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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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kurzem von Stuttgart nach Oberschwaben versetzt worden.
    Er meldete sich, und kaum, dass Berndorf seinen Namen genannt hatte, begann er auch schon mit den Entschuldigungen. »Ich verstehe das alles nicht«, sagte er. »Das ist eine tüchtige, zuverlässige Beamtin, die ich dorthin geschickt habe, und sie hat sich mit der Schutzperson auch sehr gut verstanden, manchmal gibt es da ja Spannungen, Unverträglichkeiten, was weiß ich. Und jetzt das!«

    Berndorf wollte wissen, seit wann Vera vermisst werde.
    »Seit gestern Abend. Unsere Kollegin berichtet, sie habe gegen 20.30 Uhr zusammen mit dem Ehemann der Schutzperson nach den Pferden gesehen, auch um sich zu vergewissern, dass sich niemand Verdächtiges auf dem Hof aufhalte. Als sie dann zurückgekommen seien, sei die Schutzperson nicht mehr da gewesen. Sie habe angenommen, sie sei auf ihr Zimmer gegangen. Aber dann habe der Ehemann festgestellt, dass der Wagen fehlt.« Die Stimme unterbrach sich. Ob dem wohl aufgefallen ist, dachte Berndorf, dass das alles ein wenig merkwürdig klingt? »Die Beamtin hat uns sofort verständigt und das Kennzeichen durchgegeben. Der Wagen ist inzwischen auf dem Parkplatz des Bahnhofs Laupheim gefunden worden. Möglicherweise ist die Schutzperson spontan zu einer Freundin gefahren. Vom zeitlichen Ablauf her hätte sie den Zug nach Ulm erreichen können, der in Laupheim um 21.37 Uhr abfährt. Leider ist um diese Zeit kein Schalter mehr besetzt, sodass wir nicht nachfragen konnten.«
    Spontan zu einer Freundin! Du solltest auch besser spontan nach Stuttgart zurück, ging es Berndorf durch den Kopf.
    »Wo ist ihre Kollegin jetzt? Ich würde gerne mit ihr sprechen, wenn Sie einverstanden sind.«
    »Sie ist noch in Gauggenried.« Die Stimme klang etwas unsicher. »Sie wollte dort bleiben für den Fall, dass die Schutzperson von ihrer – äh – Freundin zurückkommt. Ja. Reden können Sie selbstverständlich mit ihr, ich werde ihr Bescheid sagen. Sie heißt übrigens Wenger, Sylvie.«
    Berndorf legte auf, ging um seinen Schreibtisch und zog die unterste Schublade auf. Sie war leer. Du wirst senil, dachte er. Die Walther P5 konnte nicht in der Schublade sein, weil er sie selbst herausgenommen hatte, an dem Tag, an dem er auf dem Schießstand gewesen war und später den Unfall gehabt hatte. Er kehrte in das Büro von Tamar und Kuttler zurück. Tamar telefonierte, offenbar mit Staatsanwalt Desarts, denn es ging um einen Hausdurchsuchungsbefehl, den sie mit einer Stimme einforderte, die nach ausgefahrenen Krallen klang.

    Kuttler saß vor seinem Computer und hatte einen Bericht in das Korrekturprogramm gegeben. Das Korrekturprogramm kannte das Wort »Aufenthaltserlaubnis« nicht und schlug vor, stattdessen den Begriff »Aufbahrungsraum« zu nehmen.
    »Irgendwann werde ich alles tun, was dieses Programm vorschlägt«, meinte Kuttler. »Mal gucken, was dann passiert.«
    »Das ist der Bericht darüber, wie ihr Huglers Leiche gefunden habt?«, fragte Berndorf. »Was hat denn die Vernehmung des Hausmeisters gebracht?«
    »Nichts«, antwortete Kuttler fröhlich. »Er sagt, die Haschischplantage habe der Hugler angelegt, und auf Vorhalt, dass das nicht sein kann, weil der Hugler schon seit Herbst weg ist, hat er die Jalousien runter gelassen.« Er lächelte verlegen. »Dann hab ich ihm gesagt, dass er wegen Mordes dran ist, wenn er so weitermacht. So hat er zugegeben, dass er das Zeug ausgesät hat. Der Hugler habe das schon vor einem Jahr gemacht, bevor er sich abgesetzt habe. Da habe er es von ihm gelernt.«
    »Und das Grab?«
    »Der Hausmeister behauptet, im vergangenen Herbst sei unter dem Birnbaum ein Beet frisch umgegraben gewesen. Aber er habe gedacht, der Hugler habe das gemacht. Noch vor seiner Abreise.« Plötzlich schnitt er eine Grimasse. »Und dann hab ich etwas gemacht, von dem ich nicht weiß, ob es richtig war.« Berndorf schaute ihn aufmunternd an. »Ja?«
    »Ich habe Desarts gebeten, einen Haftbefehl gegen ihn zu beantragen, und der ist dann auch erlassen worden. Das ist auf der einen Seite blöd, weil ich ziemlich sicher bin, dass der Hausmeister es nicht war. Auf der anderen Seite ist es auch wieder nicht so ganz blöd, weil das RD jetzt nicht an ihn heran kann. Die zerlegen ihn doch in seine Einzelteile.«
    Berndorf nickte. »Kein Einwand«, sagte er dann. »Trotzdem habe ich noch eine Bitte an Sie. Diese Vera Vochezer könnte sich in Ulm aufhalten. Möglicherweise ist sie gestern Abend kurz vor 22 Uhr mit dem Zug von Laupheim

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