Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
kleinen Lesbe das Hirn weggeblasen wurde?«
Weder Barnes noch Decker antworteten.
»Ich bin die letzte Woche bei meiner Mom gewesen! Und abgeknallt wurde sie erst vor zwei Tagen, stimmt’s? Ich bin für meine Leute der Superheld, aber nicht mal ich kann zur selben Zeit an zwei Orten sein.« Er lächelte verschmitzt.
»Vielleicht im nächsten Jahr. Ich arbeite an meinem Superpower-Zauber.«
»Wo waren Sie in der vorletzten Nacht?«, fragte Decker.
»Ich hab Ihnen doch schon gesagt, ich war bei meiner Mom.«
»Das bringt uns gar nichts, weil sie das Blaue vom Himmel für Sie herunterlügen würde«, sagte Barnes. »Versuchen wir’s noch mal: Wo waren Sie vorgestern Abend und was haben Sie gemacht?«
Bledsoe klopfte mit dem Fuß auf den Boden. »Lassen Sie mich mal nachdenken. Äh, gestern Abend …« Er schnippte mit den Fingern. »Wir haben uns eine DVD angeschaut - Dreiste Lügner ...« Er lachte. »Die müsstet ihr beiden eigentlich kennen.«
»Der Abend vor gestern Abend«, sagte Barnes.
»Okay, okay … äh … lassen Sie mich nachdenken.«
»Lassen Sie sich was Gutes einfallen, Marshall«, sagte Decker.
Noch ein Fingerschnippen. »Mom und ich sind zum Abendessen ausgegangen. In Cody’s Family Restaurant. Ich habe mit einer Kreditkarte bezahlt. Das sollte sogar für euch Clowns einfach genug zu überprüfen sein.«
»Um wie viel Uhr haben Sie gegessen?«, fragte Barnes.
»Um neun … vielleicht ein bisschen früher. Die Kellnerin hieß Kris. Dicke Titten, hässliches Gesicht. Sonst noch was?«
»Was haben Sie gegessen?«, fragte Barnes.
Bledsoe lachte. »Einen Chili-Cheeseburger, Zwiebelringe und ein Coors. Mom hat das Gleiche genommen, abgesehen davon, dass sie runde Fritten bestellt hat. Sie liebt diese runden Dinger.«
»Was haben Sie nach dem Essen gemacht?«
»Wir sind wieder zu Ma nach Hause, ich hab ein paar Bier getrunken … ein bisschen ferngesehen. Ich glaube, ich hab gegen zwölf Schluss gemacht.«
»Was haben Sie sich angeschaut?«, fragte Barnes.
»Äh … irgendeinen alten Film. Robert Mitchum und eine hübsch aussehende, altmodische Braut. War Scheiße. Ich hab ihn vor dem Ende ausgemacht. Kann ich jetzt gehen?«
Barnes blieb stoisch, aber Bledsoes Alibi ging zu sehr ins Detail, und er war nicht glücklich. Falls jemand bestätigte, dass er um neun in L.A. gewesen war, wäre es schwierig - wenn auch nicht unmöglich - für ihn gewesen, mehr als sechshundert Kilometer zurückzulegen, den Mord in den frühen Morgenstunden zu begehen und wieder hierher zurückzufahren. Es gab auch Flugzeuge, aber Barnes dachte sich, dass man sich an einen Typ wie Bledsoe erinnern würde, was leicht zu überprüfen wäre. Bledsoe hätte den Mord in Auftrag gegeben haben können, also war er noch nicht aus dem Schneider. Aber unterm Strich: keine Indizien, um eine Untersuchung durchzuführen.
Decker fragte: »Woher wussten Sie, dass Ernesto Golding umgelegt wurde?«
»Gute Nachrichten verbreiten sich schnell.«
Decker trat erneut den Stuhl unter Bledsoes Hintern weg. Marshall fluchte, stand auf und wischte sich wieder die Hose ab. »Scheiße! Sie können mich weiter verfolgen, Mann, aber es wird Ihnen bei Ihrem Fall nicht weiterhelfen! Ich hatte mit seinem Tod und dem von der Lesbe nichts zu tun.«
»Und woher wussten Sie dann, dass Golding umgelegt wurde?«, fragte Decker.
»Ich kannte die Fotze, die ihn reingelegt hat.«
»Name?«, fragte Decker.
»Ruby Ranger. Sie sitzt noch lange im Knast, was vermutlich ganz okay für sie ist. Ich glaube, sie steht auch auf Frauen. Solche gibt’s wohl überall.« Breites Grinsen. »Eine weniger.«
Es klopfte, und die Tür ging auf. Marge Dunn brachte
Decker ein Stück Papier. Decker las es und nickte. »Ihre Anhörung findet in zwei Stunden statt, Marshall. Sie werden in eine Zelle gesteckt und, wenn es so weit ist, in Handschellen zum Gericht gefahren. Wenn Sie Ihre Strafe bezahlt haben, können Sie von Glück reden, wenn Sie noch Geld fürs Taxi haben. Andererseits können Sie jederzeit Ihren Pick-up verpfänden. Sie werden ihn nicht mehr brauchen, weil Ihnen der Führerschein abgenommen wird …«
Bledsoe lächelte matt. »Sie wollen mich wohl verarschen.«
»Sie haben drei Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, in zwei Fällen mehr als fünfundachtzig.«
»Das ist ein solcher Schwindel.«
»Dann sind da noch all die Parkverstöße. Wo liegt das Problem, Marshall? Haben Sie Schwierigkeiten, die Schilder zu verstehen?«
Etwas in
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