Schwer verliebt: Roman (German Edition)
von gestern …«
»Ja«, sage ich verletzt. »Heute interessiert sie keiner von uns mehr. Wie schön für dich, dass du dich an Tanias aufgehenden
Stern hängen konntest. Erwarte aber bloß nicht von mir, dass ich dabei auch noch zuschaue.«
»Heather.« Jordan klingt gequält. »Warum bist du nur so? Ich dachte, du hättest mir den Vorfall mit Tania verziehen. Es schien so, als ob du in jener Nacht in Coopers Diele …«
Ich spüre, wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Er besitzt tatsächlich die Frechheit, das Thema anzuschneiden.
»Jordan.« Meine Lippen sind ganz taub. »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, nie wieder über diese Nacht zu sprechen.« Nie wieder davon zu sprechen und nie wieder zuzulassen, dass so etwas noch einmal passiert.
»Natürlich«, beruhigt Jordan mich. »Aber du kannst nicht von mir verlangen, dass ich so tue, als sei es nie geschehen. Ich weiß, dass du noch etwas für mich empfindest, Heather. Ich empfinde ja auch etwas für dich, und deshalb möchte ich wirklich, dass du …«
»Ich lege jetzt auf, Jordan.«
»Nein, Heather, warte. Ich habe eben in den Nachrichten irgendwas von dem Kopf eines Mädchens gesehen. War das in deinem Wohnheim? Wo arbeitest du eigentlich, um Himmels willen? Im Todestrakt?«
»Tschüs, Jordan«, sage ich und lege auf.
Als ich nach dem Hühnchen greife, nimmt Lucy erwartungsvoll ihre Position neben mir ein, falls ein Bissen zufällig nicht meinen Mund erreicht, sondern stattdessen auf meinen Schoß oder zu Boden fällt. Wir beide arbeiten beim Essen immer als Team.
Ich weiß, dass viele Leute ihr Brathühnchen lieber heiß essen, aber sie haben vermutlich nie das Hühnchen von der Bodega um die Ecke von Coopers Haus probiert – das
Bodega-Brathühnchen, wie Cooper und ich es nennen. Es ist nicht für den alltäglichen Verzehr geeignet, sondern definitiv ein Trostessen. Da ich wusste, dass der erste Tag des neuen Semesters anstrengend würde, hatte ich es gestern auf Vorrat gekauft.
Allerdings konnte ich nicht ahnen, dass er so anstrengend würde. Jetzt musste ich wahrscheinlich das ganze Brathühnchen allein aufessen, und Cooper müsste eben leiden. Ein bisschen Salz, und …
Oh. Oh, ja. Zwar kein Mundorgasmus, aber ganz dicht daran.
Ich mampfe gerade mein zweites Hühnerbein, Lucy fängt schon an zu winseln, weil bisher noch nichts heruntergefallen ist, als das Telefon wieder klingelt. Dieses Mal wische ich mir die Hände mit einem Papiertuch ab und schaue nach, wer der Anrufer ist, bevor ich abhebe. Erleichtert sehe ich, dass es meine beste Freundin Patty ist.
»Ich esse gerade Bodega-Brathühnchen«, sage ich zu ihr.
»Na, das würde ich an deiner Stelle auch tun, wenn man bedenkt, was du für einen Tag hinter dir hast.« Pattys Stimme ist so warm und tröstlich wie Kaschmir.
»Hast du die Nachrichten gesehen?«, frage ich.
»Mädel, ich habe die Nachrichten gesehen und die Zeitung von heute früh gelesen. Du wirst nicht glauben, wer mich vorhin angerufen hat.«
»O mein Gott, dich hat er auch angerufen?« Ich bin erstaunt.
»Was meinst du mit auch? Hat er dich etwa auch angerufen?«
»Er wollte sichergehen, dass ich zur Hochzeit komme, obwohl ich schon abgesagt hatte.«
»Nein!«
»Doch! Und dann hat er auch noch vorgeschlagen, ich sollte Cooper als Begleiter mitbringen.«
»Ach, du lieber Himmel!« Das liebe ich an Patty. Sie reagiert immer genau richtig. »Seine PR-Managerin hat ihn bestimmt darauf gebracht.«
»Oder Tanias«, erwidere ich. Ich habe das Hühnerbein mittlerweile abgenagt und greife in die Schachtel, um mir einen Flügel herauszunehmen. Vermutlich sollte ich stattdessen besser den Apfel essen, aber tut mir leid, nach einem Apfel ist mir im Moment nicht. Nicht nach diesem Tag. »Sie würde besser dastehen, wenn ich erscheinen würde, so als ob ich ihr nicht nachtrage, dass sie Jordan und mich auseinandergebracht hat.«
»Was du ja auch nicht tust.«
»Nein, wir hätten uns sowieso getrennt. Tania hat das nur beschleunigt. Aber ich gehe trotzdem nicht hin. Das wäre doch eklig. Es ist ja schön und gut, die Ex einzuladen, um seinen guten Willen zu zeigen, aber eigentlich erwartet doch niemand von der Ex, dass sie auch wirklich kommt .«
»Ich weiß nicht«, erwidert Patty. »Ich glaube, im Moment ist es in, jedenfalls habe ich das auf der Lifestyle-Seite der Times gelesen.«
»Na, ist ja egal«, sage ich. »Ich war schon seit den Neunzigern nicht mehr stylish. Warum sollte ich jetzt damit
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