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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Segment der Regale, mit den Lebensuhren darin, hatte sich geöffnet.
    Susanne bewegte die Tür kurz hin und her. Wenn sie geschlossen war, mußte man sehr genau hinsehen, um den Spalt zu erkennen.
    Auf der anderen Seite erstreckte sich ein viel kleinerer Raum. Er schien nicht größer zu sein als eine… Kathedrale. Im matten Licht, das vom Hauptzimmer durch den offenen Zugang fiel, sah Susanne weitere Regale, die vom Boden bis zur hohen Decke emporreichten und Lebensuhren enthielten. Sie trat ein und schnippte mit den Fingern.
    »Licht«, sagte sie. Zwei brennende Kerzen erschienen.
    Die Stundengläser… Mit ihnen stimmte etwas nicht.
    Die im Hauptraum mochten metaphorischer Natur sein, aber ihnen fehlte es nicht an Substanz: Sie bestanden aus Holz, Messing und Glas. Diese Uhren hingegen erweckten den Eindruck, als setzten sie sich allein aus immateriellen Dingen wie Glanzlichtern und Schatten zusammen.
    Susanne sah sich ein großes Exemplar an.
    Es war mit dem Namen OFFLER gekennzeichnet.
    »Der Krokodilgott?« hauchte sie.
    Nun, vermutlich hatten auch Götter ein Leben. Aber sie starben nicht, soweit Susanne wußte. Sie schwanden nur dahin, bis sie zu einer Stimme im Wind und einer Fußnote in einem Buch über Religion wurden.
    Sie fand die Stundengläser anderer Götter. Einige von ihnen kannte sie.
    Es standen auch kleinere Lebensuhren im Regal, und als Susanne einen Blick auf die Namensschilder warf, lachte sie ungläubig.
    »Die Zahnfee? Der Sandmann? Sir John Gerstenkorn? Die Seelenkuchenente? Der Gott von… was ?«
    Sie wich zurück, und etwas knirschte unter ihren Füßen.
    Scherben lagen auf dem Boden. Susanne bückte sich und hob die größte auf. Nur einige Buchstaben waren von dem ins Glas geätzten Namen übrig.
    SCHNEEV…
    »O nein. Es stimmt also. Was hast du getan, Großvater?«
    Sie verließ das Zimmer, und hinter ihr verschwanden die Kerzen. Finsternis kehrte zurück.
    Und in der Dunkelheit zischte etwas im Sand auf dem Boden. Ein winziges Licht glühte dort…
     
    Mustrum Ridcully rückte das große Handtuch an der Hüfte zurecht.
    »Wie steht’s, Modo?«
    Der Universitätsgärtner salutierte.
    »Die Tanks sind voll, Herr Erzkanzler!« meldete er fröhlich. »Und ich habe den ganzen Tag über das Feuer unter den Heißwasserboilern geschürt!«
    Die anderen Senior-Zauberer drängten sich im Flur zusammen.
    »Im Ernst, Mustrum, ich halte das für sehr unklug«, sagte der Dozent für neue Runen. »Das Zimmer war bestimmt nicht ohne Grund versiegelt.«
    »Denk nur an das, was an der Tür stand«, fügte der Dekan hinzu.
    »Ach, nur eine Warnung, um die Leute fernzuhalten«, sagte Ridcully und wickelte ein neues Stück Seife aus.
    »Ja«, bestätigte der Professor für unbestimmte Studien. »Stimmt. Genau das scheint die Absicht gewesen zu sein.«
    »Es ist ein Bad «, betonte Ridcully. »Ihr benehmt euch, als wäre es eine Folterkammer.«
    »Ein Bad, ja«, erwiderte der Dekan. »Aber entwickelt hat es der Absolut Bekloppte Johnson. Erzkanzler Wetterwachs hat es nur einmal benutzt und dann die Tür verriegeln lassen! Überleg es dir noch einmal, Mustrum! Es ist ein Johnson -Bad!«
    Es wurde kurz still, als Ridcully versuchte, sich mit diesem Gedanken anzufreunden.
    Der längst verstorbene (zum Glück, wie einige Leute meinten) Bergholt Stuttley Johnson galt als schlimmster Erfinder der Scheibenwelt, allerdings in einem besonderen Sinne. Normale schlechte Erfinder stellten einfach nur Dinge her, die nicht funktionierten. Der Absolut Bekloppte Johnson gehörte nicht zu diesen einfallslosen Leuten. Jeder Narr konnte etwas erfinden, das nicht die geringste Reaktion zeigte, wenn man auf den Knopf drückte. Derart stümperhafte Amateure hatte Johnson verachtet. Er baute Dinge, die funktionierten. Allerdings hielten seine Konstruktionen nie, was die Verpackung versprach. Wenn man sich eine kleine Boden-Luft-Rakete wünschte, bat man Johnson um einen Zierbrunnen – bei ihm lief dies auf das gleiche hinaus. Doch er ließ sich davon nie entmutigen, und erstaunlicherweise blieb die morbide Neugier seiner Kunden ebenso unbeeindruckt. Musik, Landschaftsgestaltung, Architektur – sein Nichttalent kannte keine Grenzen.
    Trotzdem war es bemerkenswert, daß der Absolut Bekloppte Johnson ein Bad entwickelt hatte. Doch Ridcully hatte bereits darauf hingewiesen: Zu Johnsons Leistungen gehörte auch die Konstruktion mehrerer Orgeln, und letztendlich lief doch alles auf Rohre hinaus, oder?
    Die anderen Zauberer

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