Schwer verliebt: Roman (German Edition)
denkt. Und nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Na ja, vielleicht nicht nichts … »Ich kriege wahrscheinlich kein Taxi, deshalb packe ich mich besser warm ein.«
»Du überbringst Manuel nur die Genesungswünsche von der Abteilung«, sagt Cooper, »und gehst dann sofort wieder, oder? Du kommst doch nicht auf die Idee, da zu bleiben und zu versuchen, ihm Fragen zu stellen, wie zum Beispiel, ob er eine Ahnung hat, wer ihn gestern Abend niedergestochen hat oder so?«
Ich lache herzlich. »Cooper!«, rufe ich. »Du bist vielleicht lustig! Natürlich täte ich das nie! Der arme Junge ist immerhin brutal überfallen worden. Sie haben ihn die ganze Nacht operiert, wahrscheinlich ist er noch nicht einmal wach. Ich husche nur leise hinein, lasse die Blumen und die Ballons da und verschwinde sofort wieder.«
»Na gut«, sagt Cooper. »Detective Canavan hat dir nämlich gesagt, du sollst dich aus den Ermittlungen zu dem Mord an Lindsay heraushalten.«
»Ja, absolut«, erwidere ich.
Dad, der unser Gespräch genauso intensiv verfolgt hat wie das Basketballspiel gestern Abend, verzieht verwirrt das Gesicht. »Warum sollte Heather sich denn in die Ermittlungen zum Tod des armen Mädchens einmischen?«
»Ach«, erwidert Cooper, »ich möchte es mal so formulieren: Deine Tochter neigt dazu, sich in das Leben und den Tod der Wohnheimbewohner einzumischen.«
Dad blickt mich ernst an. »Liebling, das solltest du wirklich der Polizei überlassen. Am Ende wirst du noch verletzt.«
Ich blicke von Dad zu Cooper und wieder zurück. Schlagartig wird mir klar, dass sie jetzt in der Überzahl sind. Sie sind zu zweit, und ich bin allein.
Frustriert schreie ich auf und stampfe aus der Küche.
17
»Street Fighter«
Von Heather Wells
Zum Glück hat der Kiosk im Krankenhaus auf. Die Blumen sehen zwar nicht gerade frisch aus, doch die Bedingungen auf den Straßen sind auch so schlecht, dass ich nicht nur kein Taxi bekommen habe, sondern mitten auf der Straße laufen musste, um nicht bis zu den Knien einzusinken.
Aber sie haben Ballons in jeder Größe und Ausführung, und auch der Heliumtank ist in Betrieb, deshalb vergnüge ich mich damit, einen riesigen Ballonstrauß zusammenzustellen. Dazu kaufe ich noch einen großen Bären mit einem Schild, auf dem Gute Besserung steht. Das Schild lasse ich aber abmachen, damit Manuel den Teddybär später noch einer Freundin oder Nichte schenken kann. Solche Dinge muss man beachten, wenn man einem Mann Stofftiere schenkt.
Dann begebe ich mich auf die Intensivstation, auf der Manuel liegt. Er ist wach, aber noch sehr mitgenommen und hängt an zahlreichen Schläuchen. Sein Zimmer ist voller Menschen, auf einem Stuhl neben Julio, der ebenfalls die Augen geschlossen hat, sitzt zusammengesunken eine schlafende Frau, die offensichtlich seine Mutter ist. Ich sehe zwei Polizisten, jeder an einem Eingang zur Intensivstation, aber Detective Canavan kann ich nirgendwo entdecken. Entweder war er wegen der Wetterverhältnisse noch nicht hier, oder er ist schon wieder gegangen.
An der Wand vor Manuels Zimmer lehnen zwei Aufpasser in Zivil, deren Hosenbeine vom Schnee draußen ganz feucht sind. Sie trinken Kaffee aus Styroporbechern, und als ich näher komme, sagt einer von ihnen gerade: »Hat Canavan irgendwas aus ihm rausbekommen?«
»Nichts, worauf er sich einen Reim machen konnte.« Der jüngere Mann trägt eine Krawatte mit buntem, tropischem Muster. »Er hat ihn gefragt, ob er wüsste, warum er niedergestochen worden sei, aber er hat nur gestöhnt.«
»Hat Canavan ihn denn nach dem Schlüssel gefragt?«
»Ja. Dasselbe. Nichts.«
»Was ist mit dem Mädchen?«
»Nichts.«
»Vielleicht sollte der Onkel mal mit ihm reden«, meint der Ältere und nickt zu Julio hinüber. »Möglicherweise reagiert er ja besser auf Gesichter, die er kennt.«
»Der Junge ist völlig neben der Spur«, erwidert sein Kollege schulterzuckend. »Aus dem kriegst du nichts raus.«
Beide Männer bemerken mich zur gleichen Zeit. Mit meinem riesigen Ballonstrauß bin ich auch irgendwie schwer
zu übersehen. Und es fällt ihnen auf, dass ich sie belauscht habe.
»Können wir Ihnen behilflich sein, Miss?«, fragt der Jüngere gelangweilt.
»Oh, hi«, sage ich. »Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Ich bin von der Abteilung für Wohnheimzimmer aus dem New York College, wo Manuel Juarez arbeitet, und wollte ihn besuchen, um zu sehen, wie es ihm geht.«
»Können Sie sich ausweisen?«, fragt der
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