Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
durch die Hintertür ein – die war nie abgeschlossen.
    Es gab Veränderungen. Eine davon fiel ihr sofort auf.
    In der Tür bemerkte Susanne eine Katzenklappe.
    Nach ein oder zwei Sekunden kam eine rötlichgelbe Katze durch die Klappe und stolzierte in Richtung Garten, nachdem sie ihr einen Ich-habe-keinen-Hunger-und-du-scheinst-nicht-interessant-zu-sein-Blick zugeworfen hatte.
    Susanne setzte den Weg zur Küche fort.
    Katzen in allen Größen und Farben hockten und lagen dort. Hunderte von Augen beobachteten die junge Frau.
    Es ist so wie mit Frau Gammage, fuhr es Susanne durch den Sinn. Die alte Dame zählte zu den Stammgästen der Bahre – sie mochte die Gesellschaft – und galt als ziemlich plemplem. Eins der ersten Symptome dafür, daß solche Leute ausrasteten, waren chronische Katzen. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Katzen, die alle Details des Katzenlebens gemeistert hatten, allerdings regelmäßig vergaßen, wo der Kasten mit dem Sand stand.
    Die Schnauzen von einigen steckten in einer Schale mit Milch.
    Susanne hatte Katzen nie für reizvoll gehalten. Für gewöhnlich gehörten sie Leuten, die Pudding mochten. Man sollte es nicht für möglich halten, aber es gab Leute, die das Paradies mit einer Schokoladenkatze verwechselten.
    »Zieht Leine«, sagte sie. »Ich habe nicht gewußt, daß er Haustiere hat.«
    Die Katzen gaben ihr mit hochmütigen Blicken zu verstehen, daß sie ohnehin beabsichtigten, einen anderen Ort aufzusuchen. Sie schlenderten fort, und einige von ihnen leckten sich die Pfoten.
    Die Schüssel füllte sich wieder mit Milch.
    Ganz offensichtlich waren es lebendige Katzen. Nur echtes Leben hatte hier Farben. Tod hatte alles andere geschaffen. Leider gab es für Farbe in seiner Kreativität ebensowenig Platz wie für sanitäre Anlagen und Musik.
    Susanne ließ die übrigen Katzen in der Küche zurück und ging zum Arbeitszimmer.
    Auch dort gab es Veränderungen. Gewisse Anzeichen sprachen dafür, daß Tod erneut versucht hatte, die Geige zu spielen. Er hatte nie verstanden, warum er nicht mit Musikinstrumenten zurechtkam.
    Auf dem Schreibtisch herrschte ein ziemliches Chaos. Geöffnete Bücher lagen übereinander – jene Exemplare, die Susanne nie zu lesen gelernt hatte. Manche Buchstaben schwebten über den Seiten und bewegten sich in komplexen Mustern, während sie den Leser lasen.
    Hier und dort seltsame Instrumente. Sie schienen der Navigation zu dienen, aber auf welchen Meeren, unter welchen Himmeln?
    Auf einigen Pergamentbögen zeigte sich Tods Handschrift. Sie war auf den ersten Blick zu erkennen. Niemand sonst hatte eine mit Serifen ausgestattete Handschrift.
    Er schien irgend etwas ausgearbeitet zu haben.
     
    WEDER KLATSCH NOCH DAS WIEWUNDERLAND. AUCH DAS REICH NICHT. SAGEN WIR, 20 MILLIONEN KINDER UND 2 PFUND SPIELZEUG PRO KIND.
    DAS MACHT: 40 MILLIONEN PFUND BZW. 20000 TONNEN, ALSO 2000 TONNEN PRO STUNDE
    HINWEIS: NICHT DIE RUSSIGEN FUSSSPUREN VERGESSEN. MEHR ÜBUNG BEIM HO HO HO.
    KISSEN.
     
    Susanne legte den Zettel behutsam zurück.
    Früher oder später erwischte es einen. Die Menschen faszinierten Tod, und ein Studium ging nie nur in eine Richtung. Ein Mann mochte sich über Jahrzehnte hinweg mit dem Privatleben von Elementarteilchen beschäftigen, um plötzlich herauszufinden: Er wußte entweder, was er war oder wo er war – aber nicht beides zugleich. Tod hatte sich das… menschliche Wesen zu eigen gemacht. Nicht das tatsächliche Wesen, sondern etwas, das ihm sehr ähnelte – den Unterschied bemerkte man erst bei genauer Prüfung.
    Das Haus imitierte von Menschen gebaute Häuser. Tod hatte ein Schlafzimmer für sich geschaffen, obwohl er nie schlief. Wenn er wirklich dazu neigte, den Menschen dieses und jenes abzuschauen… Probierte er nun den Wahnsinn aus? Immerhin erfreute der sich großer Beliebtheit.
    Vielleicht versuchte er nach all den Jahrtausenden, nett zu sein.
    Susanne betrat das Zimmer mit den Lebensuhren. Als kleines Mädchen hatte ihr deren Geräusch gefallen: das Zischen von Sand, der in Millionen von Stundengläsern rieselte; das leise Pling und Plop, mit dem volle Gläser verschwanden und leere erschienen. Jetzt fand sie die akustische Kulisse nicht mehr so angenehm, denn sie wußte, was es damit auf sich hatte. Früher oder später starb jeder. Es schien nur nicht richtig zu sein, dabei zuzuhören.
    Sie wollte gehen, als sie plötzlich eine offene Tür dort bemerkte, wo sie nie zuvor eine Tür gesehen hatte.
    Sie war getarnt. Ein

Weitere Kostenlose Bücher