Schwer verliebt: Roman (German Edition)
aufgetischt hat.
Cooper jedoch wirkt nicht sonderlich beeindruckt.
»Ja, klar«, sagt er. »Danke für deine Hilfe. Ich glaube, mit dem Rest werden wir jetzt allein fertig. Tschüs dann.«
»Ich bringe dich nach Hause«, sage ich zu Gavin, aber eine Stimme von der Tür her unterbricht mich.
»Da ist sie ja!« Mein Dad kommt in Pyjama und Morgenmantel herein. An seinen zerzausten Haaren sieht man deutlich, dass er schon geschlafen hat, aber Tanias Anruf hat ihn ebenso wie Cooper geweckt. »Heather, wir haben uns solche Sorgen gemacht. Als diese Tania anrief und wir dich nicht finden konnten. Tu das nie wieder, junge Dame! Wenn du ausgehen willst, dann sag bitte einem von uns Bescheid, wo du hingehst.«
Ich blinzele ungläubig. »Meinst du das etwa ernst?«, frage ich.
»Ich bringe Gavin nach Hause«, erklärt Cooper und gibt dadurch zu erkennen, dass er meinen nächsten Schritt, ihn zu meiden, schon vorausgesehen hat. »Heather, hol ein paar Decken für Jordan. Alan, ruf Tania an, und sag ihr, dass Jordan hier übernachtet.«
Dad nickt. »Ich werde behaupten, dass er auf einem spontanen Junggesellenabschied war«, meint er. »Er ist zum Schlafen hierhergekommen, weil er sie nicht stören will.«
Ich starre die beiden nur an. Zum einen deshalb, weil ich fast vergessen hatte, dass mein Dad auch einen Vornamen besitzt, und zum anderen wegen der absurden Äußerungen meines Vaters.
»Jordan hat überhaupt keine Freunde«, sage ich. »Wer soll ihm denn eine Junggesellenparty geben? Und so taktvoll, jemanden nicht stören zu wollen, ist er noch nie gewesen.«
»Selbstverständlich habe ich Freunde«, wirft Jordan ein. »Ihr zwei seid meine Freunde. Oder sechs. Oder wie viele ihr auch immer seid.«
»Mich muss niemand nach Hause begleiten«, erklärt Gavin, als Cooper nach seinem Mantel greift.
»Das mag ja sein«, erwidert Cooper grimmig. »Aber ich brauche frische Luft. Na los, komm.«
Die beiden verschwinden und lassen mich allein mit Jordan und meinem Vater, den beiden Männern, die mich im Stich gelassen haben, als ich sie am meisten brauchte, und die jetzt angekrochen kommen, wo ich sie überhaupt nicht brauchen kann.
»Du schuldest mir was«, sage ich zu Cooper, nachdem ich ihm eine Decke und eine Salatschüssel gebracht habe,
falls er sich übergeben muss. Obwohl ich ziemlich sicher bin, dass er sich morgen früh sowieso an nichts mehr erinnert, füge ich hinzu: »Und ich komme immer noch nicht zu deiner Hochzeit.« Zu meinem Dad sage ich: »Wenn du Tania anrufst, sag ihr nicht, dass ich bei ihm war.«
»Ich war zwar in den letzten zwanzig Jahren im Gefängnis, Heather«, sagt Dad mit verletzter Würde, »aber ich weiß trotzdem noch, wie so etwas funktioniert.«
»Dann ist es ja gut«, erwidere ich. Ich rufe nach Lucy und laufe eilig die Treppe hinauf in meine Wohnung. Wenn ich mich beeile, liege ich vielleicht schon im Bett, bevor Cooper zurückkommt. Sarah würde mir sicher Ausweichtechniken vorwerfen.
Aber bei Cooper ist Ausweichen manchmal das einzig Richtige.
23
»Marriage Song«
Von Heather Wells
Am nächsten Morgen schleiche ich mich davon, um nicht auf Cooper zu treffen. Dafür stehe ich extra um so eine unchristliche Zeit wie acht Uhr früh auf und bin um halb neun schon geduscht, angezogen und aus der Tür. Das ist für mich so ungewöhnlich, dass ich auch meinem Dad aus dem Weg gehe, der in seinem Zimmer den »Morgengruß« auf seiner indianischen Flöte spielt. Normalerweise lasse ich mich vor fünf vor neun nicht unten blicken. Ich nehme die Timberlands in die Hand und laufe auf Socken die Treppe herunter, damit die Bodendielen nicht knarren.
Von Cooper ist nichts zu sehen, ein kurzer Blick durch seine halb offene Schlafzimmertür enthüllt ein ordentlich gemachtes Bett, und seltsamerweise ist auch Jordan nicht mehr da. Die Decken, die ich ihm gebracht hatte, liegen gefaltet am Fußende der Couch, und darauf steht die zum
Glück leere Salatschüssel. Anscheinend hat Cooper seinen Bruder geweckt und bringt ihn jetzt in seinem Auto nach Uptown. Von allein wäre Jordan nach dem Alkoholkonsum von gestern heute Morgen nie so früh aufgewacht. Ich habe schon erlebt, dass Jordan nach einem Besäufnis bis vier Uhr nachmittags geschlafen hat. Dass wir beide Morgenmuffel sind, war eine unserer wenigen Gemeinsamkeiten, abgesehen von einer Vorliebe für Girl-Scout-Plätzchen (er: Thin Mints. Ich: Do-Si-Does).
Ich habe ein Gefühl, als hätte ich gerade in der Lotterie gewonnen.
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