Schweinsgalopp
etwas zu holen?« fragte Ridcully.
Susanne schob die Kapuze zurück.
»Ich brauche deine Hilfe, Erzkanzler«, sagte sie.
»Du… du bist Tods Enkelin, nicht wahr?« erwiderte Ridcully. »Ich bin dir begegnet, und zwar bei…«
»Ja«, seufzte Susanne.
»Äh… hilfst du aus?« Ridcully hob und senkte die Brauen, während er auf das schlaffe Bündel deutete.
»Ich brauche eure Hilfe, um ihn aufzuwecken«, erklärte Susanne.
»Du meinst, du brauchst ein Wunder«, meinte der Oberste Hirte, der noch immer darauf achtete, sicheren Abstand zu wahren.
»Er ist nicht tot«, sagte Susanne. »Er schläft nur.«
»So heißt es immer«, entgegnete der Oberste Hirte mit zitternder Stimme.
Ridcully sah die Dinge praktischer und hob den Kopf des o Gottes, der daraufhin leise stöhnte.
»Scheint ein bißchen angeschlagen zu sein«, meinte er.
»Er ist der Gott des Katzenjammers«, erklärte Susanne. »Der o Gott des Katzenjammers, um ganz genau zu sein.«
»Tatsächlich?« fragte Ridcully. »Weiß gar nicht, wozu der gut ist. Komisch. Ich kann die ganze Nacht trinken und bin am nächsten Morgen trotzdem taufrisch.«
Der o Gott öffnete die Augen. Eine Sekunde später raste er dem Erzkanzler entgegen und hämmerte mit beiden Fäusten gegen seine Brust.
»Du elender und dreimal verfluchter Mistkerl! Ich hasse dich – hasse dich – hasse dich – hasse dich…«
Er schloß die Augen und sank zu Boden.
»Was sollte das denn?« fragte Ridcully.
»Ich glaube, es war eine Art nervöse Reaktion«, sagte Susanne diplomatisch. »Heute abend passiert irgend etwas Scheußliches. Ich hoffe, daß er mir sagen kann, was. Aber zuerst muß er klar denken können.«
»Und deshalb hast du ihn hierher gebracht?« erwiderte Ridcully.
HO. HO. HO. JA, IN DER TAT, HALLO, KLEINES KIND NAMENS VERRUKA KLUMPIG, WAS FÜR EIN HÜBSCHER NAME, DU BIST SIEBEN JAHRE ALT, NICHT WAHR? GUT. JA. SO WAS PASSIERT MANCHMAL. DARAN KANN MAN RICHTIGE SCHWEINE ERKENNEN. HIER, NIMM. OH, KEINE URSACHE. FRÖHLICHES SILVESTERFEST, UND SEI BRAV. WEISST DU, ICH ERFAHRE SOFORT, OB DU BRAV ODER UNARTIG BIST. HO. HO. HO.
»Nun, eins steht fest«, sagte Albert, als die Mutter das Mädchen fortführte. »In das Leben hast du Magie gebracht.«
ICH MAG DEN AUSDRUCK IN IHREN KLEINEN GESICHTERN, erwiderte der Schneevater.
»Meinst du Unsicherheit und Ehrfurcht; die stumme Frage, ob sie lachen, weinen oder sich in die Hose machen sollen?«
JA. DAS NENNE ICH RICHTIG GLAUBEN.
Sie trugen den o Gott in den Großen Saal und legten ihn dort auf eine Sitzbank. Die ranghöchsten Zauberer versammelten sich um ihn herum. Sie waren immer bereit, den Leuten zu helfen, die schlechter dran waren als sie – damit sich an ihrem Zustand möglichst nichts änderte.
»Ich weiß, was für einen Katzenjammer gut ist«, sagte der Dekan. Er fühlte sich in Partystimmung.
Die anderen Zauberer sahen ihn erwartungsvoll an.
»Am Abend vorher ordentlich trinken!« verkündete der Dekan.
Er strahlte.
»Das war ein Witz«, erklärte er, als alle still blieben.
Die Stille dauerte noch etwas länger.
»Sehr lustig«, sagte Ridcully. Er drehte sich um und blickte nachdenklich auf den o Gott hinab.
»Rohe Eier sollen helfen.« Er bedachte den Dekan mit einem finsteren Blick. » Gegen den Kater, meine ich. Und frischer Orangensaft.«
»Klatschianischer Kaffee«, sagte der Dozent für neue Runen mit fester Stimme.
»Dieser Bursche hat nicht nur seinen eigenen Katzenjammer, sondern auch den aller anderen«, betonte Ridcully.
»Ich hab’s mit klatschianischem Kaffee versucht«, murmelte Gallig. »Davon wird mir schlecht und übel.«
»Eine Mischung aus Senf und Meerrettich«, schlug der Professor für unbestimmte Studien vor. »In Rahm, wenn’s geht. Und mit Sardellen.«
»Joghurt«, sagte der Quästor.
Ridcully musterte ihn überrascht.
»Das klang fast sachbezogen«, meinte er. »Gut gemacht. An deiner Stelle würde ich’s dabei belassen, Quästor. Hmm. Mein Onkel schwor immer auf Potzblitz-Soße«, fügte er hinzu.
»Du meinst wohl, daß er sie anderen Leuten angedroht hat«, entgegnete der Dozent für neue Runen.
»Durchaus möglich«, räumte Ridcully ein. »Einmal trank er eine ganze Flasche von dem Zeug, um einen Kater loszuwerden. Er schien ihn tatsächlich losgeworden zu sein, denn er wirkte sehr ruhig und friedlich, als man ihn aufbahrte.«
»Weidenborke«, ließ sich der Quästor vernehmen.
»Gute Idee«, lobte der Dozent für neue Runen. »Ein
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