Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
einen Kaffee? Ich brauche definitiv selbst eine Tasse.«
»Schrecklich gern«, sagte Amanda. »Aber lassen Sie mich das machen, Minette. Setzen Sie sich doch, und entspannen Sie sich.«
»Das ist nett von Ihnen.«
Amanda ging in die Küche und begann, in den Schränken nach Kaffee zu suchen. Minette machte keine Anstalten, ihr mit Richtungsangaben zu helfen. Die offene Raumaufteilung erlaubte es Amanda, das Gespräch mitzuhören.
»Hatten Sie eine unruhige Nacht?«, fragte Will.
»Vermutlich eine von vielen.« Minette traten Tränen in die Augen. »Es ist so unwirklich. Ich kann einfach nicht glauben …« Die Tränen begannen zu fließen. »Ich stehe immer noch unter Schock.«
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid uns tut, was Ihnen widerfahren ist, Ms. Padgett.«
»Das Unangenehmste daran ist diese gemeine Mutter. Sie
will mich nichts planen lassen.« Weitere Tränen. »Sie lässt die Leiche nach Sacramento überführen. Davida hat Sacramento gehasst ! Sie hat nur schlechte Erinnerungen damit verbunden.«
»Darf ich fragen, was das für schlechte Erinnerungen waren? Vielleicht spielen sie für diesen Fall eine Rolle.«
Minette presste die Lippen zusammen. Dann sagte sie: »Sie wissen schon … die Scheidung ihrer Eltern … ihr Bekenntnis, dass sie Lesbierin war … das war schmerzhaft.«
»Ich bin sicher, dass es hart für sie war«, sagte Barnes, »aber sie ist oft zum Arbeiten dorthin gefahren.«
»Sie hat dort gearbeitet, aber sie hat hier gelebt!« Minette verschränkte die Arme vor der Brust.
Barnes redete ihr gut zu. »Es muss äußerst schmerzlich für Sie sein, von den Vorbereitungen zur Bestattung ausgeschlossen zu sein. Das tut mir sehr leid, Minette.«
Die junge Frau senkte die Stimme, aber ihr Ton blieb scharf. »Es ist verdammt schmerzlich.« Sie seufzte. »Ich bin so unglaublich wütend. Es ist nicht Ihre Schuld, dass Sie hier sind, um mich schimpfen zu hören, aber ich entschuldige mich nicht für mein Verhalten.«
Barnes warf einen Blick auf seine Uhr. Sie waren seit mehr als zehn Minuten in Minettes Wohnung, und sie hatte sich immer noch nicht nach den Fortschritten der polizeilichen Ermittlungen erkundigt. Er wünschte sich, Amanda würde mit dem Kaffee schneller machen. Er wollte ohne sie keine heiklen Themen ansprechen.
»Ich will einfach sechs Monate lang schlafen«, sagte Minette, »und erst wieder aufwachen, wenn dieser ganze Alptraum vorüber ist. Ich musste den Hörer neben das Telefon legen und mein Handy abstellen. Ich bin es leid, dass alle Leute hier anrufen. Ihnen liegt nicht wirklich was an mir. Alles, was sie wissen wollen, sind die blutigen Details.«
»Blutige Details?«
»Sie wissen schon, ob es einen Kampf gegeben hat, ob sie sich gewehrt hat.« Sie blickte Barnes an. »Hat sie sich gewehrt?«
»Soweit wir sehen konnten«, antwortete Barnes, »schien sie an ihrem Schreibtisch eingeschlafen zu sein. Machte sie das oft … einschlafen, während sie arbeitete?«
»Die ganze Zeit … besonders wenn sie die ganze Nacht durchmachte.«
»Haben Sie sie oft in ihrem Büro besucht und sie schlafend vorgefunden?«
»Nicht oft .« Minettes Augen verengten sich. »Manchmal hab ich ihr was zum Abendessen gebracht, und das haben wird dann zusammen gegessen.«
Amanda kam mit einem Tablett wieder, auf dem Becher, Milch, Zucker und Splenda standen. »Da wären wir. Ich habe in Ihren Küchenschränken herumgestöbert. Ich hoffe, diese Becher sind okay.«
»Das sind sie.« Minette schüttete reichlich Milch und Süßstoff in ihren Kaffee. »Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich hätte sie dauernd in ihrem Büro besucht. Ich wollte ihr nicht auf die Nerven gehen, wenn sie am Arbeiten war.«
Barnes nickte und dachte an die zehn Anrufe pro Tag in Dr. Kurtags Büro.
»Ich meine, dann und wann habe ich sie überrascht«, sagte Minette. »Zweimal habe ich sie schlafend an ihrem Schreibtisch vorgefunden. Und hier auch. In ihrem Arbeitszimmer. Sie schlief einfach ein. Sie war sehr müde. Wie Sie sich vorstellen können.«
Barnes nickte und schaute zu Amanda hinüber, die seine flehenden Blicke ignorierte. »Falls Sie nichts dagegen haben, Ms. Padgett, haben wir ein paar Fragen an Sie.«
»Sagen Sie Minette zu mir.« Sie nippte an ihrem Kaffee und nickte. »Fragen Sie nur. Ich bin jetzt ein bisschen wacher.«
Barnes beschloss, die Bombe nicht sofort platzen zu lassen. »Würden Sie gern wissen, welche Fortschritte wir im Fall der Verwüstung Ihrer Wohnung gemacht
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