Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
guten alten Zigarettenzeit an ihrem Gaumen gehalten hatte.
Sie streckte sich auf der Couch und streichelte ihren Körper. Heute Abend trug sie einen roten Spitzen-BH, einen dazu passenden Stringtanga und hüfthohe Strümpfe, die sie bei Good Vibrations erworben hatte. Sie freute sich schon den ganzen Tag darauf, sie vor ihrer Lebensgefährtin abzustreifen. Langsam. Aufreizend langsam.
Der Gedanke daran, sich auszuziehen, machte sie geil. Sie flüsterte ein verlockendes Hallo in den Hörer.
Davida sagte: »Hallo, Schatz.«
»Hal-lo.« Minette hoffte, dass sie sich nicht so betrunken anhörte, wie sie sich fühlte. »Ich hab auf dich gewartet .«
Ooh, das klingt gut, hörte sie als Antwort. Dann kam die Pause, die Minette hasste. »Ich habe heute Nacht noch einige dringende Papiere auf dem Tisch, Min. Ich werde eine gewisse Zeit brauchen, um sie alle durchzusehen.«
»Wie lange ist eine gewisse Zeit? Eine Minute, eine Stunde, ein Tag, eine Woche?«
»Mehr als eine Minute und weniger als eine Woche.«
Minette lachte nicht. Davida versuchte Geduld zu bewahren. Sie wusste, dass Min einiges getrunken hatte, weil sie ihre Wörter halb verschluckte, aber jetzt war nicht die richtige Zeit, das zur Sprache zu bringen. »Ich habe in zwei Tagen ein Hearing vor einem Ausschuss wegen meiner Gesetzesvorlage, und da müssen die Formulierungen hundertprozentig stimmen, sonst fährt mir irgendein Idiot in die Parade.«
»Noch ein Ausschuss?«
»Und danach noch zwei, aber bald wird sich die Lage entspannen, versprochen.«
»Nein, das wird sie nicht«, sagte Minette. »Du wirst eine andere gute Sache finden, die deine ganze Zeit in Anspruch nimmt.«
Davida versuchte das Thema zu wechseln. »Hast du die Tecate-Reservierung endgültig festgemacht?«
»Ja - warum? Muss ich wieder absagen?«
»Nein, nein. Die ganze Woche ist in meinem Black Berry eingraviert. Ich kann es kaum erwarten.«
»Ich auch nicht.« Aber Minette konnte sich nicht viel Begeisterung abringen. Davida hatte ihren Wellness-Urlaub im Rancho La Puerta schon zweimal abgesagt. »Wann kommst du nach Hause?«
»Ich versuche es vor eins zu schaffen, aber warte nicht auf mich.«
Das hieß, dass sie nicht nach Hause kam. Minette seufzte. Streichelte ein Spitzen-BH-Körbchen. Hakte einen Daumen hinein. »Arbeite nicht so hart, Baby.«
»Vielen Dank für dein Verständnis, Schatz. Ich liebe dich.«
Minettes Ich liebe dich wurde von einem Klick abgewürgt.
Schmollend legte sie den Hörer auf. Fünf nach halb zehn, und sie sah äußerst sexy aus und fühlte sich auch so.
Der Abend war immer noch sehr jung. Sie tippte aus dem Gedächtnis eine Ziffernfolge in ihr Mobiltelefon und drückte auf die grüne Taste. Als ihr Anruf entgegengenommen wurde, versuchte Minette, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. »Wie erwartet kommt sie heute Abend, wenn überhaupt, sehr spät nach Hause. Wie sehen deine Pläne aus?«
»Nun ja, ich nehme an, ich komme zu dir.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Gib mir eine Stunde, um eine Ausrede zu finden.«
»Ich warte auf dich. Ach ja, bring eine Flasche Knob Creek mit«, sagte Minette. »Wir haben keinen Freudensaft mehr.«
3
Das Telefon klingelte um acht Uhr zweiundzwanzig, gerade noch rechtzeitig, um Will Barnes’ Laufbandtortur zu unterbrechen. Jeden Tag schaffte er seine Gelenke bis zum Geht-nicht-mehr in der schwachen Hoffnung, dass die stumpfsinnige Maschine seine Lebenserwartung erhöhen würde. Wills Vater und Großvater waren beide mit Anfang sechzig an einer Herzkrankheit gestorben. Wills Kardiologe sagte, seine Pumpe sähe toll aus, aber die unausgesprochene Botschaft war klar: Pass besonders gut auf.
Er senkte das Tempo und sagte: »Barnes.«
Der Lieut sagte: »Davida Grayson ist tot in ihrem Büro gefunden worden.«
Barnes war derart fassungslos, dass er beinahe gestolpert wäre. Er hüpfte von der Maschine herunter und wickelte sich ein Handtuch um den dicken, schweißnassen Hals. »Was zum Teufel ist passiert?«
»Das ist es, was Sie herausfinden sollen. Ich treffe Sie am Tatort. Amanda ist schon auf dem Weg dorthin. Glücklicherweise haben Sie eine Partnerin, die weiß, wie man mit den Medien umgeht, weil dieser Fall großes Aufsehen erregen wird. Der Cap hat für elf eine Pressekonferenz anberaumt. Das Treffen im Rathaus wird heute Abend um sieben stattfinden. Der Fall muss schnell abgeschlossen werden, Will, bevor die Bürgerschaft durchdreht.«
»Kann ich zuerst meine Hose anziehen?«
»Klar. Sie
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