Schwere Wetter

Geheimdienst? CIA ? Die Sache war so geheim, dass man sich dem treuen
Bündnispartner Deutschland nicht anvertrauen wollte.
    Lüder schüttelte
den Kopf. Welches Ränkespiel wurde dort wieder auf deutschem Boden ausgetragen?
Und das im beschaulichen Schleswig-Holstein. Und er war mittendrin, ohne zu
wissen, was und wen er suchen musste.
    Lüder, sagte er zu
sich selbst, wenn das Margit wüsste.
     
    Am Eingang der
»securus consulting« wiederholte sich das Prozedere, das er bei seinem ersten
Besuch erdulden musste. Nach dem Klingeln wurde er durch die Kamera
begutachtet, nach seinem Besuchswunsch gefragt, von einem jungen Mann an der
Tür abgeholt und zum Geschäftsführer geleitet.
    Frank Hundertmarck
sah auf, als Lüder an seiner Bürotür erschien.
    »Hi«, sagte er
knapp. Es klang nicht begeistert.
    Lüder schien es
überhastet, wie Hundertmarck ein paar Tasten auf seinem Notebook drückte und
schnell den Deckel schloss.
    »Gibt es noch
Fragen?«
    »Der Fragenkatalog
wird erst geschlossen, wenn mit dem Geständnis des Täters der Schlusspunkt
unter die Ermittlungen gesetzt ist.«
    »Wenn es nicht zu
lange dauert«, sagte Hundertmarck. »In unserer Branche hat die Wahrheit ›Time is money‹ eine ganz besondere Bedeutung. Außerdem
muss ich in Kürze in die Staaten. Geschäftlich«, fügte er an.
    »Das trifft auch
auf meine ›Branche‹ zu«, erwiderte Lüder. »Deshalb möchte ich mich nicht mit
einer langen Vorrede aufhalten. Was wollte Marc Wullenweber vom Landeszentrum
für Datenschutz bei Ihnen?«
    »Wullenweber?«,
fragte Hundertmarck gedehnt.
    Lüder klopfte mit
dem Zeigefinger auf seine Armbanduhr. »Die Zeit läuft. Möchten Sie noch ein
wenig länger nachdenken? Sagen wir, bis morgen. Dann besuchen Sie mich in Kiel
und beantworten meine Frage.« Der Mann log ganz offensichtlich. Sylvana
Wullenweber hatte erzählt, dass ihr Mann nach Abschluss des Studiums auch von
der »securus consulting« umworben worden war und ein Stellenangebot erhalten
hatte. Warum leugnete Hundertmarck, Wullenweber zu kennen?
    Hundertmarck fuhr
sich mit der Hand durch die Haare. »Ich habe mit so vielen Menschen zu tun, da
kann ich mir nicht jeden Namen merken.«
    »Für die
Angehörigen, die ihren Ehemann und Vater durch Mord verloren haben, als er auf
dem Weg zu Ihnen war, war Marc Wullenweber nicht nur ein Name.«
    »Mord? Ich dachte,
es wäre ein Unfall gewesen.«
    Lüder lehnte sich
zurück. »Zunächst können Sie sich nicht an den Namen erinnern, und plötzlich
wissen Sie sogar, dass es ein Unfall war.«
    »Haben Sie eine
Vorstellung, wie hektisch diese Branche ist?«
    Lüder nickte
versonnen. »Doch. Da muss man ganz fix eine Lösung aus dem Hut zaubern, wenn
sich irgendwo ein Virus eingenistet hat. Das gilt für große und kleine
Ereignisse. Sind Sie in die Ausfälle beim Discounter und im Oldenburger
Krankenhaus involviert?«
    »Natürlich habe
ich davon gehört. In beiden Fällen sind wir nicht beteiligt. Ich bin mir
sicher, dass wir, wären wir Vertragspartner, eine Lösung gefunden hätten, die
solche Einschnitte in das Tagesgeschäft verhindert hätte.«
    »Und? Haben Sie
den beiden betroffenen Institutionen Angebote unterbreitet?«
    »Das weiß ich
nicht. Dafür ist mein Vertrieb zuständig. Ich bin mit der Festlegung und
Verfolgung der Gesamtstrategie ausgelastet. Aber möglich ist es. Nur die
Schnellsten kommen zum Zuge. Das ist wie bei den Spermien.«
    »Das ist ein
unappetitlicher Vergleich«, sagte Lüder. »Was wollte Wullenweber bei Ihnen?«
    »Ich weiß es
nicht. Er hatte um einen Termin gebeten. Worum es ging, konnte er mir nicht
mehr berichten.«
    »Sie haben nicht
nachgefragt, wo Ihnen Ihre Zeit doch so heilig ist?«
    »Wir haben
Überschneidungen zum Landeszentrum für Datenschutz. Ich war daran interessiert,
dort unser Konzept vorzustellen. Vielleicht wollte Herr Wullenweber deshalb
hierherkommen.«
    Lüder schüttelte
den Kopf. » Sie wollen etwas verkaufen. Und wenn Sie
die wohlwollende Zustimmung des Landeszentrums als Verkaufsargument mit
anbringen können, ist das ein unschätzbarer Vorteil für Sie. Da kann ich mir
nicht vorstellen, dass Sie nicht nach Kiel fahren und Ihre Präsentation dort vortragen. Ich bin davon überzeugt, dass Marc Wullenweber
etwas anderes besprechen wollte. Sie wissen es und verschweigen es.«
    »Das ist Ihre
Meinung. Doch Sie irren sich. Es ist so, wie ich es gesagt habe.«
    »Wir haben
herausgefunden, dass Marc Wullenweber Kontakt mit Dustin McCormick hatte.«
    »Wer