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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Basler Kriminalpolizei in der Privatklinik Alpensonne am Morgen des gleichen Tages durchgeführt hatte. Die Polizei war gleich mit zwei Dutzend Beamten und einem Spürhund – Prinz Hasso von Ehrenburg – in die Klinik eingedrungen. Sie hatten die Räumlichkeiten auf den Kopf gestellt.
    Im Bild sah man den Regierungsrat Schläfli, wie er die ganze Aktion majestätisch leitete. Im Off-Ton des Sprechers bekam man die Informationen zur Aktion: »Regierungsrat Schläfli, der die Aktion leitete, teilte mit, dass …«
    Markus Schläfli hatte für sein gutes Aussehen gesorgt und demonstrierte, wie er alles voll im Griff hatte. Er gab Anweisungen, hörte sich die Berichte von hohen Beamten an, die ihm vor der Kamera über den Fortgang der Aktion berichteten, zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf irgendetwas Wichtiges. Er tat es natürlich so, dass die Kamera seine Geste gut einfangen konnte. Schläfli gibt einen kurzen, knappen Befehl. Die Polizisten um ihn herum springen in Aktion. Schläfli dreht sich zur Kamera. Er wird interviewt.
    »Herr Regierungsrat, warum wird die Klinik Alpensonne durchsucht?«, hielt ihm eine junge Reporterin das Mikrofon hin.
    Schläfli antwortete mit sonorer Stimme. »Es liegen uns konkrete Verdachtsmomente vor, dass in dieser Klinik mit Gewebeteilen von Verstorbenen gehandelt wurde.«
    »Handel mit Leichenteilen? Wie ging das vonstatten?«, fragte die junge unerfahrene Reporterin, die ihren Kopf beim Sprechen in Richtung Mikrofon hinabsenkte. Nachdem sie die Frage in den Schaumgummi aufgesagt hatte, hielt sie diesen wieder ihrem Interviewpartner hin.
    Schläfli war der geborene Rhetoriker. Er sah die Frau milde lächelnd an und sagte: »Den verstorbenen Personen wurde ohne ihre vorherige Zustimmung und ohne Wissen ihrer Angehörigen Gewebe entnommen. Diese wurden an ausländische Forschungslabors verkauft – wir sichern noch die entsprechenden Beweise.«
    Die Reporterin schaute auf ihren Zettel.
    »Wie viele Personen sind involviert?«
    »Sie werden verstehen, dass ich aus ermittlungstaktischen Gründen keine Information darüber geben kann.« Schläfli machte ein undurchdringliches Gesicht.
    Blick der Reporterin auf Zettel, dann Mikrofon vor den Mund geführt. »Stimmt es, dass der Chefarzt der Kopf der Bande ist?«
    »Dazu kann ich keinen Kommentar geben. Die Untersuchungen laufen noch«, antwortete Schläfli. Dann fügte er gönnerhaft an: »Ich kann aber bestätigen, dass wir bereits zwei Verhaftungen vorgenommen haben. Diese Personen sind dringend verdächtig, die 85 Jahre alte Baslerin Helen Amadio-Meier …« – Schläfli machte eine Kunstpause und setzte ein betroffenes Gesicht auf – »… ermordet zu haben.«
    »Ganz der Politiker«, murmelte Heinzmann zu seinem Kollegen, der neben ihm ausspannte.
    »Schhht«, zischte Baumer, der nichts vom Interview verpassen wollte.
    Die Reporterin zog das Mikrofon wieder zu sich, senkte den Kopf und fragte den Regierungsrat, wie man den Verdächtigen auf die Spur gekommen sei.
    Schläfli nickte der unsicheren Interviewerin freundlich zu. Das bedeutete so viel wie: »Ja, ich habe Ihre Frage verstanden. Ich beantworte sie gerne, denn ich bin ein kompetenter Mann, der alles voll im Griff hat. Ich bin der geeignete Führer. Wählen Sie mich wieder zum Regierungsrat! Wählen Sie Schläfli!« Sagen tat er: »Diese Untersuchung läuft seit einiger Zeit. Ich selbst habe die Sonderkommission gebildet und geleitet. Wir haben hart gearbeitet … im Team gearbeitet … und jetzt Erfolg gehabt. Ich bin stolz auf unsere gut funktionierende Polizeiarbeit und bin stolz, dieser … erfolgreichen … Truppe vorzustehen.« Markus Schläfli lächelte die Frau von TeleBasel an.
    Schnitt.
    Das war’s.
    Baumer und Heinzmann wurden mit keinem Wort erwähnt. Es war ihnen recht so. Das war ihr Deal mit Schläfli gewesen. Der Regierungsrat schöpfte den Rahm ab, und sie hatten in Ruhe ihre Arbeit tun können. Ebenso wichtig, Schläfli würde ihre nächtliche Sonderschicht decken. Schläfli hatte auch den Gärtner und die beiden Wächter zum absoluten Stillschweigen verpflichtet, und weil alle Beteiligten Staatsbeamte waren, würden sie den Schnabel halten – zumindest vorerst. Eine Rückstufung in eine untere Lohnklasse wollte keiner riskieren. Solange die Ermittlungen noch liefen, das hatte Schläfli ihnen unmissverständlich klargemacht, würde ein dummes Wort von ihnen genügen, und man würde ihnen Behinderung der Ermittlungsarbeit anhängen. So kurz vor der

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