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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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scharfe Gras. Eine Drecksalve explodierte in seine Augen und blendete ihn. Der Wind brüllte.
    Die Böenfront bemühte sich nach Kräften, ihn auszuziehen. Im Nu hatte sie den Papieranzug bis auf die Knie heruntergerissen und zerrte heftig an den Schuhen, während sie ihn unablässig mit umherfliegenden Steinen und Unkraut bombardierte. Alex schrie vor Schmerz und krabbelte auf allen vieren zum Laster.
    Der Laster schwankte auf den Achsen hin und her. Die Stoffveranda flatterte wie wild, wenngleich das Knattern im Heulen des Sturms kaum zu hören war.
    Alex kämpfte sich wieder in den schlagenden, flatternden Papieranzug hinein und zwängte seine verdreckten Arme in die leeren Ärmel. Vor Schmerz strömten ihm die Tränen nur so aus den Augen, und seine unbedeckten Knöcheln brannten in der Staubböe unter dem Laster. Der Wind war sehr kalt, dünn, schneidend und alpin. Alex' Finger waren weiß und zitterten, und unter der Maske klapperte er mit den Zähnen.
    Ständig wurde neuer Schmutz unter den Laster geweht. Der Staubwind pfiff harmlos unter den Liegestühlen der beiden Trouper hindurch. Obwohl Alex nicht hörte, was sie redeten, sah er doch, daß ihre Münder unter den Papiermasken ständig in Bewegung waren. Sie sprachen noch immer in die kleinen, gebogenen Mikrofonhalter hinein.
    Alex fischte seine VR-Ausrüstung aus der Luft, die am Kabelende heftig umherschleudert wurde. Er rammte den Rücken gegen den schwankenden Laster und setzte sich den Kopfhörer auf.
    »Ist angenehm kühl jetzt, wie?« meinte Bussard in Alex' beschützte Ohren. Bussards Stimme wurde gedämpft von der Maske und vom Schrillen des Windes am Mikrofonschutz.
    »Bist du verrückt?« schrie Alex. »Das könnte uns ja umbringen!«
    »Nur, wenn's uns im Freien erwischt hätte«, entgegnete Bussard. »Hey, jetzt brauchen wir nicht mehr zu schwitzen.«
    »Carol hat einen!« sagte Martha.
    »Schon?« meinte Bussard alarmiert. »Das wird ein langer Tag… Dann hol Jesse für einen Düppel-Run rüber.«
    Die Heftigkeit der Böenfront ließ rasch nach, obwohl sich der Wind noch mehrmals aufbäumte. Ihr folgte eine gemächliche, kühle Brise, die stark nach Regen und Ozon roch. Alex fröstelte und barg seine durchgefrorenen Fäuste in den Achselhöhlen.
    Das Innere der VR-Brille war voller Dreck. Alex nahm die Maske ab, spuckte auf die kleinen Bildschirme und versuchte sie mit dem Daumen zu säubern.
    Bussard nahm die Brille ab und stand auf. Irgend etwas schlug schwer auf dem gespannten Verandastoff auf. Bussard hüpfte zum Rand der Veranda, sprang hoch und packte es; ein gelandeter Ornithopter.
    Bussard wischte sich Staub vom Trainingsanzug und schaute Alex unbebrillt an. »Verdammt noch mal! Hat dich etwa die Böenfront erwischt?«
    »Wie kriege ich die wieder sauber?« meinte Alex ausweichend und hielt die Brille hoch.
    Bussard reichte ihm ein antiseptisches Tuch. Dann öffnete er die Hecktür des Lasters und stieg geduckt hinein.
    Er kam mit einem Matchbeutel wieder heraus und knallte die Türen zu. Der Beutel war voller Spulen mit schillerndem Band. Bussard nahm ein Stück gelben Klebestreifen von einer Spule ab und zog an dem Band. Ein Teil des glänzenden Bandes löste riß sich los und flatterte im Wind.
    Er reichte es Alex. »Smarte Düppelstreifen.«
    Die Streifen sahen aus wie altmodisches Videoband. Beide Enden des Bandes waren säuberlich perforiert. Der Streifen war zwei Finger breit und so lang wie Alex' Unterarm. Er war nahezu gewichtslos, am Rand jedoch so steif, daß man sich unangenehm schneiden konnte, wenn man nicht aufpaßte.
    An einem Ende befand sich ein Höcker: ein Chip und eine winzige, flache Batterie.
    Bussard verschraubte die Achse der Düppelspule am Brustbein des Ornithopters. Dann nahm er wieder den Wurfstock, trat in den Wind hinaus und startete das Gerät. Es stieg in der steifen Brise mit ausgebreiteten Schwingen raketengleich empor. »Pro Spule sind es hundert Streifen«, sagte Bussard, sich umwendend. »Wir lassen sie durch den Zacken verteilen.«
    »Wofür sind sie gut?« fragte Alex.
    »Wie meinsten das?« fragte Bussard verletzt. »Damit mißt man Temperatur, Luftfeuchtigkeit… und Windgeschwindigkeit, weil man die Düppelstreifen gleichzeitig auf dem Radar verfolgen kann.«
    »Oh.«
    »Die Düppel brauchen nur ganz wenig Auftrieb.« Bussard hob die VR-Montur hoch. »Daher bleiben sie oben, bis der Zacken ausfasert. Los, mach dich bereit, Mann, Greg und Carol sind fündig geworden!«
    Alex setzte sich aufs

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