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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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an dem der Schneevater mit seinem Schlitten fuhr, Zahnfeen über Leitern kletterten, Ferdinand Frost Farnmuster an Fenster malte und die Seelenkuchenente Schokoladeneier legte. In den weiten Räumen zwischen den behäbigen Sekunden bewegte sich Tod wie eine Hexe und tanzte durch den Regen, ohne naß zu werden.
    Menschen konnten dort le… Nein, Menschen konnten dort nicht leben, denn selbst wenn man ein Glas Wein mit dem Inhalt einer ganzen Badewanne verdünnte: Das ergab zwar mehr Flüssigkeit, aber nicht mehr Wein. Ein Gummiband blieb dasselbe Gummiband, ganz gleich, wie sehr man es in die Länge zog.
    Menschen konnten dort jedoch existieren.
    In jener Welt war es nie zu kalt, obgleich die Luft prickelte wie Winterluft an einem sonnigen Tag. Dennoch folgte Susanne einer alten Angewohnheit und holte ihren Mantel aus dem Schrank.
    QUIEK.
    »Gibt es hier einige Ratten und Mäuse, um die du dich kümmern mußt?«
    »Nee, vor Silvester ist es immer sehr ruhig«, sagte der Rabe. Er versuchte, das rote Geschenkpapier mit seinen Krallen zu falten. »In ein paar Tagen muß er viele Springmäuse und Hamster und so besuchen. Weil die Kinder vergessen, sie zu füttern. Oder weil sie herausfinden wollen, warum sie sich bewegen.«
    Susanne mußte natürlich Twyla und Gawain verlassen, aber ihnen geschah bestimmt nichts. Ihnen konnte gar nichts geschehen – die Zeit dafür reichte nicht aus.
    Sie eilte die Treppe hinunter und verließ das Haus durch den Vordereingang.
    Schnee hing in der Luft. Es war keine besonders malerische Beschreibung, aber sie entsprach den Tatsachen. Die Flocken schwebten wie Sterne in der Leere. Wenn sie Susanne berührten, schmolzen sie mit kleinen elektrischen Entladungen.
    Es herrschte viel Verkehr auf der Straße, aber er war in der Zeit erstarrt. Susanne wanderte vorsichtig an den Passanten vorbei und erreichte schließlich den Park.
    Der Schnee vollbrachte etwas, zu dem weder Zauberer noch Wächter in der Lage waren: Er brachte Ankh-Morpork Sauberkeit. Er hatte noch nicht schmutzig werden können. Am nächsten Morgen würde die Stadt vermutlich aussehen, als wäre sie von Kaffeemeringen bedeckt, doch jetzt trug sie ein Gewand aus makellosem Weiß.
    Es war ganz still, und die Vorhänge aus Schneeflocken filterten die Lichter von Ankh-Morpork. Einige Meter im Innern des Parks konnte man glauben, auf dem Land zu sein.
    Susanne schob die Finger in den Mund und pfiff.
    »Das hättest du auch würdevoller tun können«, sagte der Rabe. Er hockte auf einem eisverkrusteten Zweig.
    »Sei still.«
    »Aber es war gar nicht schlecht. Nur wenige Frauen können so gut pfeifen.«
    »Du sollst still sein.«
    Sie warteten.
    »Warum hast du den roten Papierstreifen vom Geschenk des Mädchens gestohlen?« fragte Susanne.
    »Ich habe Pläne«, erwiderte der Rabe finster.
    Sie warteten weiter.
    Susanne fragte sich, was passieren würde, wenn es nicht klappte. Wahrscheinlich kicherte die Ratte dann. Sie konnte auf besonders höhnische Weise kichern.
    Hufe pochten, und der Vorhang aus schwebendem Schnee teilte sich. Plötzlich war das Pferd da.
    Binky trabte im Kreis, blieb dann stehen und dampfte.
    Es lag kein Sattel auf seinem Rücken. Tods Pferd ließ seinen Reiter nicht herunterfallen.
    Wenn ich aufsteige, beginnt alles von vorn, dachte Susanne. Dann verlasse ich das Licht und kehre in die Welt jenseits von dieser zurück. Dann scheitert mein Balanceakt. Dann falle ich vom Seil.
    Und eine Stimme in ihr entgegnete: Aber eigentlich ist das doch dein Wunsch, oder?
    Zehn Sekunden später gab es nur noch den Schnee.
    Der Rabe wandte sich an den Rattentod.
    »Hast du eine Ahnung, wo ich eine Schnur finden könnte?«
    QUIEK.
     
    Susanne wurde beobachtet.
    Einer fragte: Wer ist sie?
    Einer erwiderte: Erinnern wir uns daran, daß Tod eine Tochter adoptiert hat? Die junge Frau ist deren Tochter.
    Einer fragte: Ist sie ein Mensch?
    Einer antwortete: Im großen und ganzen.
    Einer fragte: Kann man sie töten?
    Einer sagte: O ja.
    Einer sagte: Dann ist ja alles in Ordnung.
    Einer sagte: Äh… glauben wir nicht, daß wir durch diese Sache in Schwierigkeiten geraten könnten? Immerhin ist dies nicht unbedingt… genehmigt? Wir möchten vermeiden, daß jemand Fragen stellt.
    Einer sagte: Es ist unsere Pflicht, das Universum von schlampigem Denken zu befreien.
    Einer sagte: Alle werden dankbar sein, wenn sie dahinterkommen.
     
    Binky landete sanft auf Tods Rasen.
    Susanne hielt sich nicht mit dem vorderen Eingang auf, sondern trat

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