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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatten häufiger als Ridcully Gelegenheit gehabt, das Genie des Absolut Bekloppten Johnson kennenzulernen. Sie vertraten daher folgenden Standpunkt: Wenn der Absolut Bekloppte Johnson tatsächlich ein voll funktionsfähiges Bad konstruiert hatte, war er zweifellos bestrebt gewesen, etwas ganz anderes zu bauen.
    »Wißt ihr, ich vermute schon seit einer ganzen Weile, daß man Johnson verleumdet hat«, sagte Ridcully schließlich.
    »Man hat ihn nicht verleumdet, sondern verflucht«, entgegnete der Dozent für neue Runen verzweifelt. »Und zwar aus gutem Grund. Seine Werke zogen das Unheil ebenso an wie Marmelade den nächsten Wespenschwarm.«
    »Nicht alle von ihm geschaffenen Dinge funktionierten schlecht«, beharrte Ridcully trotzig und holte eine Scheuerbürste hervor. »Zum Beispiel das Ding in der Küche, mit dem man Kartoffeln schält.«
    »Oh, meinst du den Apparat, auf dessen Messingschild ›Verbessertes Maniküregerät‹ steht, Erzkanzler?«
    »Meine Güte, hier geht’s doch nur um Wasser«, sagte Ridcully scharf. »Selbst Johnson konnte mit Wasser nichts Schlimmes anstellen. Modo, öffne die Schleusen!«
    Die anderen Zauberer wichen zurück, als der Gärtner zwei verzierte Messingräder drehte.
    »Ich hab’s satt, wie ihr nach der Seife zu suchen!« rief der Erzkanzler, als Wasser durch verborgene Kanäle strömte. »Hygiene – so heißt das Zauberwort!«
    »Behaupte nachher bloß nicht, wir hätten dich nicht gewarnt«, erwiderte der Dekan und schloß die Tür.
    »Äh…, bei einigen Rohren habe ich noch nicht festgestellt, wohin sie führen, Erzkanzler«, sagte Modo vorsichtig.
    »Das finden wir schon heraus, keine Sorge«, entgegnete Ridcully munter. Er nahm den Hut ab und setzte eine von ihm selbst entworfene Duschhaube auf – sie war natürlich spitz, um auf seinen Status hinzuweisen. Dann griff er nach einer gelben Gummiente.
    »Die Pumpen bemannen, Modo. Beziehungsweise bezwergen, in deinem Fall.«
    »Ja, Erzkanzler.«
    Modo zog einen Hebel. In den Rohrleitungen hämmerte und klopfte es. Dampf entwich an einigen Verbindungsstellen.
    Ridcully sah sich noch einmal im Badezimmer um. Selbst wenn Johnson einen denkbar schlechten Ruf genoß: Vielleicht hatte er manchmal doch das eine oder andere richtig hingekriegt, wenn auch nur durch Zufall. Der ganze Raum, auch Decke und Boden, war mit weißen, blauen und grünen Fliesen ausgestattet. In der Mitte, unter einer Krone aus Rohren, stand Johnsons patentiertes »hervorragendes Hausablutorium, Modell Taifun, mit automatischer Seifenschale« – ein sanitäres Gedicht in Mahagoni, Rosenholz und Kupfer.
    Modo hatte sich viel Zeit genommen, um alle Rohre und Messinghähne auf Hochglanz zu bringen.
    Ridcully schloß die Tür mit dem geriffelten Glas hinter sich.
    Der Erfinder des Waschwunders hatte beschlossen, das Duschen zu einem vollständig kontrollierbaren Erlebnis zu machen. Eine Wand der geräumigen Kabine bot eine große Auswahl an Messinghähnen an, in der Form von Nixen, Muscheln und aus irgendeinem Grund auch von Granatäpfeln. Es gab verschiedene Leitungen für salziges, hartes und weiches Wasser. Hinzu kamen einige große Räder zur Regelung der Temperatur. Ridcully betrachtete sie aus der Nähe.
    Nach einer Weile trat er zurück, sah zu den Fliesen und sang: »Mi, mi, mi!«
    Seine Stimme hallte wider.
    »Perfektes Echo«, sagte Ridcully, von Natur aus ein Badezimmer-Bariton.
    Er griff nach einem Sprachrohr. Es war installiert worden, um dem Badenden die Kommunikation mit dem Maschinisten zu gestatten.
    »Alle Zisternen Marsch, Modo!«
    »Aye, aye, Sir!«
    Ridcully öffnete den mit »Sprühen« beschrifteten Hahn und sprang sicherheitshalber beiseite. Immerhin wußte er, daß Johnsons Einfallsreichtum einer Bombe gleichkam, deren Lunte brannte – man wußte nur nicht, wann es zu einer verheerenden Kreativitätsexplosion kam.
    Ein sanfter Strom warmen Wassers senkte sich auf den Erzkanzler herab, umhüllte ihn wie ein zärtlicher Dunst.
    »Potzblitz!« entfuhr es ihm. Er probierte einen anderen Hahn.
    »Schauer« erwies sich als etwas lebhafter. »Schwall« ließ ihn nach Luft schnappen, und bei »Flut« tasteten seine Hände nach Halt – es fühlte sich an, als wollte ihm etwas den Kopf abschrauben. Bei »Welle« neigte sich eine Wand aus warmem Salzwasser von einer Seite der Duschkabine zur anderen, um anschließend durchs Gitter in der Mitte des Bodens zu verschwinden.
    »Ist alles in Ordnung, Erzkanzler?« rief Modo.
    »Eine wundervolle

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