Schwere Last mit leichten Mädchen
wichtig«, beharrte ich.
»Die Besatzung der beiden Maschinen konnte sich erinnern«, erläuterte Schell. »Die beiden waren Typen, die auffielen. Harte, kantige Gesichter und ziemlich rauhes Auftreten. Die Stewardessen sagten aus, sie seien nicht gerade sympathisch gewesen. Ich nehme an, sie haben sich ihrem Beruf entsprechend aufgeführt, wie Killer eben .«
»Haben Sie irgendeine genauere Beschreibung bekommen ?«
»Sie waren beide groß und etwa Mitte Dreißig. Einer war glattrasiert und dunkelhaarig, der andere blond mit einem Schnurrbart. Auf dem Rückflug haben sie reichlich getrunken, als hätten sie etwas zu feiern, und die Stewardessen durch die Gegend gescheucht, wenn die Getränke nicht sofort anrollten .«
»Trugen sie Hüte ?« erkundigte ich mich.
»Woher soll ich das wissen !«
»Ich dachte nur so«, versetzte ich. »Denn wenn sie Hüte getragen hätten, wären an den Krempen vielleicht Schilder mit der Aufschrift >Killer< in Leuchtbuchstaben angebracht gewesen .«
»Also gut, Boyd.« Seine Stimme klang plötzlich munter. »Sagen Sie mir deutlich, was Sie meinen .«
»Es könnte ein angenehmer, leichter Job gewesen sein«, erläuterte ich. »Pro Mann sagen wir fünfhundert Dollar wert. Den beiden wird gesagt, sie sollen sich so aufführen, wie sie es getan haben, und nach ihrer Ankunft in Santo Bahia einfach in eine Bar gehen. Dort sollen sie dafür sorgen, daß sich der Barmixer später an sie erinnern kann, falls etwas schiefläuft und sie ein Alibi brauchen. Dann fliegen sie wieder nach Los Angeles zurück und ziehen unterwegs die vereinbarte Schau ab .«
»Das heißt also, die beiden haben Morgan gar nicht umgelegt .«
»Das heißt nur, es besteht meiner Ansicht nach eine reelle Möglichkeit, daß sie es nicht waren«, korrigierte ich. »Morgan war ein Vertrauensmann von Kane. Eines Tages bekam er die Chance, sich heißes Geld unter den Nagel zu reißen und damit zu verduften. Kane schickte Morgan einen anderen Vertrauensmann nach, der das Geld wieder zurückholen sollte. Das war Sonny Karlin . Morgan und Karlin wurden zwei Tage vor der Ermordung Morgans zusammen gesehen, und beide benahmen sich wie dicke Freunde. Nach Morgans Tod verschwand Karlin . Niemand hat ihn seitdem mehr gesehen. Kane hat in Los Angeles all seine Beziehungen zur Unterwelt spielen lassen. Und die dürften wirklich gut sein. Von einem Auftrag, Morgan umzulegen, ist nichts bekannt .«
»Sie glauben also, es hat sich abgespielt, wie Sie es mir geschildert haben. Jemand engagierte zwei Ganoven, die nach Santo Bahia fliegen und sich dort wie professionelle Killer aufführen sollten. Na gut, das will ich Ihnen abnehmen. Aber wer hat Morgan denn nun umgebracht ?«
»Die logische Antwort ist Sonny Karlin «, erwiderte ich. »Er könnte so getan haben, als mache er mit Morgan gemeinsame Sache und wolle sich das Geld mit ihm teilen. Aber dann überlegte er es sich anders, erschoß Morgan eigenhändig und setzte sich mit dem Geld ab .«
»Von dem Geld hatten Sie mir vorher überhaupt noch nichts erzählt«, sagte Schell tadelnd.
»Tatsächlich nicht ?« meinte ich unschuldig. »Sie wissen, was ich für ein schlechtes Gedächtnis habe, Captain .«
»Sie haben schon etwa fünf Minuten meiner Zeit vergeudet«, stellte er fest. »Was soll ich also Ihrer Meinung nach tun? Nach Sonny Karlin suchen, obwohl die Spur jetzt seit sieben Monaten kalt ist ?«
»Ich habe einen gewissen Verdacht, was Sonny Karlin betrifft«, versetzte ich. »Sie könnten diesem Verdacht nachgehen, Captain .«
»Warum tun Sie das nicht selbst ?« entgegnete er unwillig.
»Weil mir dazu die offizielle Befugnis fehlt .«
»Ich bin ein Masochist«, stellte er fest. »Das ist der einzige Grund, warum ich nicht einfach auflege. Also reden Sie schon, aber ein bißchen Tempo !«
»Nehmen wir an, eine dritte Person ist in den Fall verwickelt, und nennen wir diese Person der Bequemlichkeit halber Charlie«, begann ich. »Charlie will das Geld haben, aber gleichzeitig unbedingt vermeiden, daß irgendein Verdacht auf ihn fällt. Vor allem Kane soll unter keinen Umständen mißtrauisch werden. Deshalb läßt Charlie zwei vermeintliche Killer aus Los Angeles einfliegen, um angeblich Morgan zu erschießen. Da er besonders vorsichtig ist, legt er zusätzlich noch eine falsche Spur. Eine Spur, die niemand verfolgen kann, weil sie im Nichts endet: Karlin . Er bringt also beide um, Karlin und Morgan, und nimmt das Geld .«
»Nun gut«, meinte Schell ungeduldig.
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