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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Buch zwei, Vers vierundzwanzig.«
    »Nicht ganz so schnell, Chef«, sagte Korporal Nobbs und wirkte verwirrt. »Man erwartet doch von dem Schneevater, daß er Dinge weggibt, oder?«
    Diesmal mußte sich Waldemar Kaufgut einige Sekunden Zeit nehmen, um darüber nachzudenken. Bisher hatte er nur die grundsätzliche Falschheit der Dinge erkannt, ohne die Situation sorgfältig zu analysieren.
    »Dieser Schneevater ist ein Schwindler!« verkündete er schließlich. »Jawohl! Er ist einfach so hier eingedrungen!«
    »Weißt du, daß habe ich mir schon immer gedacht«, erwiderte Nobbs. »Ich dachte: In jedem Jahr sitzt der Schneevater zwei Wochen lang in einem Kaufhaus in Ankh-Morpork? Während der Hochsaison? Wohl kaum! Wahrscheinlich ist es nur ein Alter mit einem falschen Bart, dachte ich.«
    »Ich meine… er ist nicht der Schneevater, den wir sonst hier haben«, sagte Kaufgut und versuchte, verlorenen Boden gutzumachen. »Er ist einfach erschienen!«
    »Oh, ein anderer Schwindler? Nicht der übliche Hochstapler?«
    »Nun… ja… nein…«
    »Und er hat angefangen, Dinge wegzugeben?« vergewisserte sich Korporal Nobbs.
    »Ja, genau! Das ist bestimmt ein Verbrechen, nicht wahr?«
    Korporal Nobbs rieb sich die Nase.
    »Nun, fast «, räumte er ein und wollte die Hoffnung auf eine festliche Belohnung nicht ganz aufgeben. »Gibt er deine Sachen weg, Chef?«
    »Nein! Nein, er hat sie selbst mitgebracht!«
    »Ach? Wenn er deine Sachen weggäbe… dann könnte ich das Problem verstehen. Wenn plötzlich Eigentum fehlt… Das ist ein sicheres Anzeichen für ein Verbrechen. Aber wenn plötzlich mehr Dinge da sind als vorher – dann wird’s schwierig. Es sei denn, es geht dabei um Arme und Beine. Um ganz ehrlich zu sein: Es wäre einfacher für uns, wenn er Dinge verschwinden ließe.«
    »Dies ist ein Geschäft «, betonte Kaufgut und kam damit auf den Kern der Sache. »Wir geben keine Waren weg. Wie können wir erwarten, daß die Kunden etwas kaufen, wenn der Schneevater einfach Dinge weggibt? Bitte geh jetzt und bring ihn fort.«
    »Wir sollen also den Schneevater verhaften?«
    »Ja!«
    »Zu Beginn des Silvesterfestes?«
    »Ja!«
    »In diesem Kaufhaus?«
    »Ja!«
    »In deinem Kaufhaus?«
    »Ja!«
    »Vor all den Kindern?«
    »J…« Waldemar Kaufgut zögerte. Entsetzt stellte er fest, daß Korporal Nobbs’ Hinweise durchaus vernünftig waren, so erstaunlich das auch sein mochte. »Glaubst du, das würde keinen guten Eindruck machen?«
    »Ich bezweifle, daß eine solche Maßnahme auf großen Beifall stieße, Chef.«
    »Und wenn ihr ihn heimlich verhaftet?« schlug Kaufgut vor.
    »Oh, heimlich verhaften, ja, das können wir versuchen«, sagte Korporal Nobbs. Der Satz hing in der Luft und streckte die Hand aus.
    »Ihr werdet feststellen, daß ich nicht undankbar bin«, fügte Kaufgut nach einigen Sekunden hinzu.
    »Überlaß alles uns«, meinte Korporal Nobbs, den der Sieg in großzügige Stimmung versetzte. »Gehe einfach in dein Büro und trink dort eine Tasse Kaffee. Wir bringen hier alles in Ordnung. Und anschließend kannst du dankbar sein.«
    Kaufgut bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, kam der Aufforderung aber trotzdem nach und wankte fort. Korporal Nobbs rieb sich die Hände.
    »Gibt’s in deiner Heimat ein Silvesterfest, Waschtopf?« fragte er, als sie die Treppe zum ersten Stock hinaufgingen. »Sieh dir bloß mal diesen Teppich an, man könnte meinen, hier hätte ein Schwein gepinkelt…«
    »Wir sprechen in diesem Zusammenhang von der Fastenzeit des Heiligen Ossory«, sagte Besuch, der aus Omnien stammte. »Aber bei uns gibt es dabei keinen Aberglauben und krassen Kommerz. Die Familien kommen zusammen, um zu beten und zu fasten.«
    »Eßt ihr dabei Truthahn und so?«
    »Wir fasten, Korporal Nobbs. Das bedeutet: Niemand ißt etwas.«
    »Oh, na schön. Jedem das Seine. Wenigstens mußt du nicht frühmorgens aufstehen und feststellen, daß das, was ihr nicht habt, zu groß für den Backofen ist. Gibt’s bei euch auch keine Geschenke?«
    Sie wichen rasch zur Seite, als zwei Kinder mit einem großen Spielzeugboot die Treppe herunterkamen.
    »Manchmal halten wir es für angemessen, neue religiöse Broschüren auszutauschen, und natürlich bekommen die Kinder Exemplare des Buches Ossory «, entgegnete Obergefreiter Besuch. »Manchmal enthält es sogar Illustrationen«, fügte er mit der Vorsicht eines Mannes hinzu, der auf unzüchtige Wonnen hinweist.
    Ein kleines Mädchen kam vorbei. Sie trug einen rosaroten

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