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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Außenstehende undurchsichtig, aber für Insider transparent. Über
irgendwelche Kanäle war durchgesickert, dass Popescu am ›Ding‹ am ZOB beteiligt war. Und da es auch im Untergrund Neid
und Missgunst gibt, haben wir einen Tipp bekommen, als Popescu kurz vor
Mitternacht in einem Klub in der Altstadt aufgetaucht ist. Wo sollte der sonst
hin? Er konnte sich ausrechnen, dass wir seine Wohnung am Kreienbarg observiert
haben. Und die sogenannten guten Freunde mögen es nicht gern, wenn jemand
gesucht wird und bei ihnen unterschlüpft. Niemand steht gern im Fokus der
Polizei.«
    »Nun leuchtet das
Rotlicht wieder ein wenig dezenter in der Altstadt«, beschrieb Lüder die
Situation im Kieler Kiez.
    »Könnte man sagen.
Nach dem anonymen Hinweis ist das SEK ausgerückt
und konnte Popescu ohne Gegenwehr festsetzen. Leider ist er im Verhör zu den
Taten und den Auftraggebern verschwiegener als das Schweizer Bankgeheimnis.«
     
    Anschließend ließ
Lüder den in der »Blume« inhaftierten Entführer in den Verhörraum bringen.
    Traian Popescu war
groß. Auch wenn er während des Entführungsversuchs eine Skimaske getragen
hatte, glaubte Lüder, ihn wiederzuerkennen. Die Statur und der stechende Blick
hatten sich ihm eingeprägt. Am Aufblitzen der Augen registrierte Lüder, dass
Popescu ihn ebenfalls erkannt hatte. Das galt auch für das verräterische Zucken
um die Mundwinkel des Rumänen.
    »Sie haben sich
die falschen Helfer ausgesucht«, begann Lüder ohne Umschweife. »Bei Ihrem
Vorstrafenregister reicht es jetzt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der
Richter dieses Mal Tabula rasa macht.«
    Popescu deutete
die Geste des Ausspuckens an.
    »Nix ist.
Scheißbulle«, sagte er mit der hart klingenden Aussprache der Osteuropäer.
    »Die Spuren im BMW , die Aussagen der Mittäter … All das reicht.
Außerdem hat Bălăneşti Sie belastet. Sie waren nicht nur der Anstifter, also der
Haupttäter, sondern haben sich auch damit gebrüstet, den Amerikaner im Kanal
gebadet zu haben, wie Sie gesagt haben sollen.«
    »Hau ab, du
Wichser, sonst dreh ich dir den Hals um.«
    »Nach Ihrem
Mordversuch in der JVA Neumünster wird man
vorgewarnt sein. Nicht jeder Beamte im Gefängnis ist auf Kuschelkurs geeicht.
Solche Leute wie Sie mögen weder das Personal noch die Insassen. Sie glauben
doch nicht im Ernst, dass Sie nach Flensburg kommen. Bruchsal. Oder
Fuhlsbüttel. Da ist nichts mit Schmuseknast.«
    »Leck mich doch am
Arsch. Ich fick dich. Und deine Alte.«
    Lüder ging auf die
Beschimpfungen nicht ein. Die sogenannten harten Jungs brauchten es zum
Abreagieren der maßlosen Wut darüber, dass man sie überführt hatte. Popescu
wusste, dass es ihn diesmal hart treffen würden. Unter Umständen drohte ihm
Sicherungsverwahrung. Oder er würde nach Verbüßung eines angemessenen Teiles
seiner Strafe in seine Heimat abgeschoben werden. Lüder nutzte diesen
Sachverhalt als Drohgebärde.
    »Wie gut, dass
Rumänien in der EU ist. Wir schicken Sie in einen
Knast Ihrer Heimat, damit Sie Ihre Strafe dort verbüßen können. Da sind genauso
harte Jungs, wie Sie einer sein möchten. Das wird ein Kampf auf des Messers
Schneide. Und das meine ich nicht symbolisch. Der Knast macht Sie mürbe,
zerbricht Sie. Dann wird Ihnen schon ein kleiner Tagedieb über sein, wenn Sie
ihm aus Versehen auf die Vorderfüße treten.«
    Popescu stützte
sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab. Es sah aus, als würde er jeden
Moment aufspringen und sich auf Lüder stürzen wollen. Das hatte auch der
uniformierte Polizist registriert, dessen Haltung ebenfalls Spannung annahm.
    »Bălăneşti hat uns erzählt, dass der
Auftraggeber der Morde und der Entführung ein Ausländer war.« Lüder lehnte sich
zurück. »Ich finde es lustig, von einem Ausländer zu sprechen. Das klingt
diskriminierend, während wir darunter nur Menschen verstehen, die nicht die
deutsche Staatsangehörigkeit haben. So wie Sie.«
    »Beleidige mich
nicht. Ich bin nicht so ein Kanake wie der.«
    »Sie sprechen von
Ihrem Chef.«
    »Chef, du Arsch.
Ich habe keinen.«
    »Wie heißt denn
Ihr Auftraggeber?«
    Popescu fluchte in
seiner Muttersprache. »Fick dich selbst«, schrie er.
    »Ist ja gut, wenn
Sie Ihre mangelnde Intelligenz mit der Umschreibung der Ehestandsbewegung in
Fäkalsprache bekunden«, sagte Lüder gelassen.
    Popescu sah ihn
irritiert an. Das hatte er nicht verstanden.
    »War es Ihre Idee,
Dustin McCormick auf diese Weise zu töten?«
    »Gut, was?«
Popescu strahlte Lüder an.

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