Schweinsgalopp
eine Art künstliches Gehirn?«
»Man könnte Hex dafür halten«, erwiderte Stibbons vorsichtig. »Natürlich denkt die Maschine nicht wirklich. Sie erweckt nur den Anschein .«
»Oh, so wie der Dekan«, sagte Ridcully. »Wäre es möglich, ein solches Gehirn im Kopf des Dekans unterzubringen?«
»Hex wiegt zehn Tonnen, Erzkanzler.«
»Im Ernst? Dann braucht man eine ziemlich große Brechstange.« Ridcully griff in die Tasche. »Gerade fällt mir ein, warum ich hergekommen bin. Dieser kleine Bursche hier ist der Warzengnom…«
»Hallo«, sagte der Warzengnom schüchtern.
»… und er scheint einfach so entstanden zu sein, um uns heute nacht Gesellschaft zu leisten. Was mir ein wenig seltsam erscheint. Vielleicht liegt’s daran, daß die Silvesternacht was Besonderes darstellt«, fuhr Ridcully fort. »Ich meine, es ist die letzte Nacht des Jahres und so. Der Schneevater saust mit seinem Schlitten hin und her. Die Finsternis wird besonders finster und dergleichen. Der ganze okkulte Kram des Jahres stapelt sich. Unter solchen Umständen kann natürlich eine ganze Menge passieren. Vielleicht könnt ihr der Angelegenheit auf den Grund gehen. Obwohl es vermutlich keine Sache ist, wegen der man sich Sorgen machen müßte.«
»Ein Warzen gnom?« fragte Ponder.
Der Gnom drückte schützend den Beutel an sich.
»Ergibt nicht mehr und nicht weniger Sinn als viele andere Dinge«, sagte Ridcully. »Immerhin ist auch eine Zahnfee unterwegs, nicht wahr? Genausogut kann man sich fragen, warum wir zwar einen Gott des Weins haben, aber keinen Gott des Katzenjammers…«
Er unterbrach sich.
»Hat sonst noch jemand das Geräusch gehört?« fragte er.
»Welches Geräusch, Erzkanzler?«
»Es klang wie Klingelingelingelingeling. So wie kleine Glocken.«
»Habe nichts in der Art gehört, Erzkanzler.«
»Oh.« Ridcully zuckte mit den Schultern. »Wo waren wir gerade…? Oh, ja. Bis heute abend hat niemand etwas von einem Warzengnom gehört .«
»Stimmt«, sagte der Warzengnom. »Selbst ich wußte bis heute abend nichts von mir, und ich bin ich .«
»Wir werden versuchen, dieses Rätsel zu lösen«, sagte Ponder höflich.
»Gut.« Ridcully schob den Gnom wieder in seine Tasche und sah zu Hex auf.
»Erstaunlich. Das Ding sieht sogar so aus, als könnte es denken.«
»Äh… ja.«
»Aber es denkt nicht wirklich?«
»Äh… nein.«
»Es erweckt nur den Anschein zu denken, und in Wirklichkeit steckt nichts dahinter?«
»Äh… ja.«
»Nun, das ist bei den meisten Leuten der Fall«, sagte Ridcully.
Der Junge bedachte den Schneevater mit einem prüfenden Blick, als er auf dem offiziellen Knie Platz nahm.
»Eins möchte ich klarstellen«, sagte er. »Ich weiß, daß du dich verkleidet hast. Der Schneevater ist eine biologische und temporale Unmöglichkeit. Ich hoffe, wir verstehen uns.«
AHA. ICH EXISTIERE ALSO NICHT.
»Genau. Du bist nur traditioneller Unfug, der inzwischen rein kommerziellen Zwecken dient. Meine Mutter hat bereits alle Geschenke gekauft. Natürlich habe ich ihr gesagt, welches die richtigen sind. Sie bringt die Dinge oft durcheinander.«
Der Schneevater sah kurz zu dem in der Nähe wartenden und besorgt lächelnden Abbild mütterlicher Untauglichkeit.
WIE ALT BIST DU, JUNGE?
Das Kind rollte mit den Augen. »Solche Fragen solltest du eigentlich nicht stellen«, sagte er. »Ich mache dies nicht zum erstenmal, weißt du. Zuerst erkundigst du dich nach meinem Namen.«
AARON ZAPPEL, VON MANCHEN LEUTEN NERVENSÄGE GENANNT, WOHNHAFT IN DER HOCHKANTSTRASSE, ANKH-MORPORK.
»Vermutlich hat dich jemand informiert«, sagte Aaron. »Ich schätze, die als Kobolde verkleideten Leute fragen die Mütter nach solchen Dingen.«
DU BIST ACHT UND GEHST AUF… AUF DIE FÜNFUNDVIERZIG ZU, sagte der Schneevater.
»Wahrscheinlich muß man beim Bezahlen Formulare ausfüllen oder so«, meinte Aaron.
DU MÖCHTEST WALNUSS’ »HARMLOSE REPTILIEN DER STO-EBENE«, EINEN SCHAUKASTEN, EIN SAMMELALBUM, EIN KONSERVIERUNGSGLAS UND EINE EIDECHSENPRESSE. WAS IST EINE EIDECHSENPRESSE?
»Man kann die Biester nicht ins Album kleben, solange sie noch dick sind. Davon hattest du keine Ahnung, was? Nun, ich schätze, man hat dir alles erzählt, als ich mich für einige Sekunden von den ausgestellten Stiften ablenken ließ. Was hältst du davon, wenn wir diesen Unsinn jetzt beenden? Gib mir einfach die Orange.«
ICH KANN DIR VIEL MEHR GEBEN ALS NUR ORANGEN.
»Ja, ja, das habe ich gesehen. Wahrscheinlich hast du mit irgendwelchen
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