Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
echte Abwechslung zu L.A.« Marge drehte sich wieder um. »Waren Sie schon mal dort, Amanda?«
»Einmal, und es war herrlich.«
»Ich erinnere mich, dass das Essen gut war«, sagte Barnes.
»Das kommt erschwerend hinzu«, erwiderte Marge. »Falls einer von Ihnen noch mal hinfährt, rufen Sie mich an, dann nenne ich Ihnen ein paar gute Restaurants.«
»Mache ich glatt«, sagte Barnes.
Die beiden lächelten sich kurz an. Ein weiterer Gedankenaustausch wurde durch einen schwarzen Pick-up abgebrochen, der auf der Straße angebraust kam. Instinktiv ließen sich alle drei Detectives in ihre Sitze zurücksinken.
»Wir warten besser, bis sie ausgestiegen sind«, sagte Marge.
Der Pick-up bog in die Zufahrt ein. Ein Mann stieg an der Fahrerseite aus und trug mehrere Tüten, die anscheinend Lebensmittel enthielten. Sekunden später öffnete eine ältere Frau die Beifahrertür. Sie hatte die Form einer Birne, graues Haar und bewegte sich langsam. Er hatte wilde, ungekämmte Haare und sich offenbar mehrere Tage nicht rasiert. Er trug ein weißes T-Shirt, eine Jeansjacke, eine Jeans und
weiße Turnschuhe. Sie hatte einen langen grauen Sweater an, einen blauen Pullover mit Stehkragen und eine schwarze Polyesterhose. Doch ihre Turnschuhe waren schwarz.
Da Bledsoe die Hände voll hatte, war die Situation für eine Festnahme ideal.
»Bringen wir’s hinter uns«, sagte Marge.
Die drei Detectives sprangen aus dem Wagen und umringten das ahnungslose Paar.
»Polizei, Mr. Bledsoe, keine Bewegung«, sagte Marge schroff. Sobald Barnes Bledsoe die Tüten abgenommen hatte, legten die Frauen ihm die Arme auf den Rücken, und Marge legte ihm Handschellen an. »Guten Tag, Mr. Bledsoe, wir haben einen Haftbefehl gegen Sie wegen einiger unbezahlter Strafzettel -«
»Sie wollen mich wohl verarschen.« Bledsoes Stimme war gelassen.
»Nein, Sir, will ich nicht.« Aus dem Augenwinkel sah Marge etwas Verschwommenes auf ihre Nase zukommen. Sie duckte sich, aber etwas Hartes traf sie an der linken Seite der Stirn. Spitze Fingernägel. Die Stelle an der Stirn tat weh.
Amanda ergriff den Arm der alten Frau. Laverne Bledsoes Atem roch stark nach Alkohol und Knoblauch.
»Das war wirklich dumm.« Amanda drehte Bledsoes Mom schwungvoll herum. »Jetzt sind Sie wegen tätlichen Angriffs auf eine Polizistin festgenommen.«
Laverne reagierte, indem sie auf Amandas Schuh zu stampfen versuchte. Amanda machte einen Schritt zurück, aber die alte Frau erwischte sie dennoch an der Zehenspitze. Sie drückte Laverne Bledsoe zu Boden und riss ihr die Hände vielleicht ein bisschen fester als nötig auf den Rücken. Die Handschellen klickten.
Bledsoe blieb völlig passiv, verhielt sich wie ein unbeteiligter Zuschauer. Fast amüsiert. »Wollen Sie auch meine Mom verhaften?«
»Sieht so aus«, erwiderte Amanda und zog die schreiende Frau auf die Beine.
»Sie ist achtundsechzig.«
»Sie hat zwei Polizistinnen angegriffen«, sagte Barnes.
»Das ist Quatsch. Diese ganze Verhaftungsgeschichte ist Quatsch.«
Die alte Frau begann zu fluchen, aber Bledsoe blieb ruhig. Marge rief die Zentrale und forderte einen Wagen zum Abtransport an.
Laverne schaute ihren Sohn mit schreckgeweiteten Augen an.
Bledsoe sprach mit monotoner Stimme. »Beruhige dich, Ma, das ist nicht gut für dein Herz.«
»Scheißköpfe!«, schrie Laverne. »So mit einer alten Frau umzuspringen!«
Barnes sah Blut an Marges Schläfe. »Haben Sie ein Pflaster? Sie sind verletzt.«
Marge fasste sich an die Stelle. »Sieht es schlimm aus?«
Barnes schüttelte leicht den Kopf. Als ein Streifenwagen vorfuhr, verstärkte Amanda ihren Griff und brachte die erzürnte alte Frau vorsichtig auf der Rückbank unter. Die Streifenpolizisten notierten sich die Fakten und fuhren ab.
»Das war vielleicht eine Nummer!«, sagte Barnes.
Marge holte ein Heftpflaster und Neosporin aus dem Erste-Hilfe-Kasten im Kofferraum des zivilen Einsatzwagens, und Amada kümmerte sich um die Wunde.
»Ich habe mir tatsächlich heute Morgen die Mühe gemacht, Make-up aufzulegen. Was für eine Verschwendung!«
»Sie sehen prima aus«, sagte Barnes.
Marge lächelte. »Wie geht es Ihrem Fuß, Amanda?«
»Sie ist kein Leichtgewicht, aber ich werd’s überleben.«
»Nennen Sie meine Mom etwa fett?«, fragte Marshall Bledsoe.
Als niemand antwortete, sagte er: »Ich muss bei ihr sein. Um sie zu beruhigen. Ihr Herz ist nicht so besonders.«
»Warum ist sie denn überhaupt so gereizt?«, fragte Marge.
»Erstens ist sie es
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