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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wollte.«
    »Warum?«, fragte Baker.
    »Seine Worte lauteten: ›Ich brauche etwas Ruhe, Doc.‹ Vielleicht hatte er einen kreativen Schub und brauchte Einsamkeit.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wohin er gegangen ist?«
    »Keine. Er hat gewartet, bis ich ein Taxi an der Fifth bekam, und ging dann den Broadway hinunter … Moment mal, die Richtung - er ging nach Osten.«
    »Auf dem Broadway nach Osten«, sagte Baker, »ist das Zentrum der Innenstadt, und da ist es alles andere als einsam.«
    »Vielleicht ist er in einen Club gegangen«, sagte Delaware. »Oder in eine Bar. Vielleicht hat er sich auch mit ein paar Freunden getroffen. Er ist hierhergekommen, um mit Musikern aufzutreten. Vielleicht wollte er sich mit ihnen treffen, ohne dass sein Psychotherapeut dabei war.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was das für Freunde sein könnten?«
    »Nein, ich stelle nur Vermutungen an, genau wie Sie.«
    »Auf dem Broadway nach Osten«, sagte Baker. »Haben Sie danach noch etwas von ihm gehört, Doktor?«
    Delaware schüttelte den Kopf. »Um welche Zeit wurde er getötet?«
    »Das wissen wir noch nicht. Haben Sie eine Ahnung, wer ihm etwas antun wollte?«
    »Nicht im Geringsten«, erwiderte Delaware. »Jack war launisch, soviel kann ich Ihnen sagen, aber obwohl ich ihn behandelt habe, war es keine gründliche Psychotherapie, und daher hatte ich keinen Zugang zu seiner Seele. Doch während des Abendessens hatte ich den Eindruck, dass er viel für sich behielt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«

    »Rein intuitiv. Das einzige möglicherweise Nützliche, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass sich seine Stimmung gegen Ende des Essens änderte. Er war die meiste Zeit in Plauderlaune, redete hauptsächlich von der guten alten Zeit, und dann wurde er auf einmal still - richtig zugeknöpft. Vermied den Augenkontakt. Ich fragte ihn, ob alles mit ihm in Ordnung sei. Er sagte, es ginge ihm prima, und wollte von weiteren Fragen nichts wissen. Aber irgendwas machte ihm zu schaffen.«
    »Aber Sie haben keine Ahnung, was das war«, sagte Baker.
    »Bei jemandem wie Jack konnte es alles Mögliche sein.«
    »Bei jemandem wie Jack?«
    »Nach meiner Erfahrung fallen Kreativität und Stimmungsumschwünge häufig zusammen. Jack stand in dem Ruf, schwierig zu sein - ungeduldig, scharfzüngig, unfähig, Beziehungen aufrechtzuerhalten. Ich zweifle nicht daran, dass das alles zutrifft, aber mir gegenüber war er ziemlich angenehm. Obwohl ich manchmal den Eindruck hatte, dass es ihm schwerfiel, freundlich zu sein.«
    »Er brauchte sie, um in das Flugzeug reinzukommen«, sagte Baker.
    »Das war vermutlich der Grund«, erwiderte Delaware.
    »Schweinerippen im Jack’s«, sagte Lamar. »Irgendwelche flüssigen Erfrischungen?«
    »Jack hat ein Bier getrunken, ich eine Cola.«
    »Nur ein Bier?«
    »Nur eins.«
    »Ziemlich diszipliniert.«
    »Seit ich ihn kannte, war er maßvoll.«
    »Wir sprechen von einem Mann, der im LSD-Rausch Fallschirm gesprungen und mit verbundenen Augen Motorrad gefahren ist«, sagte Lamar.
    »Ich ändere meine Aussage ab. In meiner Gegenwart war
er maßvoll. Er hat mir mal erzählt, er würde allmählich langsamer, wie ein alter Güterzug. Er hat mir gegenüber selten Dinge aus seinem Privatleben preisgegeben, selbst nachdem wir ein Verhältnis zueinander entwickelt hatten.«
    »Wie lange hat es gedauert, bis es dazu kam?«
    »Zwei Wochen. Keine Behandlung ist wirksam, solange es kein Vertrauen gibt. Ich bin sicher, das wissen Sie beide auch.«
    »Was meinen Sie damit, Doktor?«
    »Bei der Befragung von Zeugen ist es wichtiger, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, als sie unter Druck zu setzen.«
    Baker rieb sich über den rasierten Schädel. »Beraten Sie die Polizei in L.A. in Fragen der Technik?«
    »Mein Freund dort, Lieutenant Sturgis, braucht da keine Hilfe.«
    »Sturgis mit i-s oder e-s ?«
    »Mit einem i : wie das Motorradfahrer-Treffen.«
    »Sind Sie selber einer?«
    »Ich bin ein bisschen rumgefahren, als ich jünger war«, sagte Delaware. »Keine große Maschine.«
    »Sind Sie selber etwas langsamer geworden?«
    Delaware lächelte. »Sind wir das nicht alle?«

4
    Sie blieben weitere zwanzig Minuten bei dem Seelenklempner, deckten noch einmal das gleiche Gebiet ab, stellten die gleichen Fragen auf unterschiedliche Weise, um mögliche Diskrepanzen hervorzulocken.
    Delaware verwickelte sich bei seinen Antworten nicht in Widersprüche, und er wich den Fragen auch nicht aus. Das reichte Baker nicht, um ihm einen Freipass auszustellen, weil
er

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