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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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selbst
vorzunehmen. Das hätte Prof. Eglschwiler sein können, der wiederum nicht
umfassend mit den Unternehmenszielen der »global data framework« vertraut war,
aber über andere Kenntnisse verfügte, die er aus Mailand mitgebracht hatte und
die wiederum für »global data framework« von Bedeutung gewesen wären.
    Lüder stutzte.
Wenn man das Wissen des Professors mit den Arbeitsergebnissen von »global data
framework« konsolidierte, dann verfügte man über ein überragendes Know-how.
Aber freiwillig hätte Eglschwiler sich nie vor den kommerziellen Karren spannen
lassen. Das ließ den Schluss zu, dass Malmström als Manager hinter der ganzen
Aktion stecken könnte, um seinem Unternehmen unschätzbare Wettbewerbsvorteile
zu verschaffen, oder dass Mahmud al-Rahman es wegen seines übertriebenen
Ehrgeizes überzogen hatte und dabei auch vor Straftaten nicht zurückschreckte.
Aber welche Rolle spielte die CIA , wenn es
zutraf, dass es sich bei Dustin McCormick um einen Agenten handelte?
    Wenn ein
politisches Motiv dahintersteckte, ein arabisches Land sich das Wissen aneignen
wollte, könnte das eventuell erklären, warum der Amerikaner durch Waterboarding
hatte sterben müssen. Aber, griff Lüder einen früheren Gedanken wieder auf,
waren die Araber wirklich schon so weit in ihrer Entwicklung, dass ihnen die
neue Technologie nutzen konnte? Al-Rahman war kein besonders gut geschulter
Agent, sondern ein Ausnahmetalent, wie Professor Michaelis bestätigt hatte.
    Viele
Lösungsmöglichkeiten waren schlüssig, aber bei allen blieb ein kleines
unbefriedigendes »Aber« zurück.
    Er nahm ein neues
Blatt und machte erneut Notizen.
    Alle Beteiligten
schwärmten von der neuen vernetzten Welt. Der Fortschritt war nicht mehr
aufzuhalten. Die Insider erkannten aber auch die Gefahren, die im Missbrauch
der neuen Technologien begründet waren, in den Möglichkeiten, Menschen zu
manipulieren, in der Steuerung der gesamten Infrastruktur bis hin zur
Möglichkeit, die Welt zu vernichten.
    »Global data
framework« hatte sich auf das Sammeln und Auswerten von Daten und Informationen
spezialisiert. Wer über das Wissen um diese Möglichkeiten verfügte, saß an den
Schalthebeln der Macht. »Securus consulting« setzte alle Kraft in die
Entwicklung von Mechanismen, um genau das zu verhindern.
    Lüder lehnte sich
zurück. Der Plan war noch genialer, als er es sich je hatte vorstellen können.
Wenn ich daran forsche, wie ich Daten- und Informationssammlungen durch
intelligente Maßnahmen unterbinden kann, kenne ich meine eigenen
Schwachstellen, wenn ich an der Informationssammlung und -analyse interessiert
bin. Ich kann wirkungsvoll Abwehrmechanismen umgehen. Und Marc Wullenweber?
Vielleicht hatte der das erkannt und wollte sich durch einen Besuch bei der
»securus consulting« letzte Gewissheit verschaffen. Deshalb hatte er sterben
müssen. Natürlich war es den Amerikanern nicht gleichgültig, wenn solche
Systeme entwickelt wurden und sich in anderen Händen als den eigenen befanden.
    Lüder hielt das
letzte Puzzleteilchen in der Hand: Prof. Eglschwiler und das Symposium in
Mailand. Merkwürdigerweise hatte der Professor auch von den Auswirkungen auf
die Ethik und das soziale Miteinander gesprochen, von den Eingriffen in das
gesellschaftliche Gefüge.
    Das war es!
    Lüder konnte das
vorletzte Teilchen einfügen. Blieb nur noch ein einziger Stein am Rand, auf dem
»Jens Tödter« stand, der ihm wertvolle Informationen geliefert, aber aus
nichtigem Grund auf die Frage nach seinem Studienort gelogen hatte. Eine
Marginalie, aber genau die vervollständigte das Puzzle.
    Lüder atmete tief
durch. Auch der Name desjenigen, der durch Zufall von Prof. Eglschwilers
Ankunft am Kieler ZOB erfahren hatte, passte in
das Bild.
     
    Lüder suchte das
Dezernat Operative Technik auf und erkundigte sich, ob Tödters Fahrzeug noch in
der Harmsstraße in Kiel geparkt war.
    »Nein«, erklärte
ihm der Beamte, »der ist auf der A 210 Richtung Rendsburg unterwegs.«
    Dort werde ich
auch hinfahren, dachte Lüder und begab sich zum Parkhaus.
    Warum spielt sich
das in Deutschland ab?, fragte er sich unterwegs. Die Bundesrepublik war kein
»Feindesland« und zugleich ein Standort für Hochtechnologie. Und diese
Überlegung mochte auch dazu geführt haben, die geheimen und komplexen
Entwicklungen im unauffälligen Schleswig-Holstein anzusiedeln, obwohl man bei
oberflächlicher Betrachtung die Technologiezentren eher in anderen Regionen der
Bundesrepublik vermutet

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