Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Kostüm eines Kobolds. Allerdings saß es schief, als wäre es in aller Hast übergestreift worden.
    »Wer bist du ?«
    Der Kobold nahm eine durchweichte Zigarette aus dem Mund und grinste anzüglich.
    »Nenn mich Onkel Schwer«, sagte er.
    »Du bist kein Kobold!«
    »Nein, ich bin ein Feenschuster, Teuerster.«
    Hinter Kaufgut ertönte eine Stimme.
    UND WAS MÖCHTEST DU, KLEINER MENSCH?
    Er drehte sich entsetzt um.
    Vor dem… vor dem usurpatorischen Schneevater – eine bessere Bezeichnung fiel Kaufgut nicht ein – stand ein kleines Kind von unbestimmbaren Geschlecht. Es schien zum größten Teil aus einer wollenen Bommelmütze zu bestehen.
    Kaufgut wußte, wie es ablaufen sollte: Das Kind war sprachlos vor Ehrfurcht, und die Mutter beugte sich vor, zwinkerte dem Schneevater heimlich zu und sprach in jenem Tonfall, den Erwachsene benutzen, wenn sie sich gegen Kinder verschwören. »Du möchtest eine kleine Klimperpuppe, nicht wahr, Doreen? Und das Kochgeschirr, das genauso aussieht wie Mamis und hier im Schaufenster steht. Und das Küchenherdbuch zum Ausschneiden. Und was sagt man?«
    Dann sagte das staunende Kind »‘nke« und bekam einen Luftballon oder eine Orange.
    Diesmal lief es anders ab.
    Die Mutter kam bis zu »Du möchtest ei…«
    WARUM SIND DEINE HÄNDE AN SCHNÜREN BEFESTIGT, KIND?
    Das Kind blickte an seinen Armen entlang zu den Fäustlingen, die an den Ärmeln befestigt waren. Es hob sie an.
    »Fausthandschuhe«, sagte es.
    ICH VERSTEHE. SEHR PRAKTISCH.
    »Gibt es dich wirklich?«
    WAS GLAUBST DU ?
    Die Bommelmütze lachte leise. »Ich habe gesehen, wie dein Schwein gepinkelt hat.« Es klang, als wäre es das mit Abstand aufregendste Ereignis gewesen, das jemals von Kinderaugen beobachtet worden war.
    OH. ÄH… GUT.
    »Es hatte einen großen, dicken…«
    WAS MÖCHTEST DU ZU SILVESTER? fragte der Schneevater rasch.
    Die Mutter verstand den ökonomischen Hinweis und sagte: »Sie möchte ei…«
    Der Schneevater schnippte ungeduldig mit den Fingern, daraufhin klappte der mütterliche Mund zu.
    Das Kind schien zu ahnen, daß sich ihm eine einzigartige Chance bot.
    »Ich möchte ein Heer«, antwortete es schnell. »Und ein großes Schloß mit spitzen Dingen dran. Und ein Schwert.«
    WAS SAGT MAN? fragte der Schneevater.
    Das Kind überlegte einige Sekunden. »Ein großes Schwert?« erwiderte es dann.
    IN ORDNUNG.
    Onkel Schwer stieß den Schneevater an.
    »Du kannst erwarten, daß man sich bei dir bedankt «, meinte er.
    TATSÄCHLICH? NORMALERWEISE IST DAS NICHT DER FALL.
    »Ich meine, die Leute danken dem Schneevater «, zischte Albert. »Und der bist du doch, oder?«
    JA, NATÜRLICH. ÄHM. DU SOLLTEST DICH BEDANKEN.
    »‘nke.«
    UND SEI BRAV. DAS GEHÖRT ZUR VEREINBARUNG.
    »‘a.«
    DANN IST JA ALLES KLAR. Der Schneevater griff in seinen Sack und holte etwas hervor…
    …ein ziemlich großes Schloß mit angemessen spitzen blauen Dächern auf Türmen, die bestens dafür geeignet waren, Prinzessinnen darin einzusperren…
    … einen Karton mit Hunderten von kleinen Soldaten und Rittern…
    …und ein Schwert. Es war fast anderthalb Meter lang, und die Klinge schimmerte.
    Die Mutter schnappte nach Luft.
    »Das darfst du ihr nicht geben!« heulte sie. »Es ist viel zu gefährlich!«
    ES IST EIN SCHWERT, sagte der Schneevater. SCHWERTER SOLLEN GEFÄHRLICH SEIN.
    »Sie ist ein Kind!« rief Kaufgut.
    SIE HAT NUN GELEGENHEIT ZU LERNEN.
    »Und wenn sie sich an der Klinge verletzt?«
    DAS WIRD EINE LEHRREICHE ERFAHRUNG SEIN.
    Onkel Schwer flüsterte erneut.
    TATSÄCHLICH? OH, NA SCHÖN. ICH SCHÄTZE, ES STEHT MIR NICHT ZU, SO ETWAS IN FRAGE ZU STELLEN.
    Die stählerne Klinge verwandelte sich in eine aus Holz.
    »Und sie möchte die anderen Dinge nicht«, behauptete Doreens Mutter und bewies damit eine erstaunlich flexible Einstellung gegenüber der Realität. »Sie ist ein Mädchen! Und außerdem kann ich mir solche Sachen überhaupt nicht leisten!«
    ICH HABE SIE DOCH VERSCHENKT, erwiderte der Schneevater. Er klang ein wenig verwirrt.
    »Hast du das?« fragte die Mutter.
    » Hast du das?« fragte Kaufgut. Neuerliches Entsetzen durchflutete ihn. »Ausgeschlossen! Das ist unsere Ware! Sie darf nicht verschenkt werden! Zum Silvesterfest wird nichts verschenkt! Ich meine… Ja, natürlich werden zum Silvesterfest Dinge verschenkt«, korrigierte er sich, als er merkte, daß ihn die Kunden beobachteten. »Aber zuerst müssen sie gekauft werden, ich meine… haha.« Er lachte nervös und spürte immer

Weitere Kostenlose Bücher