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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Devotionaliendrucke in Goldrahmen, fromme Literatur, ein völlig zerschmetterter Farmtruck, auf dessen Stoßstangen stand: DIE EWIGKEIT - WANN IST ES SOWEIT? und NACH DEM TOD - WAS DANN?
    Offenbar war es mal eine hübsche, kleine Farm gewesen, immerhin mit eigener Zisterne und einem Hühnerstall, aber jetzt war alles zerstört, und als Christen waren die ehemaligen Bewohner womöglich richtig dankbar dafür. Zu seiner Verblüffung hatte Alex sogar einen großen Stapel Papiercomics entdeckt, christlich-biblische Comics, ganz nach alter Art und sogar in Englisch, mit handgezeichneten Illustrationen, gedruckt mit Druckerschwärze und geheftet mit metallenen Heftklammern. Schade, daß sie alle zerfleddert und naß vom Regen waren.
    In der Ferne, in nördlicher Richtung, ertönte eine gewaltige Explosion, dann schoß eine schmutzige Rauchsäule gen Himmel. Es war mittlerweile so windstill, und der Himmel war so wundervoll blau, daß die Rauchsäule gerade emporstieg und sich stolz zur Schau stellte. Es sah so aus wie eine heftige Bombenexplosion und hatte sich auch so angehört, aber vielleicht irrte er sich. Ebensogut hätte es ein explodierender Gastank sein können oder eine geborstene Propangasleitung. So was kam vor. Nicht jedes Unglück in der Welt war auf menschliche Einwirkung zurückzuführen.
    Alex kaute noch ein wenig Brot und trank etwas Karottensaft. Die christliche Familie hatte auf organischen Vollwertsäften gestanden. Mit Ausnahme des Dads wahrscheinlich, der sein wirklich ungenießbares Okie Double X unter der Spüle versteckt hatte.
    Alex' Baum war eine hohe und wohlriechende Zeder, die entwurzelt worden und umgekippt war. Ein Großteil der Äste war abgerissen; ein vorbeiziehender F-2 hatte das rote, wundervoll riechende Kernholz zu Tage treten lassen. Alex war auf den umgekippten Baum geklettert und lag nun in vier Metern Höhe auf dem sonnenwarmen Stamm, mit dem Rücken gegen einen der dickeren Äste gestützt. Der graurindige Stamm unter seinem papierumhüllten Hintern war so stabil wie eine Sitzbank. Das Wrack des Verfolgungsfahrzeugs Charlie lag in Sichtweite.
    Juanita war weg, und den Spuren im feuchten Boden nach zu schließen, war sie mit einem Retter in Zivilschuhen verschwunden, der mit einer Art Militärlaster hergekommen war. Das waren gute Nachrichten für Alex, denn die letzten Stunden über war Juanitas Blick glasig gewesen, und sie hatte leicht verwirrt gewirkt. Alex war sicher, daß über kurz oder lang Juanita oder irgendein hilfreicher Trouper auftauchen würde. Sie würde bestimmt nach ihm suchen. Und selbst wenn sie es nicht unbedingt auf ihn abgesehen hätten, im Wagen waren noch viele Megabyte an Daten gespeichert.
    Alex fühlte sich recht entspannt und mit sich im Frieden. Er war teilweise taub, das Gesicht tat ihm weh, außerdem die Lunge und die Augen, und am hinteren Gaumen schmeckte er Blut. Vom Rennen durchs Unterholz - überwiegend in heller Panik - hatte er viele häßliche Schrammen und ein paar schmerzhafte Blutergüsse zurückbehalten, außerdem war er mit Zedernsaft und Dreck verschmiert.
    Aber er hatte den F-6 gesehen. Der F-6 hatte seine Erwartungen weit übertroffen. Es was schön, endlich einmal nicht enttäuscht zu werden. Er hatte das Gefühl, sich jetzt mit größerer Würde ins Sterben schicken zu können.
    Er kaute noch etwas Brot. Das Brot war nicht gut, aber es war besser als die Nahrung im Camp. Ein graues Eichhörnchen flitzte auf dem Waldboden umher. Es trank aus einer Regenpfütze in den Wurzeln eines umgestürzten Baums. Wobei es völlig gelassen wirkte. Halt wie ein Eichhörnchen, das seiner Beschäftigung nachging.
    Durch das hartnäckige Ohrensausen hindurch hörte Alex jemanden rufen. Jemand rief seinen Namen. Er richtete sich auf, setzte den Fuß in das smarte Seil, ließ sich vom Baumstamm auf den Boden hinab und legte sich das aufgerollte Seil eilends über die Schulter.
    Er arbeitete sich durch das Labyrinth umgestürzter Bäume zum Unfallort vor.
    Und als er seinen Retter erspähte, der sich im Umkreis des Unfallorts umsah, floh Alex. Er gelangte wieder zu der umgestürzten Zeder, warf das Seil hinauf und zog sich rasch wieder in den Baum hoch.
    Er stellte sich auf den Stamm, winkte und rief: »Hier drüben!« Allzu laut rufen konnte er nicht, sonst bekam er Schmerzen im Brustkorb.
    Leo Mulcahey kam herüber, indem er sich systematisch durch das Baumlabyrinth vorarbeitete. Er trug einen robusten Filzstetson und eine Safarijacke.
    Auf einem

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