Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Bledsoes Augen verriet Barnes, dass Decker einen Nerv getroffen hatte.
»Insgesamt sind es fünftausendsechshundertzwanzig Dollar, wenn Sie Ihren Arsch vor dem Gefängnis bewahren wollen«, sagte Decker.
Bledsoe funkelte Decker an und murmelte: »Verdammtes Judenarschloch!«
Deckers Bein schnellte noch einmal vor, und Bledsoe ging wiederum mit seinem gesamten Gewicht zu Boden. Er schaute von unten hoch, während ihm Speichel aus dem Mundwinkel lief. »Das kostet Sie Ihr Abzeichen.«
Decker lachte. »Toll. Ich könnte Urlaub gebrauchen.«
15
Nachdem Bledsoe aus dem Vernehmungsraum abgeführt worden war, schloss Barnes die Tür und senkte die Stimme. »Sie haben ihn ein bisschen hart angefasst, finden Sie nicht?«
Decker blickte Barnes direkt in die Augen. »Soll er mich verklagen. Ich hab es ernst gemeint.«
Barnes ließ das Thema fallen. Warum sollte er jemanden verärgern, der ihm half? Außerdem war er in ähnlichen Situationen gewesen.
»Falls Bledsoe ins Gefängnis muss und seine Alibis nicht bestätigt werden sollten, rufe ich Sie an, und dann können Sie und Ihre Partnerin sich noch mal an ihm versuchen.« Er lächelte knapp und strich sich den rotblonden Schnurrbart zurück. Borstige Haare sträubten sich und nahmen wieder ihren alten Platz ein. »Wahrscheinlich dürfte es besser sein, wenn ich nicht dabei wäre. Das mit Bledsoe war nicht gerade mein stärkstes Verhör.«
»Machte einen guten Eindruck auf mich, Lieutenant. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.«
Decker streckte sich. Seine Hände berührten die Decke. »Sehen Sie, ich habe ihm das Leben ein bisschen schwergemacht, und es tut mir nicht leid. Ich weiß, dass er hier unten einigen Schaden angerichtet hat. Aber ich glaube, dieses Alibi hatte ein paar Details zu viel, und wenn der zeitliche Rahmen stimmt, dann dürfte es Ihnen schwerfallen, ihn direkt mit dem Mord in Zusammenhang zu bringen.«
»Den Gedanken hatte ich auch«, räumte Barnes ein.
»Cody’s Restaurant ist rund zwanzig Minuten von hier entfernt«, erklärte Decker. »Marge wird Ihnen sagen, wie Sie fahren müssen.«
»Vielen Dank. Wir werden Kris, die Kellnerin, aufspüren
und feststellen, was sie zu sagen hat. Selbst wenn sie sein Alibi bestätigt, werden wir bei den Flughäfen nachfragen, ob er nicht einen kleinen Ausflug nach Norden unternommen hat.«
Als sie den Raum verließen, sagte Decker: »Ich hätte es gern gesehen, wenn es besser für Sie gelaufen wäre. Mord übertrumpft wirklich alles, und der Kerl gehört weggesperrt.«
»Er war ohnehin als Täter nicht besonders wahrscheinlich, Lieutenant. Jemanden mit Eiern zu bewerfen ist schließlich etwas ganz anderes, als ihm den Kopf wegzupusten.« Er nahm seine Karte heraus und überreichte sie Decker. »Falls wir uns irgendwie revanchieren können, melden Sie sich einfach.«
»Mach ich. Und lassen Sie sich von Marge Dunn ihre Karte geben … nur für den Fall, dass Sie noch irgendwas brauchen.«
»Das werde ich tun«, sagte Barnes. »Für alle Fälle.«
Kris, die dreißigjährige Kellnerin mit dem großen Busen und einem Gesicht, das nach Barnes Meinung eher okay als hässlich war, erinnerte sich an beide Bledsoes. Wie hätte sie sie auch vergessen können? Er war ein missmutiger Widerling, und seine Mutter war eine vulgäre Hexe.
»Sie haben mir bei einer Rechnung von zwanzig Dollar ein Trinkgeld von einem Dollar gegeben und so getan, als könnte ich mich glücklich schätzen, so viel zu bekommen.«
»Erinnern Sie sich, um wie viel Uhr sie gegangen sind?«, fragte Amanda.
Kris drehte sich eine Strähne zu blonden Haars um den Finger. »Spät, so um zehn. Ich erinnere mich, gedacht zu haben, dass ich für den Abend Schluss machen könnte, wenn ich mit diesen Arschlö… diesen Leuten fertig wäre, verstehen
Sie. Ich hatte schon halbwegs Feierabend gemacht, wissen Sie?«
»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Barnes.
»Gern geschehen. Ist er, na ja, in Schwierigkeiten?«
Barnes zuckte die Achseln.
»Er muss in Schwierigkeiten sein. Warum würde sich sonst die Polizei nach ihm erkundigen? Überrascht mich nicht. Er sah ziemlich merkwürdig aus.«
»Inwiefern merkwürdig?«
Kris bewegte den Kopf hin und her. »Sie wissen schon … er schaute oft über die Schulter.«
»Wirklich?«, fragte Barnes.
»Irgendwie so.« Wieder bewegte sie den Kopf hin und her. »So in der Art. Oder vielleicht war er nur hungrig und wollte sein Essen schneller haben, als wir es ihm bringen konnten.«
»Sie sollten
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