Schwere Wetter
»Leider nicht. Fand ich aber gut.«
Lüder war sich
nicht sicher, ob der Rumäne registriert hatte, dass er soeben ein
Schuldeingeständnis abgeliefert hatte.
»Welcher Stümper
hat den Wagen gefahren, der für die Ermordung Marc Wullenwebers benutzt wurde?
War das Schütterer?«
»Stümper? Das war
doch perfekt. Das werdet ihr Motherfucker mir nie
nachweisen können. Ihr Schweine glaubt sowieso, uns Osteuropäern alles in die
Schuhe schieben zu können. Das Herrenvolk. Nazischergen.«
Lüder winkte ab.
»Diese Masche ist abgedroschen. Da hört kein vernunftbegabter Mensch mehr hin,
weder in der Bundesrepublik noch sonst wo.«
»Nazischwein«,
versuchte Popescu Lüder zu reizen.
Der verschränkte
die Arme und lächelte.
Blitzschnell
bewegte Popescu seinen Kopf vor und schlug mit voller Wucht auf die
Tischplatte. Sofort spritzte das Blut. Er kam mit dem Kopf wieder hoch und
grinste Lüder aus dem blutverschmierten Gesicht an. Dann begann er ganz laut zu
schreien: »Hiiilfe! Das Nazischwein hat mich geschlagen.«
Lüder blieb ruhig
auf seinem Stuhl sitzen. Mit einem Kopfnicken bedeutete er dem Polizisten,
nicht einzuschreiten. Dann zeigte er auf die Kamera, die in der Ecke des Raumes
angebracht war.
»Herr Popescu, Sie
sind ja dümmer, als ich es mir habe vorstellen können.«
Mit weit
aufgerissenen Augen starrte der Rumäne auf das Objektiv, das er zuvor nicht
bemerkt hatte.
In diesem Moment
wurde die Tür aufgerissen, zwei Beamte stürzten in den Raum und sahen sich
fragend um.
Lüder deutete auf
Popescu. »Das war ein idiotischer Versuch von misslungener
Selbstverstümmelung«, erklärte er. »Führen Sie ihn ab. Geben Sie ihm ein
feuchtes Tuch und ein Pflaster.«
»Ich brauche einen
Arzt«, schimpfte Popescu und versuchte, sich gegen die beiden stämmigen
Polizisten zur Wehr zu setzen. Vergeblich.
»Jeder Deutsche im
Lande weiß«, rief ihm Lüder hinterher, »dass man für den Besuch bei einem
Facharzt mit einer Wartezeit von zum Teil mehreren Wochen rechnen muss, falls
Sie darauf spekuliert haben sollten.«
Er war enttäuscht.
Das Verhör hatte leider nicht das erwartete Ergebnis gebracht. Traf es zu, dass
ein »Ausländer« Auftraggeber von Popescu und seinen Helfern war? Oder war es
eine Schutzbehauptung, die ablenken sollte? Ein knallharter Verbrecher wie der
Rumäne wusste, dass man auch im ärgsten Fall seine Auftraggeber und
Verbindungen nicht verraten durfte.
»Wir sind einen
Schritt weiter«, sagte Vollmers, der ihm auf dem Flur begegnete. »Der
Autoverleiher, bei dem der BMW für die Entführung
gemietet wurde, hat bestätigt, dass Schütterer der Mieter war. Wie doof sind
die eigentlich? Oder halten die uns für so blöde, dass die meinen, wir würden
nicht dahinterkommen?«
»Sie müssen aber
hinter jeder Frage einen Beamten hinterherschicken«, sagte Lüder und sah, dass
Vollmers ihn nicht verstanden hatte. »In der schönen neuen Welt wäre es doch
denkbar, dass die Ermittlungsbehörden Zugriff auf die Daten der Autovermieter
und Reisebüros erhalten. Dann wären wir manchem Täter schneller auf der Spur.
Schließlich kann sich da draußen kein Bürger mehr ein Haus bauen, einen Kredit
aufnehmen oder einen Handyvertrag abschließen, ohne dass seine persönlichen
Daten von einer Festplatte abgerufen und einem beliebigen Verkäufer präsentiert
werden.«
Lüder kehrte zu
seiner Dienststelle zurück und fand dort eine Nachricht aus Itzehoe vor. Das
Polizeirevier bat um Rückruf.
»Frandsen«,
meldete sich ein Beamter. »Die Kollegen sind fündig geworden. Das Auto von
al-Rahman war nicht auf dem Parkplatz. Da Sie aber gesagt haben, es müsste dort
stehen, hat sich die Streife ein wenig umgesehen und das GPS -Peilgerät gefunden. Es lag auf einem Grünstreifen
direkt neben dem Parkplatz.«
»Kann es vom Auto
abgefallen sein?«, überlegte Lüder laut, obwohl er den Beamten der Operativen
Technik solch stümperhafte Arbeit eigentlich nicht zutraute.
»Kaum«, erwiderte
Oberkommissar Frandsen. »Ich glaube, das Gerät wurde von al-Rahman entdeckt und
dort weggeworfen. Die Streife hat es mit zur Großen Paaschburg gebracht.« Das
war der Sitz der Itzehoer Polizei. »Anschließend habe ich mit dem LKA telefoniert. Die haben bestätigt, dass der neue
Standort das Polizeirevier ist, nachdem die Streife es bei mir abgeliefert
hat.«
Lüder lobte
Frandsen für die Cleverness. Das bedeutete, al-Rahman hatte den GPS -Verfolger entdeckt und demontiert. So war er der
Überwachung
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