Schwemmholz
hat.«
Das Lächeln auf Welfs Gesicht verwischte sich. »Würden Sie mir wohl sagen, wie er das gemacht hat?«
»Mit einem Handy«, antwortete Tamar. »Er hat es einem Mann im Hauptbahnhof abgenommen und dann in der Wohnung zurückgelassen, nachdem er den Mieter betrunken gemacht und die Gashähne aufgedreht hat. Von außerhalb hat er dann das Handy angerufen.«
»Und die elektrische Spannung im Handy reicht aus, um die Explosion auszulösen?«, fragte Welf.
»Er hat ein präpariertes Kabel zu Hilfe genommen«, erklärte Tamar. »Der Vibrationsmelder des Handys hat dann einen Kurzschluss ausgelöst.«
Welf dachte nach. »Ich begreife so langsam«, sagte er schließlich. »Sie unterstellen mir, dass ich der Auftraggeber war.«
»Wir unterstellen Ihnen nichts«, antwortete Berndorf. »Wir wissen bisher ja auch gar nichts über Rodeks Motive. Es kann sich auch um eine Abrechnung im Milieu gehandelt haben.«
Welf zögerte. Dann wies er einladend auf den Besprechungstisch. »Wollen Sie sich nicht setzen? Ich gebe Ihnen gerne Auskunft, soweit mir das möglich ist. Wenn Sie es wünschen, können Sie auch Einblick in meine Unterlagen nehmen,
vor allem, was das Projekt am Ostbahnhof betrifft. Dabei erwarte ich natürlich Vertraulichkeit.« Er suchte Berndorfs Blick. »Ich will ja auch, dass diese Sache aufgeklärt wird.«
Berndorf nickte. »Vielleicht kommen wir auf Ihr Angebot zurück. Für den Augenblick genügt mir Ihr Aussage, dass Sie Rodek nicht kennen.«
Tamar schloss ihren Wagen auf. Berndorf atmete tief durch und öffnete die Beifahrertür. Bevor er einstieg, warf er noch einen Blick auf den kleinen Park. Das Schach spielende Ehepaar war mit etwas beschäftigt, was aus der Ferne nach einer klassischen spanischen Partie aussah, und noch immer sah ihnen der Mann im Rollstuhl zu. Plötzlich erinnerte sich Berndorf, wann er diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Nachdenklich zwängte er sich auf den Beifahrersitz. Aus irgendeinem Grund hatte er vergessen, an seine Angst zu denken.
»Sehr staatstragend, was uns Herr Welf da vorgeführt hatte«, sagte Tamar, als sie den Motor angelassen hatte. »Wir sollten es als vorbildliches Beispiel in eine Broschüre aufnehmen: ›Wie ich unserer Polizei helfen kann‹«.
Berndorf war nicht nach einer Antwort zumute.
»Trotzdem verstehe ich nicht«, fuhr Tamar fort, während sie den Wagen aus der Parklücke rangierte, »warum wir ihn nicht einfach festnehmen. Nachweisbar kennt er Rodek, schließlich haben wir die Aussage von Vera Vochezer.« Sie gab Gas. »Natürlich hat dieser Kerl den Anschlag am Ostbahnhof in Auftrag gegeben, von allem anderen abgesehen, was wir ihm sonst noch nachweisen werden.«
Berndorf hatte die Augen geschlossen. Langsam öffnete er sie wieder. Der Wagen hielt vor der Ampel am Justizhochhaus. »Das ist es eben«, sagte er. »›Was wir ihm sonst noch nachweisen werden‹: So sehr viel ist das im Augenblick nicht. Beachten Sie bitte die Bereitwilligkeit, mit der er von sich aus seine geschäftlichen Papiere zur Einsichtnahme anbot. Es bedeutet, dass wir dort keinen Hinweis auf Rodek finden werden.«
»Dann ist mir aber nicht klar, warum wir ihn überhaupt aufgesucht haben.«
Berndorf schwieg. »Vera Vochezer steht weiter unter Polizeischutz?« , fragte er schließlich.
»Ich werde es nachprüfen«, antwortete Tamar. »Übrigens habe ich noch etwas anderes vor.« Sie wartete, bis Berndorf zu ihr herübersah. »Erinnern Sie sich daran, wie Sie gestern die Fesseln der Judith Norden mit der Schere aufschneiden wollten?«
»Ich erinnere mich vor allem daran, dass ich mich ziemlich dumm dabei angestellt habe.«
»Das meine ich jetzt nicht«, sagte Tamar. »Ist Ihnen an den Händen dieser Frau Norden nichts aufgefallen?«
»Ach so«, machte Berndorf. »Sie meinen, da hat jemand hart gearbeitet. Vielleicht mit einem Spaten oder mit einer Kelle.«
»My dear Watson«, sagte Tamar und ließ die Kupplung kommen. Die Ampel hatte auf Gelb geschaltet.
Als sie ins Büro kamen, saß Kuttler vor seinem PC und tippte einen Bericht. »Gut, dass Sie kommen, Chef«, sagte er. »Da war ein ziemlich dringender Anruf von einem Biberacher Kollegen.« Er reichte Berndorf einen Zettel. »Diese Vera Vochezer ist verschwunden. Das ist die Durchwahl des Kollegen. Er ist ziemlich aufgelöst.«
Berndorf fluchte leise, nahm den Zettel und ging in sein Büro. Noch im Stehen wählte er die Biberacher Nummer. Der Leiter der Biberacher Kriminalpolizei war erst vor
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