Schwer verliebt: Roman (German Edition)
stimmt«, erwidere ich. Langsam dämmert mir, worum es geht. »Ich habe am Samstag schon was anderes vor.«
»Heather.« Jordan klingt verletzt.
»Ehrlich«, sage ich. »Ich muss arbeiten. Am Samstag schreiben sich die Austauschstudenten ein.«
Das ist nicht völlig gelogen. Die Austauschstudenten schreiben sich tatsächlich am Samstag ein, allerdings war es der vergangene Samstag. Aber das wird Jordan sowieso nie erfahren.
»Heather«, sagt er, »meine Hochzeit ist um siebzehn Uhr. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dann immer noch arbeitest!«
Verdammt.
»Heather, ich verstehe nicht, warum du nicht zu meiner Hochzeit kommen willst«, fährt er fort. »Ich weiß ja, dass unser Verhältnis eine Zeitlang ein wenig angespannt war …«
»Jordan, ich habe dich in flagranti mit deiner zukünftigen Braut erwischt«, erinnere ich ihn. »Dabei habe ich damals gedacht, ich sei das. Also war meine Empörung ja wohl verständlich.«
»Ja, das ist mir klar«, erwidert Jordan, »und deshalb habe ich auch gedacht, dass es dir vielleicht ein wenig… peinlich ist, zur Hochzeit zu kommen. Deshalb rufe ich auch an, Heather. Du sollst wissen, wie wichtig du mir bist und wie wichtig dein Erscheinen bei der Hochzeit für
mich und auch für Tania ist. Ihr ist der Vorfall immer noch peinlich, und wir möchten dir gerne zeigen, wie …«
»Jordan.« Mittlerweile bin ich mit dem schnurlosen Telefon in der Küche angelangt. Lucy folgt mir aufgeregt hechelnd auf dem Fuß. Ich werfe den feuchten Katalog von Victoria’s Secret in den Abfalleimer, schalte das Licht ein und greife nach dem Griff der Kühlschranktür. »Ich komme nicht zu deiner Hochzeit.«
»Siehst du!« Jordan klingt frustriert. »Ich wusste genau, dass du das sagst. Deshalb habe ich auch angerufen. Heather, sei doch nicht so. Ich habe wirklich gedacht, wir hätten das alles hinter uns gelassen. Meine Hochzeit ist ein sehr wichtiges Ereignis in meinem Leben, Heather, und es ist mir wichtig, dass die Menschen, die mir etwas bedeuten, dabei sind. Alle Menschen, die mir etwas bedeuten.«
»Jordan.« Da, hinter der Milch (als ich von dem bevorstehenden Blizzard gehört habe, habe ich Lebensmittel eingekauft, deshalb ist der Milchkarton voll und auch noch nicht schlecht) steht sie: eine weiße Pappschachtel mit übrig gebliebenem Bodega-Brathähnchen. Mit anderen Worten, eine Himmelsschachtel. »Ich komme nicht zu deiner Hochzeit!«
»Hat es etwas damit zu tun, dass ich Cooper nicht eingeladen habe?«, will Jordan wissen. »Wenn das so ist, wenn es dir so viel bedeutet, lade ich ihn auch ein. Wirklich, du kannst ihn als Begleiter mitbringen. Ich verstehe zwar nicht, was du an ihm findest, aber immerhin wohnt ihr zwei ja zusammen. Wenn du ihn also mitbringen willst …«
»Ich bringe deinen Bruder nicht zu deiner Hochzeit mit, Jordan«, sage ich. Ich habe die weiße Pappschachtel aus dem Kühlschrank genommen, dazu noch ein Stück Ziegenkäse
aus Murray’s Käseladen, einen harten roten Apfel und die Milch. Das Telefon habe ich zwischen Schulter und Wange geklemmt, die Kühlschranktür muss ich mit dem Knie zuschieben. Lucy, die an meinem Bein klebt, behindert mich noch zusätzlich. Sie liebt Bodega-Brathähnchen vom Knochen gelöst ebenso wie jeder andere auch. »Weil ich nämlich nicht zu deiner Hochzeit komme. Und hör auf, so zu tun, als läge dir etwas an mir, Jordan. Ich weiß sehr wohl, dass deine PR-Managerin dir empfohlen hat, mich einzuladen, damit es so aussieht, als hätte ich dir verziehen, dass du mich betrogen hast, und wir seien wieder die besten Freunde.«
»Das ist nicht…« Jordan klingt beleidigt. »Heather, wie kannst du nur so etwas annehmen? Das ist völlig lächerlich.«
»Ach ja?« Ich lasse alles, was ich aus dem Kühlschrank geholt habe, auf den Küchentisch fallen, hole mir einen Teller und ein Glas und setze mich. »Hat dein Solo-Album etwa nicht gefloppt? Und lag es nicht teilweise daran, dass dein Image als netter Junge von nebenan unter all den Schlagzeilen gelitten hat, als herauskam, dass du mich, die Mall-Prinzessin, mit der jüngsten Entdeckung deines Vaters betrogen hast?«
»Heather«, unterbricht Jordan mich mit gepresster Stimme, »nichts gegen dich, aber so gut ist das Gedächtnis der amerikanischen Öffentlichkeit nun auch wieder nicht. Als wir beide uns getrennt haben, hattest du seit Jahren kein Album herausgebracht. Es stimmt, dass ein gewisser Teil der Bevölkerung uns einmal geliebt hat, aber das ist Schnee
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