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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nur mein Eindruck.«
    »Sie haben ihn angemeldet, und was dann?«, fragte Baker.
    »Ich habe Jack zu seiner Suite begleitet, und er hat gesagt, er würde mich anrufen, falls er irgendwas bräuchte. Ich ging in mein Zimmer und hatte vor, ein kurzes Nickerchen von zwanzig Minuten zu machen. Normalerweise werde ich genau zu dem Zeitpunkt wach, den ich mir vorgenommen habe. Diesmal nicht, und als ich wach wurde, fühlte ich mich schlapp. Ich bin in den Fitnessraum des Hotels gegangen, habe eine Stunde trainiert, bin ein wenig geschwommen.« Er atmete tief aus. »Mal sehen. Ich habe geduscht, ein paar Anrufe gemacht, ein bisschen gelesen, ein bisschen gespielt.« Er zeigte auf den Gitarrenkoffer und die Zeitschrift.
    »Wen haben Sie angerufen?«, fragte Baker.
    »Meinen Service, meine Freundin.«
    »Die Gitarrenbauerin«, sagte Baker. »Wie heißt sie?«
    »Robin Castagna.«
    Lamar hob die Augenbrauen. »Über sie ist letztes Jahr in Acoustic Guitar ein Artikel erschienen, stimmt’s?« Als Delaware einen überraschten Eindruck machte, sagte er: »Sie sind in Nashville, Doktor. Das ist das Business der Stadt.« Er zeigte auf den Gitarrenkasten. »Ist das eine von ihren?«
    »Ja.« Der Psychologe öffnete den Gitarrenkoffer und
nahm eine hübsche kleine Flattop mit Abalone-Punkten heraus. So ähnlich wie eine Martin Größe 000, aber keine Decal auf dem Headstock, und die Einlegearbeit am Griffbrett war anders. Delaware zupfte ein paar Arpeggios, spielte ein paar verminderte Akkorde am Brett hinunter, bevor er die Stirn runzelte und das Instrument wieder in den Kasten legte.
    »Heute Morgen klingt nichts besonders gut«, sagte er.
    Flink, dachte Baker, der Typ konnte spielen.
    »Haben Sie vor, irgendwo aufzutreten, während Sie hier sind?«, fragte Lamar.
    »Wohl kaum.« Delaware lächelte matt. »Jack hatte seinen Psychologen, die Gitarre ist meine Therapie.«
    Baker sagte: »Also haben Sie ein bisschen rumgezupft, ein bisschen gelesen … und was dann?«
    »Mal sehen … muss gegen halb sieben, sieben Uhr gewesen sein, als ich hungrig wurde. Der Concierge empfahl das Capitol Grille direkt hier im Hotel. Aber nachdem ich es mir angesehen hatte, wurde mir klar, dass ich nicht alleine in einem derart eleganten Lokal zu Abend essen wollte. Dann rief Jack an und sagte, er wolle ausgehen und könne Gesellschaft gebrauchen.«
    »Wie klang er stimmungsmäßig?«
    »Ausgeruht, entspannt«, sagte Delaware. »Er erzählte mir, es sei gut gelaufen mit den Songs, er habe keine Schwierigkeiten damit gehabt, sich an den Text zu erinnern - was eine seiner größten Sorgen gewesen war. Er machte eine Menge Witze darüber, dass hohes Alter und ein ausschweifendes Leben Hirnschäden verursachten. Außerdem sagte er, er denke daran, einen neuen Song für das Benefizkonzert zu schreiben. Einen Titel hatte er schon: ›The Censorship Rag‹.«
    »Aber jetzt hatte er Hunger.«
    »Speziell auf Schweinerippen. Wir landeten schließlich in einem Lokal am Broadway - Jack’s. Er hatte es aus dem Restaurantführer
rausgesucht, dachte, es sei lustig - der Name, eine Art Karma.«
    »Wie sind Sie dorthin gekommen?«
    »Wir haben ein Taxi genommen.«
    »Es ist nur ein kurzer Spaziergang vom Hotel aus«, sagte Baker.
    »Das wussten wir zu dem Zeitpunkt nicht.«
    »Wann sind Sie dort angekommen?«, fragte Baker.
    »Vielleicht kurz vor neun.«
    »Hat ihn jemand bei Jack’s erkannt?«
    Delaware schüttelte den Kopf. »Wir hatten ein nettes ungestörtes Essen. Jack hat eine Menge Schweineschulter gegessen.«
    »Hat es ihn gestört, dass ihn niemand erkannt hat?«
    »Er hat darüber gelacht und gesagt, eines Tages würde er nur noch eine Fußnote in einem Buch sein. Falls er das Glück hätte, so lange zu leben.« Delaware zuckte zusammen.
    »Meinen Sie, dass er eine Vorahnung hatte?«, fragte Baker.
    »Nicht dass er ermordet würde. Was seine Lebensweise betraf. Jack wusste, dass er zu dick war, an hohem Blutdruck litt, einen hohen Cholesterinspiegel hatte. Zusätzlich zu dem ganzen ausschweifenden Leben.«
    »Hoher Cholesterinspiegel, aber er bestellte Schweineschulter.«
    Delaware lächelte traurig.
    »Wer hat das Essen bezahlt?«, fragte Lamar.
    »Jack.«
    »Mit Kreditkarte?«
    »Ja.«
    »Um wie viel Uhr haben Sie das Restaurant verlassen?«, fragte Baker.
    »Ich würde sagen, spätestens um halb elf. Um die Zeit haben wir uns getrennt. Jack sagte, er wolle sich ein bisschen
in der Stadt umsehen, und es war klar, dass er allein sein

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