Schwer verliebt: Roman (German Edition)
pragmatische Einstellung«, sage ich und trinke einen Schluck von meinem Kaffee-Kakao.
»Na ja«, erwidert Kimberly schulterzuckend, »ich will in die Modebranche.« Sie weist auf das furchterregend aussehende Lehrbuch, das vor ihr liegt. »Einführung in die Unternehmensbilanz«.
»Oh«, sage ich bewundernd. »Weißt du denn, wer etwas gegen Lindsay gehabt haben könnte, da du sie so gut gekannt hast? Vielleicht wollte sie jemand loswerden und hat sie deshalb umgebracht?«
Nachdenklich dreht Kimberly die dunkle Haarsträhne um den Finger. »Hmm«, sagt sie langsam. »Viele Leute
haben Lindsay gehasst. Sie waren neidisch auf sie und so. Das habe ich auch dem Polizisten gesagt, der gestern Abend ihre Zimmergenossin Ann verhört hat.«
»Ann hat Lindsay gehasst?«
»Also, vielleicht nicht gerade gehasst, aber sie sind nicht gut miteinander ausgekommen. Deshalb war Lindsay ja auch außer sich vor Freude, als Ann schließlich eingewilligt hat, das Zimmer mit Cheryl zu tauschen. Obwohl Cheryl nicht mehr so viel mit uns unternommen hat, brauchte Lindsay sich wenigstens keine Gedanken mehr über den ganzen Blödsinn zu machen, den Ann veranstaltet hat, um sie zu ärgern.«
»Was für einen Blödsinn denn?«, frage ich und beiße erneut in mein Bagel.
»Ach, einfach blödes Zeug. Sie hat Nachrichten gelöscht, die andere Leute für Lindsay auf der Tafel an ihrer Tür hinterlassen haben. Sie hat Lindsay auf sämtlichen Fotos in der Schulzeitung Teufelshörnchen angemalt, bevor sie sie ihr gegeben hat. Sie hat Lindsays Tampons aufgebraucht und keine neue Schachtel gekauft. Solche Sachen eben.«
»Das klingt wirklich so, als seien Lindsay und Ann nicht besonders gut miteinander ausgekommen, Kimberly«, sage ich. »Aber glaubst du denn, dass Ann sie auch umgebracht hat? Ich meine, warum sollte sie? Sie wusste doch, dass sie in ein anderes Zimmer zieht.«
Kimberly verzieht nachdenklich das Gesicht. »Ja, das stimmt schon. Aber auf jeden Fall habe ich dem Detective gesagt, er solle überprüfen, ob sie ein, wie nennt man das noch mal? Ach ja, ob sie ein Alibi hat. Man weiß ja nie. Es könnte ja so was sein wie in Weiblich, ledig, jung sucht. «
Na, ich bin sicher, dass Detective Canavan auf diese Spur nicht eingegangen ist.
»Was ist mit Freunden?«, frage ich.
Dieser kognitive Sprung ist zu viel für Kimberlys zartes junges Gehirn. Verwirrt zieht sie die sorgfältig gezupften Augenbrauen zusammen. »Was?«
»Hatte Lindsay einen Freund? Ich meine, ich weiß ja, dass sie mit Mark Shepelsky ausgegangen ist…«
»Oh.« Kimberly verdreht die Augen. »Mark. Aber Lindsay und Mark waren so, das war so harmlos, Mark ist so … unreif. Er und Jeff, Sie wissen schon, Cheryls Freund, haben keine anderen Interessen, als Bier trinken und Sport gucken. Sie sind mit Lindsay oder Cheryl nie richtig ausgegangen. Cheryl findet das ja in Ordnung, aber Lindsay … Sie wollte aufregendere Sachen erleben. Raffiniertere.«
»Hat sie sich deshalb mit jemand anderem eingelassen?« , frage ich. Als Kimberly nur die Augen aufreißt, erkläre ich: »Mark war heute früh im Büro und erwähnte einen Typ aus einer Verbindung.«
Kimberly verzieht verächtlich das Gesicht. »Das hat Mark gesagt? Ein Verbindungstyp? Hat er nicht erwähnt, dass er ein Winer ist?«
»Was?« Einen Moment lang stehe ich auf der Leitung.
»Ein Winer. W-I-N-E-R. Sie wissen doch.« Als ich sie nur verständnislos anblicke, schüttelt sie ungläubig ihre langen Haare. »Gott, kennen Sie den Namen nicht? Doug Winer . Die Familie Winer. Winer Constructions. Der Winer Sportkomplex hier am New York College.«
Oh. Jetzt weiß ich, wovon sie redet. Man kann in dieser Stadt an keiner Baustelle vorbeigehen und trotz der Tatsache, dass Manhattan eine Insel ist und man meinen sollte, jeder freie Fleck sei bereits bebaut, gibt es doch einige Baustellen hier, ohne den Namen Winer auf jedem Bulldozer,
jeder Kabelrolle und jeder Gerüststange zu lesen. In New York City wird ohne Winer nichts gebaut.
Anscheinend haben die Winers damit ganz schön Geld verdient. Sie sind vielleicht nicht so reich wie die Kennedys oder Rockefellers, aber für einen Cheerleader am New York College sind sie schon ganz schön nahe dran. Im Übrigen haben sie dem College einen ordentlichen Batzen Bargeld gestiftet, jedenfalls so viel, dass der Sportkomplex gebaut werden konnte.
»Doug Winer«, wiederhole ich. »Und Doug ist wohlhabend?«
»Ich weiß nicht, ob man stinkreich als wohlhabend bezeichnen
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