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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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irgend so ein englischer Name. So hießen die wohl.« Dann schüttelte er den
Kopf. »Nee, der Jung hat sich richtig reingekniet. Dem war das hochnotpeinlich,
dass er das Ding nicht wieder zum Laufen gebracht hat. Er meinte, er hätte
schon selbst Viren programmiert, aber dieses Ei … Das war eine zu harte
Nuss.«
    »Und wie sind Sie
an die Adresse der ›securus consulting‹ gekommen?«
    »Ulf hat einen
Freund, auch ein Computerfreak. Den hat er mitgebracht. Die haben beide hier
herumexperimentiert. Aber auch der wusste keinen Rat. Da bist du als Laie echt
aufgeschmissen. Wenn die Experten schon keine Ahnung haben, steht man da wie
der Ochs vorm Berg. Anscheten, Herr Paster. Der Kumpel von Ulf wusste aber die
Adresse. Tjä. Und dann hat es ja auch geklappt. Mannomann. Mit diesem
neumodischen Krams kannste was erleben.«
    »Wissen Sie noch,
wie der Freund von Ulf hieß?«
    »Klar doch. Der
hatte so 'n komischen Namen. Dolf Waldow.«
    »Darf ich einen
Blick auf die Rechnung werfen, die Ihnen die Büdelsdorfer geschickt haben?«
    »Moment«, sagte
Dingens, verschwand durch eine Tür in einen Nebenraum und kehrte mit einem
Ordner wieder zurück. Umständlich begann er, darin zu blättern, indem er sich
zwischendurch den Finger immer wieder mit der Zunge anfeuchtete.
    »Ah, hier«, sagte
er nach einer Weile, klappte den Bügel hoch und entnahm die Rechnung dem
Ordner.
    Lüder erschrak.
Über zweitausendsechshundert Euro hatte die »securus consulting« für ihre
Bemühungen in Rechnung gestellt.
    »Das ist viel
Geld«, stellte Lüder fest.
    »Sag ich doch«,
brummte Dingens und heftete das Dokument wieder ab.
    »Danke. Sie haben
mir sehr geholfen.«
    »Ja … Aber? Was
wollten Sie denn nun?«, fragte Dingens erstaunt, als Lüder sich zum Gehen
wandte.
    »Ich habe alles
erfahren, was ich wissen wollte. Und sogar noch mehr.«
    Lüder ließ einen
ratlosen Geschäftsinhaber zurück. Er ging zu seinem BMW und beschloss, nach Hause zu fahren.
     
    Vor dem schlichten
Einfamilienhaus stand und lag wie gewohnt der Fuhrpark der Familie herum. Lüder
musste über ein achtlos hingeworfenes Fahrrad, ein Skateboard und Thorolfs
Tretroller hinwegklettern, als er von Frau Mönckhagen angesprochen wurde. Die
ältere Nachbarin war unbemerkt in ihren Vorgarten gekommen. Sie musste schon
eine Weile hinter dem Küchenfenster auf Lüders Heimkehr gelauert haben.
    »Guten Abend, Herr
Lüders. Ist das nicht ein scheußlicher Tag gewesen? Nur Regen. Und das um diese
Jahreszeit, wo es noch so viel im Garten zu erledigen gibt. Es ist schade, dass
Sie so viel zu tun haben und gar nicht dazu kommen, sich bei der Gartenarbeit
ein wenig zu entspannen. Für mich gibt es nichts Schöneres als einen gepflegten
Garten.«
    Lüder ging nicht
auf den Vorwurf der älteren Dame ein. Ihr Garten war ihr Ein und Alles. Wann
immer es möglich war, pusselte sie selbst in der hintersten Ecke, zupfte
Unkraut und harkte die Beete. Im Unterschied dazu sah es hinter Lüders Haus
eher wild aus. Die Kinder hatten keine Lust, sich an der Gartenpflege zu
beteiligen.
    Selbst Sinje, die
die Eltern mit einem »eigenen Stück« Garten an ein wenig Verantwortung
heranführen wollten, hatte bereits nach wenigen Tagen die Freude an der
Beschäftigung in der freien Natur verloren. Das Obst aus dem eigenen Garten
wurde dank des »naturnahen« Wachstums auch liegen gelassen. Es konnte mit
seinen Schrum- peln und Unregelmäßigkeiten, Stellen und Würmern nicht mit den
hochglanzgewachsten Produkten aus dem Supermarkt konkurrieren. Und bevor keines
der Kinder mehr Obst aß, hatte Margit irgendwann resigniert und trotz eigener
Quellen wieder Obst eingekauft.
    »Ein englischer
Rasen ist sicher etwas Feines«, sagte Lüder und trat an den Zaun zum
Nachbargrundstück heran. »Es würde mir aber in der Seele wehtun, wenn die
Kinder beim Spielen den Rasen wieder zerstören würden.« Er dachte dabei an die
mehr oder weniger großen kahlen Stellen auf der Rasenfläche hinterm Haus.
»Außerdem ist es heute modern, einen naturbelassenen Garten zu haben, die
Pflanzen sich selbst zu überlassen. Gehen Sie im Frühjahr einmal Richtung
Aubrook spazieren. In der Schrebergartenkolonie finden Sie diese oder jene
Parzelle, die nicht mit der Nagelschere gepflegt wird. Das sind von uns nur wenige
Schritte. Sie werden staunen, wie üppig es dort grünt und blüht, wie es summt
und schwirrt in der Luft. Das fand ich so toll, dass ich dem gern ein wenig
nacheifern möchte.« Lüder verdrehte die Augen.

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