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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ringe in den Schnauzen. Allerdings waren diese Geschöpfe riesig und grau und borstig. Über jedem von ihnen hing eine Wolke aus übelriechendem Dunst.
    Außerdem sahen diese Schweine nicht besonders nett aus. Sie wirkten alles andere als reizend und freundlich. Eins drehte den Kopf, sah Kaufgut aus kleinen roten Augen an und machte nicht etwa »Oink« – dieses Geräusch hatte der in der Stadt aufgewachsene Kaufgut immer mit Schweinen in Verbindung gebracht.
    Es machte Ghnaaarrrwnnkh?
    Auch der Schlitten hatte sich verändert. Gerade mit dem Schlitten war Kaufgut sehr zufrieden gewesen, unter anderem wegen der vielen silbrig glänzenden und verschnörkelten Ornamente. Unter seiner persönlichen Aufsicht hatten seine Angestellten glitzernde Sterne an ausgewählte Stellen geklebt. Jetzt lag die Pracht in Fetzen vor und neben dem Schlitten, der aus zwei ungeschickt gesägten Baumstämmen zu bestehen schien, die auf hölzernen Kufen ruhten. Das Ding sah uralt aus. Jemand hatte Gesichter ins Holz geschnitzt – grinsende Gesichter, die völlig fehl am Platz waren.
    Eltern schrien und versuchten, ihre Sprößlinge zurückzuziehen, doch diese Bemühungen blieben ohne Erfolg. Die Kinder fühlten sich von den Neuankömmlingen ebenso angezogen wie Fliegen von Zucker.
    Herr Kaufgut lief zu dem schrecklichen Etwas und ruderte mit den Armen.
    »Aufhören!« heulte er. »Aufhören! Ihr erschreckt die Kinder!«
    »Sie haben Hauer«, sagte ein kleiner Junge hinter ihm. »Toll!«
    Und seine Schwester meinte: »He, sieh nur, das Schwein pinkelt!« Eine gewaltige Wolke aus gelbem Dampf stieg auf. »Sieh nur, es reicht bis zur Treppe! Und wer nicht schwimmen kann, hält sich am Geländer fest!«
    »Sie fressen einen, wenn man unartig ist«, sagte ein kleines Mädchen, das Bescheid zu wissen schien. »Mit Haut und Haaren verschlingen sie einen. Auch die Knochen. Die zerbeißen sie.«
    »Sei doch nicht kindisch«, meinte ein etwas älteres Kind. »Es gibt sie gar nicht wirklich. Bestimmt steckt ein Zauberer dahinter. Oder irgendein Aufziehmechanismus. Jeder weiß, daß es sie gar nicht wirklich gi…«
    Einer der Eber drehte den Kopf und sah zu dem Jungen, der sich sofort hinter seiner Mutter versteckte.
    Tränen des Zorns strömten über Kaufguts Wangen, als er sich einen Weg durch die hin und her wogende Menge bahnte. Als er die Grotte des Schneevaters erreichte, packte er dort einen ängstlichen Kobold am Kragen.
    »Das Komitee für Gleiche Höhe steckt dahinter, nicht wahr?« rief er. »Es will mich ruinieren! Und sie ruinieren die Freude der Kinder! Seht nur, was aus den hübschen Puppen geworden ist!«
    Der Kobold zögerte. Kinder drängten sich bei den Schweinen zusammen und ignorierten die Bemühungen der Eltern, sie fortzuziehen. Ein kleines Mädchen bot einem der Eber eine Orange an.
    Doch die Puppen Aller Nationen waren in offensichtliche Schwierigkeiten geraten. Aus dem Musikkasten erklang noch immer die Melodie von »Wäre es nicht nett, wenn alle nett wären«, aber einige der Stangen, die die Puppen bewegten, hatte sich verbogen. Der klatschianische Junge hob immer wieder seinen Zeremonienspeer, um dem omnianischen Mädchen damit auf den Kopf zu schlagen, während die junge Dame in der achatenen Volkstracht dem kleinen llamedosianischen Druiden gegen das Ohr trat. Eine Kinderschar beobachtete das Geschehen und kommentierte es mit begeisterten Rufen.
    »Es… äh… gibt noch mehr Probleme in der Grotte, Herr Kaufg…«, begann der Kobold.
    Eine in Rot und Weiß gekleidete Gestalt näherte sich und drückte Kaufgut einen falschen Bart in die Hände.
    »Mir reicht’s «, sagte der Alte im Kostüm des Schneevaters. »Ich habe nichts gegen den Geruch von Orangen und die feuchten Hosen, aber dies hier geht zu weit.«
    Er stapfte an den Leuten vorbei und fügte dabei hinzu: »Und er macht es nicht einmal richtig!«
    Herr Kaufgut setzte seinen Weg fort.
    Jemand saß auf dem großen Stuhl des Schneevaters, ein Kind auf seinem Schoß. Die Gestalt erschien irgendwie… seltsam. Sie trug die Kleidung, die man beim Schneevater erwartete, aber Kaufguts Blick glitt immer wieder ab – seine Augen weigerten sich hartnäckig, Einzelheiten wahrzunehmen. Genausogut hätte er versuchen können, ohne Spiegel sein eigenes Ohr zu betrachten.
    »Was geht hier vor?« fragte Kaufgut. »Was geht hier vor?«
    Eine Hand schloß sich fest um seine Schulter. Er drehte den Kopf und sah ins Gesicht eines Grottenkobolds. Zumindest trug der Mann das

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