Schwer verliebt: Roman (German Edition)
lachen, als er mich sieht, und zwar nicht, weil ich in meinen zahlreichen Kleidungsschichten so komisch aussehe, sondern weil ihm bei meinem Anblick wieder einfällt, was ich über meinen Dad gesagt habe.
Na und? Es kann doch wirklich sein, dass er nur die Beziehung zu seiner Tochter, die er kaum kennt, wieder aufbauen will.
Ernsthaft, wer braucht schon Feinde, wenn er Freunde wie Pete hat?
Ich ignoriere Pete und gehe nach draußen. An der Tür pralle ich beinahe zurück. Seitdem ich vor einer Stunde zur Arbeit gekommen bin, muss die Temperatur rapide gesunken sein, es ist so kalt, dass es mir den Atem verschlägt.
Aber ich habe einen Entschluss gefasst, und jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Mit gesenktem Kopf marschiere ich durch den Park, in die entgegengesetzte Richtung von der Buchhaltung. Leider ist das auch die Richtung, aus der der Wind in arktischen Böen weht.
Deshalb drehe ich mich auch nicht sofort um, als ich höre, wie jemand hinter mir meinen Namen ruft. Unter meiner Wollmütze sind meine Ohren so taub, dass ich im ersten Moment denke, ich hätte mich geirrt. Dann spüre ich, wie mich jemand am Arm packt, und wirbele herum, in der Erwartung, Reggie mit seinem Goldzahngrinsen zu sehen.
Aber dann bleibt mir nicht nur wegen des eisigen Windes die Luft weg. Vor mir steht Cooper Cartwright.
»Oh«, sage ich. Er ist genauso dick eingepackt wie ich. Außer den Eichhörnchen und den Drogendealern sind wir die einzigen Lebewesen, die so blöd oder so verzweifelt sind, um an diesem frostigen Morgen durch den Park zu laufen.
»Cooper«, sage ich mit aufgesprungenen Lippen, »was machst du hier?«
»Ich bin nur mal rasch vorbeigekommen«, sagt Cooper. Er keucht ein bisschen. Anscheinend ist er gerannt, um mich einzuholen. Gerannt. Bei diesem Wetter! So dick angezogen! Ich wäre bestimmt zusammengebrochen, aber Cooper atmet nur ein bisschen schwerer als sonst. »Sarah und Tom haben mir gesagt, du seiest auf dem Weg in die Buchhaltung.« Er zeigt mit dem Daumen über die Schulter. »Ist die Buchhaltung nicht in dieser Richtung?«
»Oh«, erwidere ich. Ich überlege fieberhaft. »Ja, das stimmt, aber, äh, ich dachte, ich erledige zwei Fliegen mit einer Klappe und gehe gleich mal bei dem Typen vorbei, um ihn nach diesem Ding zu fragen. Wolltest du etwas Wichtiges von mir?« Bitte, bete ich. Bitte, mach, dass er nicht mit meinem Dad gesprochen hat, bevor ich die Chance hatte, mit ihm über meinen Dad zu sprechen …
»Ja«, sagt Cooper. Er hat sich heute Morgen wieder nicht rasiert. Die dunklen Bartstoppeln sehen köstlich kratzig aus. »Mein Bruder hat mir einen Nachricht hinterlassen, dass er mit mir über dich sprechen will. Hast du eine Ahnung, was das soll?«
Mir wird fast übel vor Erleichterung. Obwohl es natürlich auch an der vielen Schlagsahne liegen kann. »Ja, er
will, dass ich zu seiner Hochzeit komme. Du weißt schon, damit alle glauben, ich trage ihm nichts nach …«
»Ach so, vor den Fotografen von People «, vervollständigt Cooper den Gedankengang. »Hab schon verstanden. Ich hätte mir ja denken können, dass es nichts Wichtiges ist.« Sein eisblauer Blick ist wie ein Laserstrahl auf mich gerichtet. »Du willst also bei diesem Typen wegen was für einer Sache vorbeigehen?«
Verdammt! Immer weiß er alles! Immer !
»Na ja«, erwidere ich langsam. »Es hat sich herausgestellt, dass Lindsay vor ihrem Tod einen neuen Freund hatte. Einen Winer.«
»Einen was?«
»Du weißt schon«, erkläre ich, »Winer, der Bauunternehmer.«
Cooper kneift die Augen mit den dunklen Wimpern zusammen. »Heather? Warum hört sich das für mich so an, als ob du den Mord an dem toten Mädchen aufklären willst?«
»Weil es stimmt«, sage ich, hebe jedoch abwehrend meine behandschuhten Hände, als er zu einer Tirade ansetzt. »Cooper, denk mal nach! Winer Construction? Der Winer-Sportkomplex? Sie haben mit Sicherheit Schlüssel zu sämtlichen Gebäuden in der Stadt. Doug könnte sich durchaus Zugang zur Cafeteria …«
»Steht er denn im Eingangsbuch für den Abend?«, will Cooper wissen.
Verdammt. Er weiß genauso gut wie ich, wie es in Fisher Hall läuft.
»Nein«, gebe ich zu, »aber er hätte sich auf tausend andere Arten hereinschleichen können. Das machen doch die Chinesen, die Essen bringen, ständig, wenn sie die Speisekarten unter den Türen der Studenten durchschieben.«
»Nein.« Cooper schüttelt den Kopf.
»Cooper, hör mir zu«, sage ich, obwohl ich weiß, dass es zwecklos ist.
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