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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einundzwanzig. Klein und kurvenreich - nicht größer als eins sechzig, kantiges Kinn, große Augen.

    Sie räusperte sich. »Nun ja … yeah, es ist eine irre Nacht für ein bisschen Musik. Ich bin Gret. Das ist die Kurzform von Greta. Andererseits bin ich ja ziemlich kurz.«
    Sie legte eine Pause für ein Gelächter ein, das nicht kam.
    Der Karaoke-Typ murmelte etwas.
    Gret lachte und sagte: »Bart meint, wir sollten besser weitermachen. Okay, hier ist einer meiner Lieblingssongs. Weil ich aus San Antone bin … obwohl ich totaaal auf Nashville stehe.«
    Schweigen.
    Erneutes Räuspern. Gret riss die Schultern nach hinten, versuchte sich größer zu machen, setzte die Füße so auf, als wolle sie einen Kampf bestehen. Ein musikalisches Intro kam aus der Karaoke-Box, und bald schon legte Gret Herz und Seele in »God Made Texas«.
    Lamar war der Ansicht, sie finge ziemlich gut an, schmetterte den Song mit einer glatten, kehligen Stimme, ein bisschen höher als ein Alt. Aber sie war weit davon entfernt, toll zu sein.
    Was bedeutete, dass sie eine weitere Fahrerin im Dead Dream Express war, dem Schnellzug gestorbener Träume. Nashville zerkaute sie und spuckte sie aus, wie Hollywood es mit Starlets machte. Demzufolge, was er über Hollywood gehört hatte; weiter westlich als bis Vegas - fünf Tage auf einem Seminar zum Thema Mordermittlungen - war er nie gekommen. Sue hatte zwanzig Dollar an Zehn-Cent-Spielautomaten gewonnen, und er hatte sie alle plus weiteren vierzig an den Black-Jack-Tischen verloren.
    Er stand da, während Gret vor sich hin jaulte, und warf einen Blick auf seinen Partner. Baker hatte der Bühne den Rücken zugewandt und starrte auf eine leere Wand. Während Lamar sein Profil vor sich hatte, zuckte Baker plötzlich zusammen. Als hätte er einen Krampf.
    Lamar fragte sich gerade, was los war, als Gret aus San
Antone eine Nanosekunde später mit ihrer Stimme abrutschte, vielleicht eine Achtelnote zu tief. Ein paar Takte später machte sie es wieder, und am Ende der Strophe lag sie deutlich daneben.
    Aus dem Takt war sie auch, ging in mehrere Zeilen zu früh hinein.
    Baker sah aus, als müsste er gleich spucken.
    Wie zum Henker hatte er den falschen Ton gehört, bevor sie ihn gesungen hatte? Lamar überlegte. Vielleicht waren seine Ohren so fein eingestellt, dass die Schallwellen früher dort ankamen. Vielleicht war das der Grund, weshalb er diese F-5 einfach im Schrank liegen -
    Er unterbrach seinen Gedankengang. Jack Jeffries war die Kehle durchgeschnitten worden, und er war zum Arbeiten hier.
    Der Song war vorüber. Endlich. Gret aus San Antone verbeugte sich, während ein Händepaar träge applaudierte.
    Sie sagte: »Ich danke euch, und jetzt gehen wir auf eine kleine Reise, hinunter zu dieser irren Stadt, die von dieser bösen Frau namens Katrina so verwüstet worden ist. Das hier ist ein echter Oldie, den ich gar nicht kennen würde, wenn meine Mama nicht so ein großer Doo-Wop-Fan wäre, und damals, als sie kleiner war als ich, ich meine, sie war eine richtige Söckchenträgerin - wisst ihr, was das ist?«
    Keine Antwort.
    Gret traf die weise Entscheidung, diese Abschweifung nicht weiter zu verfolgen. »Egal, damals jedenfalls liebte meine Mama einen Jungen aus New York namens Freddy Cannon. Sagt euch Palisades Park was?«
    Schweigen.
    »Egal«, wiederholte sie, »Freddy jedenfalls hat das hier im Dinosaurier-Zeitalter eingespielt.« Gret blinzelte und richtete sich auf. »Okay, jetzt geht’s los, Leute. ›Way Down Yonder in New Awleans‹.«

    Baker marschierte aus dem Lokal und stellte sich auf den Bürgersteig.
    Lamar lauschte ein paar missmutigen Takten und ging dann zu ihm.
    »Findest du nicht, wir sollten wenigstens fragen, ob er drinnen war, El Bee?«
    »Jep«, erwiderte Baker. »Ich warte nur ab, bis die atmosphärischen Störungen verklingen.«
    »Ja«, sagte Lamar, »sie ist miserabel, das arme kleine Ding.«
    »Vielleicht hat sie ja Glück.«
    »Wie meinst du das?«
    »Niemand macht ihr falsche Hoffnungen, und sie findet einen richtigen Job.«
     
    Sie beobachteten vom Eingang aus, wie Gret das Mikrofon ablegte und ihre Kellnerinnentätigkeit wieder aufnahm. Keiner der Gäste brauchte sie, und sie ging hinüber zu der Theke. Sie trank von einem Bier, spähte über den Schaum, schaute den Detectives in die Augen und lächelte.
    Als sie näher kamen, sagte sie: »Sie sind von der Polizei, stimmt’s?«
    Lamar erwiderte das Lächeln. »Heute schon.«
    »Ich hab mir gedacht, dass Sie

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