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Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Schwer verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Polizei macht nur ihre Arbeit.«
    Magda hebt ihr tränenverschmiertes Gesicht und blickt mich erstaunt an.
    »Deswegen… deswegen weine ich doch gar nicht«, sagt sie und schüttelt so heftig den Kopf, dass ihre Locken, diese Woche mit Tiger-Strähnchen, fliegen. »Ich weiß doch, dass sie nur ihre Arbeit machen. Das ist schon in Ordnung. Keiner von uns war es, so etwas könnte niemand von uns tun.«
    »Ich weiß«, erwidere ich hastig und tätschele ihr weiter den Rücken. »Es ist schrecklich, dass sie euch verdächtigen, aber, weißt du …«
    »Es ist doch nur«, fährt Magda fort, als hätte ich nichts gesagt, »ich habe gehört… ich habe gehört, dass es Lindsay ist. Aber das kann doch nicht sein. Es kann doch nicht die kleine Lindsay mit den Augen und diesen Haaren sein, oder? Die Cheerleader ist?«
    Ich starre sie an. Hat sie denn Lindsay nicht erkannt, als sie in den Kochtopf geblickt hat? Es stimmt schon, ich habe Lindsay häufiger gesehen als Magda, da sie schließlich dauernd an meinem Kondomglas war. Ja, wahrscheinlich habe ich sie deshalb auch sofort erkannt, oder?
    Oder liegt es daran, dass ich einfach die Gesichter von Toten besser erkennen kann, die eine Weile gekocht haben? Was für einen Job könnte ich mit dieser Fähigkeit ausüben? Wahrscheinlich gibt es gar keine Nachfrage für dieses spezielle Talent, außer vielleicht bei Kannibalen. Gibt es die überhaupt noch?
    »Ja«, beantworte ich Magdas Frage. »Ja, es tut mir leid. Es war tatsächlich Lindsay.«
    Magda verzieht erneut kläglich das Gesicht. »O nein!«, heult sie auf. »Heather, nein!«
    »Magda!«, sage ich in beschwörendem Tonfall. Ihre Reaktion erschreckt mich. Wenn man allerdings wirklich darüber nachdenkt, so ist sie wesentlich normaler als meine,
weil mein erster Gedanke war, in die Wärme der Notaufnahme des St. Vincent Hospitals zu flüchten. Oder Sarahs Reaktion, der nichts Besseres eingefallen ist, als schlechte Witze zu reißen. »Es tut mir so leid. Aber vielleicht tröstet es dich ja, dass sie zuerst erwürgt worden ist. Das hat Cooper vom Staatsanwalt erfahren. Ich meine, sie ist nicht gestorben, weil … weil man sie enthauptet hat. Das ist erst später passiert.«
    Überraschenderweise scheint Magda jedoch aus dieser Information keinen Trost zu ziehen. Meine Trauerberatung taugt wohl nicht viel. Vielleicht sollte ich besser in der Buchhaltung arbeiten.
    »Es ist ja nur«, schluchzt Magda, »es ist ja nur, weil Lindsay … sie war so süß! Und sie war so gerne hier! An den Spieltagen hat sie immer ihre Uniform getragen. Nie hat sie irgendjemandem etwas zuleide getan. Sie hat es nicht verdient, so zu sterben, Heather. Nicht Lindsay.«
    »O Magda.« Ich tätschele ihr den Arm. Was kann ich nur machen? Dabei stelle ich fest, dass Magdas Nägel in den Schulfarben des New York College, in Gold und Weiß, lackiert sind. Magda ist ein großer Fan unserer Basketballmannschaft und verpasst kein Spiel. »Du hast ja Recht. Lindsay hat es nicht verdient, umgebracht zu werden. Sie hat keinem was getan.« Jedenfalls soweit wir wissen.
    Oh, sehen Sie? Schon wieder! Wo kommt bloß dieser Zynismus her? Das kann doch nichts damit zu tun haben, dass ich als abgetakelter ehemaliger Pop-Star versuche, mein Leben in den Griff zu bekommen, nur um mir sagen zu lassen, ich müsse Mathematikkurse nachholen?
    Oder doch?
    »Die Leute erfinden Sachen.« Magda blickt mich eindringlich an. »Du weißt doch, wie die Menschen sind,
Heather. Sie werden sagen: Na ja, sie hätte sich eben nicht mit so vielen Jungs einlassen müssen , oder so etwas. Aber es war nicht Lindsays Schuld, dass sie so hübsch und beliebt war. Sie konnte nichts dafür, dass die Jungen sie umschwärmt haben wie Bienen den Honig.«
    Oder Fliegen den Pferdemist.
    Gott, was ist nur mit mir los? Warum gebe ich dem Opfer die Schuld? Wenn Sarah hier wäre, könnte sie es mir bestimmt sagen. Hat es was damit zu tun, dass ich mich davon distanzieren will, damit ich mir selber sagen kann: Na, mir könnte so etwas nie passieren, weil mich die Jungen nicht umschwärmen wie Bienen den Honig. Deshalb würde mich auch nie jemand erwürgen und mir dann den Kopf abhacken.
    Oder bilde ich mir aus irgendeinem Grund ein, dass hinter dem Mord an Lindsay mehr steckt als nur ein »zufälliger Gewaltakt«? War sie tatsächlich so ein Sonnenschein? Oder verbarg sie etwas hinter ihren leuchtend grünen Kontaktlinsen?
    Magda ergreift meine Hand und drückt sie so fest, dass es ein bisschen wehtut.

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