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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Teddybären, der größer war als sie selbst.
    » Ich bekomme immer Badesalz«, klagte Nobby. »Und Seife und Schaumbad und Badekräuter und noch viele andere Badesachen. Der Grund dafür ist mir ein Rätsel, denn ich bade nur sehr selten, und das wissen die Leute doch.«
    »Ich nenne so etwas abscheulich«, kommentierte Obergefreiter Besuch.
    Im ersten Stock herrschte dichtes Gedränge.
    »Sieh sich das einer an. Mir hat der Schneevater nie etwas gebracht, als ich ein Kind war.« Nobbs blickte sich verdrießlich um. »Bei jedem Silvesterfest hängte ich Strümpfe auf. Nur einmal fand ich etwas darin – weil mein Vater einen Strumpf als Kotzbeutel verwendet hatte.« Er nahm den Helm ab.
    Nobby war alles andere als ein Held, doch der Glanz in seinen Augen verriet: Er hatte zu viele leere Strümpfe plus einen tropfenden gesehen. Schorf war von einer Wunde im gewundenen Organ seiner Seele gestoßen worden.
    »Ich knöpfe mir den Burschen vor«, knurrte er.
     
    Zwischen dem Großen Saal der Unsichtbaren Universität und dem Haupteingang erstreckte sich ein runder Raum beziehungsweise ein Vestibül, Erzkanzler Gedärms Gedenken genannt. Niemand erinnerte sich an die Bedeutung des Namens oder an den Grund, warum an jedem zweiten Mittwoch ein kleines Rosinenbrötchen und eine Kupfermünze auf ein hohes steinernes Regal gelegt wurden. 15
    Ridcully stand nun in der Mitte dieses Zimmers und blickte nach oben.
    »Sag mal, Oberster Hirte, wir laden doch nie irgendwelche Frauen zum Silvestermahl ein, oder?«
    »Natürlich nicht, Erzkanzler«, erwiderte der Oberste Hirte. Er sah ebenfalls zum staubigen Dachgebälk empor und fragte sich, was Ridcullys Aufmerksamkeit geweckt hatte. »Um Himmels willen, nein. Sie würden alles ruinieren. Das ist meine Meinung.«
    »Und die Dienstmädchen haben bis Mitternacht frei, stimmt’s?«
    »Ich bin immer der Ansicht gewesen, daß dies ein sehr großzügiger Brauch ist«, sagte der Oberste Hirte und spürte, wie er ein steifes Genick bekam.
    »Warum hängen wir dann jedes Jahr da oben Mistelzweige auf?«
    Der Oberste Hirte drehte sich im Kreis und blickte weiter nach oben.
    »Nun, äh… es ist… es ist symbolisch, Erzkanzler.«
    »Ach?«
    Der Oberste Hirte gewann den Eindruck, daß dieser Hinweis allein als Erklärung nicht genügte. Er kramte in den untersten, selten benutzten Schubladen seiner Bildung.
    »Äh… die Blätter, nun, sie… sie symbolisieren… äh… grüne Dinge, wohingegen die Beeren, ja, die Beeren symbolisieren… Weißes. Ja. Weiß und grün. Sehr… symbolisch.«
    Er wartete. Leider wurde er nicht enttäuscht.
    »Sehr symbolisch für was?«
    Der Oberste Hirte hüstelte.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es hier ein Was geben muß«, erwiderte er.
    »Nun…« Der Erzkanzler überlegte. »Man könnte also sagen, daß in diesem Fall Weiß und Grün eine kleine parasitische Pflanze symbolisieren.«
    »In der Tat«, bestätigte der Oberste Hirte.
    »Mit anderen Worten: Misteln symbolisieren Misteln?«
    »Genau, Erzkanzler«, sagte der Oberste Hirte. Er versuchte jetzt nur noch durchzuhalten.
    »Komisch«, sagte Ridcully. Er klang noch immer nachdenklich. »Solch eine Bemerkung ist entweder so tiefsinnig, daß es Jahrzehnte dauern würde, ihre ganze Bedeutung zu erfassen. Oder sie ist absoluter Blödsinn. Was ist hier der Fall, frage ich mich?«
    »Vielleicht beides«, erwiderte der Oberste Hirte verzweifelt.
    »Und diese Antwort ist entweder sehr weise oder absolut dämlich«, sagte Ridcully.
    »Möglicherweise sowohl als…«
    »Übertreibe es nicht, Oberster Hirte.«
    Jemand klopfte an die Eingangstür.
    »Äh, das sind bestimmt die Silvestersänger.« Der Oberste Hirte freute sich über die Ablenkung. »Kommen in jedem Jahr und… äh… singen. Mir gefällt ›Die blütenweißen Jungen‹ am besten.«
    Der Erzkanzler blickte zu dem Mistelzweigen empor, bedachte den Obersten Hirten mit einem scharfen Blick und öffnete dann die kleine Klappe in der Tür.
    »Jetzt hört mal, ihr Silvestersänger…«, begann er. »Oh. Nun, ich muß sagen, daß du keinen sehr geeigneten Zeitpunkt gewählt hast…«
    Eine Kapuzengestalt trat durch das Holz der Tür, mit einem schlaffen Bündel über einer Schulter.
    Der Oberste Hirte wich rasch zurück.
    »Oh, nein, nicht ausgerechnet heute nacht…«
    Und dann stellte er fest: Was er für eine Kapuze gehalten hatte, war am Saum mit Spitzen besetzt, und die Kapuze wirkte erstaunlich modisch.
    »Bist du gekommen, um etwas zu bringen oder um

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