ja, weil er mit dem Kopf unterm Kissen schlief, aber immerhin hat man mir die Zange gegeben und mich darauf hingewiesen, alle Zähne unter dem Kissen zu nehmen…«
Violett hatte eine durchaus angenehme Stimme, fand Gallig. Aber seltsamerweise war ihr Klang auch eine Belastung. Genausogut hätte man einer sprechenden Flöte zuhören können.
»Ich glaube, wir sollten besser nach draußen gehen«, sagte er. »Damit man uns nicht hört«, fügte er in der Hoffnung hinzu, daß Violett verstand.
»Was für eine Art von Gott bist du eigentlich?« fragte Violett.
»Äh… oh, ich… mache dies und das… äh…«, Gallig versuchte, trotz der bohrenden Kopfschmerzen konzentriert nachzudenken. Und dann kam ihm eine jener Ideen, die sich nur nach dem Genuß von viel Alkohol einstellen. Jemand anders hatte das Trinken für ihn erledigt, doch die Idee entfaltete sich in ihm.
»Eigentlich bin ich ein freiberuflicher Gott«, sagte er in dem Versuch, fröhlich zu klingen.
»Ein freiberuflicher Gott? Wie meinst du das?«
»Nun… äh… wenn ein anderer Gott, du weißt schon, in Urlaub fahren möchte oder so, dann springe ich für ihn ein. Ja. Das meine ich mit freiberuflich.«
Unglücklicherweise ließ er sich von seinem eigenen Einfallsreichtum beeindrucken.
»Oh, ja. Es gibt viel für mich zu tun. Bin dauernd unterwegs. Ständig möchte jemand meine Dienste in Anspruch nehmen. Immer wieder kommt jemand auf den Gedanken, einen Monat lang als großer weißer Stier oder Schwan oder was weiß ich auszuspannen, und dann heißt es immer: ›Oh, Gallig, alter Knabe, kümmere dich um alles, während ich weg bin, einverstanden? Beantworte die Gebete und so.‹ Es bleibt mir kaum Zeit für mich selbst, aber natürlich kann man es sich heutzutage kaum leisten, Arbeit abzulehnen.«
Violett musterte ihn fasziniert.
»Vertrittst du derzeit jemanden?« fragte sie.
»Äh… ja… den Gott des Katzenjammers…«
»Es gibt einen Gott des Katzenjammers? Wie schrecklich!«
Gallig blickte an seiner fleckigen Toga herab.
»Da hast du wahrscheinlich recht…«, murmelte er.
»Du bist nicht besonders gut dafür geeignet.«
»Oh, da bin ich ganz deiner Ansicht.«
»Ich meine, du solltest einer der wichtigen Götter sein«, fuhr Violett in bewunderndem Tonfall fort. »Ich stelle dich mir als Io oder Schicksal oder was in der Art vor.«
Gallig starrte sie mit offenem Mund an.
»Ich wußte sofort, daß mit dir was nicht stimmt«, fuhr sie fort. »Du bist viel mehr als ein gräßlicher kleiner Gott. Mit solchen Waden könntest du sogar Offler sein.«
»Könnte ich das? Ich meine… oh, ja. Manchmal. Ja, manchmal muß ich mit Reißzähnen herumlaufen…«
Plötzlich spürte er ein Schwert am Hals.
»Sind wir hier im Seufzergäßchen, oder was?« fragte Hühnerdraht.
»Laß ihn in Ruhe!« rief Violett. »Er ist ein Gott! Du solltest ihn besser nicht verärgern!«
Gallig schluckte ganz vorsichtig. Die
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