Schwere Wetter
eingeschlagen und hat den Chip verbrannt… eine gottverdammte Schande.«
»Woher habt ihr die Ausrüstung?« fragte Alex.
»Aus überzähligen Militärbestanden… man muß halt die richtigen Leute kennen.«
Auf einmal hatte Alex das Gefühl, sein Gehirn könnte die ganzen Informationen nicht mehr verkraften. Er riß sich die Brille herunter. Unvermittelt dem realen Wind und dem grellen Sonnenschein ausgesetzt, zogen sich Pupillen und Netzhaut wie von Eis gestochen vor Schmerz zusammen.
Alex setzte sich auf dem Bubblepak auf und wischte sich Tränen und angesammelten Schweiß aus den Augenhöhlen. Er schaute zu den beiden Troupern, die lang hingestreckt in den Liegestühlen lagen und auf schwer definierbare Weise tätig waren. Bussard schlug leicht mit den Fingerspitzen. Martha fuchtelte wie ein wahnsinniger Geisterbeschwörer in der Luft herum.
Sie waren vollkommen hilflos. Mit einem Stein oder einem Stock hätte er sie mühelos erschlagen können. Auf einmal überkam Alex ein tiefes Unbehagen; weder Angst noch Übelkeit, sondern ein primitives, sündiges Gefühl, wie ein Aberglaube.
»Ich… ich bleib mal 'ne Weile draußen«, sagte Alex.
»Ist gut, mach uns was zu essen«, antwortete Bussard.
Alex brachte ein Mittagessen zustande und verzehrte auch seine Portion, doch er bemerkte, daß Bussard und Martha ihm nicht genug Wasser geben wollten. Es war einfach keins übrig. Es dauerte eine Weile, bis bei Alex der Groschen fiel - daß es einfach nicht genug Wasser gab, daß die Truppe ständig mit Wasserknappheit zu kämpfen hatte, daß Wasser etwas war, worüber man nicht mit sich handeln ließ.
Im Camp gab es einen elektrischen Kondenser, der mittels Kühlschlangen Wasserdampf aus der Luft kondensierte. Außerdem gab es Destillationsplanen aus Plastik; wenn man Pflanzen zerhackte und in eine unter der Plane befindliche Grube streute, erwärmte sich die transparente Plane in der Sonne und zog die Feuchtigkeit aus dem zerkleinerten Gras und dem Kaktus, und von der Unterseite der Plane tropfte destilliertes Wasser in ein Gefäß. Die Planen waren jedoch umständlich und langsam. Und der Kondenser benötigte eine Menge Strom. Und Strom war ebenfalls knapp.
Die Truppe hatte soviel Solarzellen dabei, wie sie schleppen konnte, doch selbst die besten Solarzellen waren schwach und empfindlich. Selbst zur Mittagszeit erzeugte das Bißchen Sonnenschein, das sie auffingen, nur wenig Strom. Und nicht immer schien die Sonne.
Die Truppe verfügte auch über Windgeneratoren - aber manchmal wehte einfach kein Wind. Die Truppe lechzte nach Energie, sie gierte förmlich danach, und sie ging sorgsam damit um. Das Arsenal der Batterien, die die Trouper mit sich herumschleppten, waren eine schwere Belastung. Autos. Laster. Busse. Ornithopter. Computer. Funkgeräte. Meßinstrumente. Alles verschlang Strom mit der unersättlichen Gier von Maschinen. Wenn es um Energie ging, befand sich die Truppe immer im roten Bereich. Ständig war sie gezwungen, demütig zur Zivilisation zurückkriechen und an irgendeinem städtischen Stromnetz eine Wagenladung Batterien aufzuladen.
Energie konnte man sich entweder erbetteln oder kaufen. Doch um das absolute Bedürfnis nach Wasser kam man nicht herum. Wasser ließ sich weder komprimieren noch ersetzen, von virtuellem oder simuliertem Wasser konnte man nicht leben. Wasser war sehr real und sehr schwer und machte eine Menge Ärger. Manchmal fing die Truppe Regenwasser auf, doch selbst ein regenreiches Jahr in Westtexas brachte nicht viel Regen. Und selbst wenn sie Regenwasser ergatterten, dann konnten sie das Wasser doch nicht mitnehmen, wenn sie das Lager verlegten, und auf der Jagd nach Sturmfronten verlegte die Truppe ständig das Lager.
Es war ganz einfach: je mehr man erreichen wollte, desto weniger gab es zu trinken.
Jetzt auf einmal war Alex klar, warum Bussard und Martha so träge wie zwei Eidechsen unter dem Sonnenschirm in den Liegestühlen lagen und an ihrer Stelle lediglich Augen und
Ohren umherfliegen ließen. Auch Schweiß bestand aus Wasser. Die Zivilisation war in Westtexas zerstört worden und war ebenso tot wie die felsenbewohnenden Anasazi-Indianer aus Arizona, denn es gab hier einfach nicht genug Wasser, und so ohne weiteres ließ sich auch keins beschaffen.
Alex hörte auf zu grübeln, nahm sich ein Beispiel an Bussard und Martha und steckte sich methodisch Streifen Dörrfleisch in den Mund. Das förderte die Speichelproduktion. Manchmal schaffte er es, den Durst
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