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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich da drin verbarrikadiert«, sagte Hühnerdraht.
    Kaffeetrinken klopfte an. »Du da drin. Komm heraus. Ich gebe dir mein Wort, daß dir kein Leid geschieht.«
    »Nein!«
    Kaffeetrinken wich zurück. »Öffne die Tür, Banjo«, sagte er.
    Banjo walzte vor. Die Tür widerstand zwei wuchtigen Tritten, bevor sie aufsprang.
    Der Wächter hockte hinter einer umgestürzten Vitrine. Er versuchte fortzukriechen, als sich Kaffeetrinken näherte. »Was machst du hier?« rief er. »Wer bist du?«
    »Oh, gut, daß du fragst«, erwiderte Kaffeetrinken fröhlich. »Ich bin dein schlimmster Alptraum.«
    Der Mann schauderte.
    »Meinst du etwa… der mit dem riesigen Kohlkopf und dem schwirrenden Messerding?«
    »Wie bitte?« Kaffeetrinken wirkte ein wenig verwirrt.
    »Dann bist du der, in dem ich falle, aber es gibt keinen Boden, sondern…«
    »Nein, ich…«
    Der Wächter ließ die Schultern hängen. »Oh, du bist doch nicht etwa der, in dem alles aus… äh… Schlamm besteht, der plötzlich blau wird, und…«
    »Nein, ich bin…«
    »Oh, Mist, dann bist du der, in dem es eine ganz besondere Tür gibt, hinter der kein Boden mehr existiert, und dann kommen die Klauen und…«
    »Nein«, sagte Kaffeetrinken. »Der bin ich ebenfalls nicht.« Er zog einen Dolch aus dem Ärmel. »Ich bin der Traum, in dem ein Mann aus dem Nichts kommt und dich einfach so umbringt.«
    Der Wächter lächelte erleichtert. »Ach, der. Aber der ist gar nicht sehr schl…«
    Er erschlaffte an Kaffeetrinkens ausgestreckter Faust. Und dann löste er sich auf, so wie die anderen.
    »Eigentlich ist das sogar barmherzig«, sagte Kaffeetrinken, als der Mann verschwand. »Immerhin steht das Silvesterfest unmittelbar bevor.«
     
    Tod stand auf dem Teppich des Kinderzimmers. Das Kissen unter seinem roten Mantel verrutschte wie in Zeitlupe.
    Der Teppich war alt – die Dinge endeten nach einer Rundtour durchs Haus im Kinderzimmer. Vor langer Zeit hatte ihn jemand angefertigt, indem er bunte Lumpenstreifen mit Sackleinen verknüpfte, wodurch der Eindruck eines Rasta-Igels entstand, aus dem die Luft entwichen war. Der Teppich enthielt eine ganze Menge: alte Zwiebackstücke, Teile von Spielzeugen, haufenweise Staub. Er hatte alle Arten von Leben gesehen und vielleicht auch die eine oder andere Spezies hervorgebracht.
    Jetzt fiel gelegentlich ein Klumpen Schneematsch darauf hinab.
    Zornesröte glühte in Susannes Gesicht.
    »Ich meine, weshalb ?« fragte sie scharf und ging um die Gestalt herum. »Morgen beginnt das Silvesterfest! Man schmückt das Haus mit Misteln und Stechpalmenzweigen, und man ist fröhlich, und man feiert, und man ißt, bis einem der Bauch platzt! Man verspürt den Wunsch, seine Verwandten zu sehen…«
    Susanne unterbrach sich. Der letzte Satz erschien ihr ungeeignet.
    »Ich meine, es ist eine Zeit, zu der Menschen wirklich Menschen sind«, fuhr sie fort. »Und sie möchten nicht, daß ihnen ein Skelett Gesellschaft leistet. Erst recht nicht, wenn es einen falschen Bart trägt und sich ein verdammtes Kissen unter den Mantel geschoben hat. Ich meine, warum ?«
    Tod wirkte nervös.
    ALBERT BEHAUPTETE, ICH KÄME DADURCH IN DIE RICHTIGE STIMMUNG. ÄH… ES FREUT MICH, DICH WIEDERZUSEHEN…
    Susanne vernahm ein leises, quatschendes Geräusch.
    Sie war dankbar für die Ablenkung und drehte sich abrupt um.
    »Glaubst du etwa, ich könnte dich nicht hören? Das sind Weintrauben, klar? Und die anderen Objekte nennt man Satsumas! Verschwinde aus der Obstschale!«
    »Du kannst einem Vogel wohl kaum vorwerfen, daß er Hunger hat«, ertönte die verdrießliche Stimme des Raben vom Tisch her.
    »Und du… Laß die Nüsse in Ruhe! Die sind für morgen!«
    QUIEKMPF, erwiderte der Rattentod und schluckte hastig.
    Susanne wandte sich wieder Tod zu. Der künstliche Bauch des Schneevaters hing nun im Bereich der Lenden.
    »Dies ist ein hübsches Haus«, sagte Susanne. »Und ich habe eine gute Arbeit. Bei richtigen, normalen Leuten. Ich möchte ein richtiges Leben führen, in dem normale Dinge passieren! Und plötzlich kommt wieder der alte Zirkus in die Stadt. Seht euch nur an. Ihr seid die Clowns. Ich weiß nicht, was vor sich geht, aber eins ist mir klar: Ich will nichts damit zu tun haben. Dies ist mein Leben. Es gehört niemandem vom euch. Ich…«
    Ein gedämpfter Fluch erklang. Rußfladen fielen. Und ein dürrer alter Mann landete auf dem Feuerrost.
    »Mist«, sagte er.
    »Meine Güte !« entfuhr es Susanne. »Und da ist Kobold Albert! Na so was! Komm nur

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