Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
jemand wie Moke sich in Ihren Zuständigkeitsbereich hineindrängte?«, fragte Decker.
Bledsoe schnaubte. »Ricky war ein Peon .«
»Dann korrigieren Sie mich, Marshall. Sagen Sie mir, was Sie über die Schändung der Synagoge wissen - klären Sie mich auf.«
»Ich weiß einen Scheiß darüber, hab mich nicht dafür interessiert. Und wo Moke tot ist und Golding abgeknallt wurde, werdet ihr wohl nie erfahren, was wirklich passiert ist.«
»Wenn Sie gar nichts über den Fall wussten, woher wissen Sie dann, dass Golding tot ist, geschweige denn, dass er abgeknallt wurde?«
Bledsoe leckte sich die Lippen und sagte nichts.
»Wir können noch eine Weile weiter so rumtänzeln, Marshall, aber es läuft darauf hinaus, dass Sie in Schwierigkeiten sind. Im Moment könnten Sie jemanden brauchen, der auf Ihrer Seite ist.«
Bledsoe ließ ein leises Lachen hören. »Ich will Ihnen sagen, was Sache ist, Mann. Ich hab hier unten keine Judenklitsche geplündert, und das ist die Wahrheit. Theoretisch, wenn ich daran beteiligt gewesen wäre, wäre es keine Plünderung gewesen. Irgendwas wäre explodiert, und darauf können Sie Ihren Arsch verwetten, es wären Juden drinnen gewesen - je jünger, desto bess-« Sein Stuhl flog unter seinem Hintern weg, und er fiel auf den Boden. »Verdammte Scheiße !«
»Tschuldigung, ich bin aus Versehen gegen Ihren Stuhl gestoßen.« Decker warf Barnes einen Blick zu. Barnes’ Gesicht blieb ausdruckslos.
Dann wandte sich der Lieutenant Bledsoe zu, lächelte knapp und stellte den Stuhl wieder hin. »Hier, setzen Sie sich wieder hin, Marshall. Was wollten Sie gerade sagen?«
Bledsoe stand auf, wischte sich die Hose ab und blieb in der Ecke stehen.
Decker lächelte erneut. »Setzen Sie sich.«
»Ich bleibe lieber stehen.«
»Setzen Sie sich.« Deckers Ton bekam etwas Drohendes. Zögernd nahm Bledsoe wieder Platz. Decker fuhr fort: »Nun ja, vielleicht gibt es keine Zeugen gegen Sie, was die Synagoge angeht, aber Detective Barnes hier hat sehr gute Nachrichten für uns. Seine Zeugen gegen Sie sind noch am Leben.«
»Zeugen gegen …« Bledsoes Stirn legte sich in Falten. »Wovon zum Teufel reden Sie?«
»Zwei Jungs von den White Tower Radicals, Bledsoe«, sagte Barnes. »Sie haben Sie im Fall von Davida Grayson angeschwärzt.«
»Von wem?«, fragte Bledsoe.
»Kommen Sie, wir wissen, dass Sie den Mord in Auftrag gegeben haben«, sagte Barnes. »Und diese beiden Jungs sitzen im Knast und überschlagen sich regelrecht, gegen Sie auszusagen -«
»Wer ist Davida Gray, Scheiße noch mal?«
»Sie ist eine Kongressabgeordnete aus Berkeley«, sagte Barnes. »Sie ist vorletzte Nacht mit weggeschossenem Kopf in ihrem Büro gefunden worden.«
Bledsoes Gesichtsausdruck machte Barnes keine Hoffnung. Er sah aufrichtig verwirrt aus. Der gammelige Mistkerl brauchte eine Weile, um seine Stimme wiederzufinden. »Äh … ist das nicht oben in Nordkalifornien passiert?«
»Ja, das ist es«, sagte Barnes. »Ich bin vom Berkeley PD.«
»Dann sind Sie hier unten gar nicht zuständig«, entgegnete Bledsoe.
»Aber ich bin zuständig«, sagte Decker. »Eine Synagoge plündern ist eine Sache, Marshall. Eine gewählte Repräsentatin
des Staates niederzuschießen bedeutet, dass Sie ganz tief in der Scheiße sitzen.«
Barnes sagte: »Wir können Ihnen nicht helfen, wenn Sie nicht anfangen, sich selbst zu helfen. Und Sie können anfangen, sich selbst zu helfen, indem Sie uns erzählen, was passiert ist.«
Bledsoe lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich weiß ehrlich nicht, wovon zum Teufel Sie da reden.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr Typen bewerft mich mit Schei ße, und ich soll glauben, es handelt sich um Parfum.«
»Warum sollte wir das tun?«, fragte Barnes.
»Weil es das ist, was ihr Clowns tut. Ich will euch und euren jüdischen Herren mal was sagen: Eure Uhr ist abgelaufen.«
»Marshall, warum sollten wir unsere Zeit damit verschwenden, hier runterzukommen, wenn wir Sie nicht am Wickel hätten?«, fragte Barnes.
»Weil ihr Angst vor mir habt und vor dem, wofür ich stehe«, antwortete Bledsoe. »Ich weiß nichts über die Lesbe.«
»Woher wissen Sie, dass sie Lesbierin war?«
»Weil ich lesen kann, Jack. Wer sind diese erfundenen Schwulen, die gegen mich aussagen?«
»Ihre Jüngelchen, Marshall.«
»Wer?«
»Ray und Brent Nutterley.«
»Ach du lieber Gott!« Bledsoe verzog schmerzlich das Gesicht. »Diese beiden Idioten! Behaupten die, ich hätte was damit zu tun, dass einer
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