Schweinsgalopp
als…«
»Wirklich schade, denn hier ist dein Silvestergeschenk«, sagte der Dekan und holte eine Schachtel hervor, in der es rasselte. »Du kannst es jetzt gleich öffnen, wenn du willst.«
»Oh, nun, was für eine Überraschung…«
»Das Geschenk ist von mir«, betonte der Dekan.
»Sehr freundlich…«
»Ich habe es mit meinem eigenen Geld gekauft, weißt du«, sagte der Dekan und winkte mit einem Truthahnschenkel.
»Das Geschenkpapier ist sehr hübsch…«
»Hat mehr als einen Dollar gekostet, wenn du mir diesen Hinweis gestattest.«
»Meine Güte…«
Der Quästor zog den Rest des Geschenkpapiers beiseite.
»Es ist eine Schachtel für getrocknete Froschpillen. Siehst du? Hier steht ›Getrocknete Froschpillen‹.«
Der Quästor schüttelte sie. »Oh, wie nett. Es sind bereits Pillen drin. Wie aufmerksam. Die kann ich gut gebrauchen.«
»Ja«, sagte der Dekan. »Ich hab sie von deiner Frisierkommode genommen. Immerhin habe ich bereits einen ganzen Dollar investiert.«
Der Quästor nickte würdevoll und stellte das Kästchen vorsichtig neben seinen Teller. An diesem Abend erlaubte man ihm sogar, Messer zu gebrauchen. Und er durfte auch Dinge essen, die nicht mit einem Holzlöffel aus einem Napf gekratzt werden mußten.
Er richtete einen nervösen Blick auf das nächste Spanferkel und klemmte sich die Serviette fest unters Kinn.
»Entschuldige bitte, Herr Stibbons«, sagte er mit zitternder Stimme. »Bitte sei so gut und reich mir das Glas mit dem Apfelmus…«
Ein seltsames Geräusch erklang, als risse dicht vor dem Quästor grober Stoff, und dann fiel etwas auf das Spanferkel. Röstkartoffeln stoben davon. Soße spritzte. Der Apfel im Maul des Ferkels sauste wie ein Geschoß los und traf den Quästor an der Stirn.
Er blinzelte, blickte nach unten und stellte fest, daß er sich anschickte, die Gabel in den Kopf eines Menschen zu bohren.
»Ahaha«, murmelte er, und seine Augen trübten sich.
Die Zauberer schoben umgedrehte Tabletts und ein Durcheinander aus Geschirr beiseite.
»Er ist aus der leeren Luft gefallen.«
»Ist er ein Assassine? Handelt es sich vielleicht um einen ihrer Studentenstreiche?«
»Warum hält er ein Schwert ohne Klinge?«
»Lebt er noch?«
»Ich glaube schon!«
»Und ich habe die Lachscreme noch gar nicht probiert! Sieh nur! Sein Fuß liegt drin! Und der Rest ist überall verschmiert. Ißt du deine?«
Ponder Stibbons bahnte sich einen Weg durch das Gedränge. Er wußte, wie sich die ranghöheren Zauberer verhielten, wenn sie jemandem helfen wollten – sie waren wie ein Glas Wasser für einen Ertrinkenden.
»Gebt ihm Luft!« rief Stibbons.
»Woher sollen wir wissen, ob er welche braucht?« erwiderte der Dekan.
Ponder preßte sein Ohr auf die Brust des auf den Tisch gefallenen jungen Mannes.
»Er atmet nicht!«
»Atemzauber, Atemzauber«, murmelte der Professor für unbestimmte Studien. »Äh… Spolts Direkter Respirator? Ich glaube, ich habe die Zauberformel irgendwo notiert…«
Ridcully streckte einen Arm vor und zog den schwarz gekleideten Mann an einem Bein vom Tisch. Anschließend hielt er den Unbekannten mit dem Kopf nach unten und klopfte ihm energisch auf den Rücken.
Er bemerkte das Erstaunen der anderen Zauberer. »Hab das auf dem Bauernhof oft gemacht«, erklärte er. »Klappt ausgezeichnet bei jungen Ziegen.«
»Ach, tatsächlich ?« erwiderte der Dekan. »Aber dies hier ist keine…«
Die Leiche gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen Gurgeln und Husten angesiedelt war.
»Zur Seite, Leute!« donnerte der Erzkanzler. Sein freier Arm fegte über den Tisch und schuf genügend Platz.
»He, den Krabbencocktail habe ich mir extra bis zum Schluß aufgespart!« klagte der Dozent für neue Runen.
»Ich wußte nicht einmal, daß wir welchen haben«, sagte der Professor für unbestimmte Studien. »Jemand – und ich möchte keine Namen nennen, Dekan – hat ihn hinter die Weichschalkrebse geschoben, um ihn ganz für sich allein zu haben. So was nenne ich gemein und egoistisch.«
Kaffeetrinken öffnete die Augen. Es sprach für seine gute Konstitution, daß er die unmittelbare Nähe von Ridcullys Nase ohne einen Schock überlebte: Sie füllte sein Blickfeld aus wie ein großer rosaroter Planet.
»Entschuldigung, Entschuldigung«, sagte Ponder und beugte sich mit offenem Notizbuch vor, »aber dies ist sehr wichtig für den Fortschritt der Naturphilosophie. Hast du irgendwelche hellen Lichter gesehen? Hast du geglaubt, in einem glänzenden
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