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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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verdammt noch mal! Ihn heiraten? Kinder mit ihm kriegen? Ihn hinter einem Lattenzaun einsperren? Ich meine, wozu das alles?«
    Jane lachte.
    »Lach ruhig, Janey«, meinte Rick, »aber darauf war Valerie aus. Ich glaube nicht, daß ihr das jemals klar wurde. Ich meine, bewußt. Das war nichts weiter als ein genetischer Imperativ, mehr nicht. Hatte irgendwas mit weiblichen Chromosomen zu tun.«
    Jane seufzte. »Rick - du bist das größte Arschloch aller Zeiten.«
    »Oh«, meinte Rick schockiert. »Okay. Tut mir leid.«
    »Ich habe nicht vor, ihn zu heiraten. Ich habe keinen Lattenzaun. Ich will ihn der Truppe nicht wegnehmen. Ich mag es, bei der Truppe zu leben. Das gefällt mir wirklich. Es ist meine Truppe.«
    »Klar, sicher.« Rick nickte hastig. »Von dir hab ich nicht geredet, Janey. So gut müßtest du mich inzwischen eigentlich kennen.«
    »Ich habe meine eigenen Gründe, warum ich scharf auf den F-6 bin. Und wenn Jerry tot umfallen sollte, dann werde ich ihn finden. Ich werde ihn aufspüren und dokumentieren und die Daten in jedes einzelne Netzwerk auf diesem Planeten speisen. Okay?«
    »Okay, Janey.« Rick grinste. »Ganz wie du willst.«
    »Du hast noch nicht mit seinem Bruder geredet, oder?«
    »Nein. Ich weiß nicht mal, wo der lebt. Aber wenn ich's rausfinden wollte« - er schaute sie an -, »dann würde ich erst mal Jerrys Mom fragen.«
     
    Unmittelbar östlich der Grenze von Foard County, neben dem Bundeshighway Nr. 70, stießen sie auf Zacken. Beide Seiten des Highways waren mit den Wagen der Zuschauer vollgeparkt, darunter Polizisten, endlose Schlangen von Amateuren mit billigen Ferngläsern und Videokameras, ein unförmiger Lidar-Bus des SESAME-Netzes mit abgestimmten Lasern und mehreren Parabolantennen.
    SESAME und der truppeneigene Radarbus hatten bereits seit einer Stunde einen größeren Strömungsausläufer auf den Monitoren, und es hieß, die Polizei sei bereits ausgeschwärmt und der Katastrophenalarm sei ausgelöst. Bislang war jedoch noch keine Wolkenwand zu sehen, und der regenfreie Schelf wirkte erstaunlich beengt und wenig vielversprechend.
    Dann tauchten um 17 Uhr 30 zwei Zacken gleichzeitig auf; nicht in der Vordertasche des Ausläufers, wie man eigentlich hätte erwarten sollen, sondern an der Rückseite des Unwetters.
    Rick fing den ersten Alarm auf, als er den Funkverkehr eines überraschten und aufgeregten TV-Teams abhörte. Er informierte unverzüglich die Truppe und bootete die Teleskopkameras an Charlies vorderer Geschützlafette.
    Wenn alles gut ging, würden die mit der Bodenverfolgung beauftragten Trouper den Weg des wandernden Zackens vorausahnen und sich rechts vor ihn setzen, so daß sich die Silhouette des sich nähernden Zackens gegen die hellere Luft abhob. Im Idealfall würden sie eine Reihe von Meßgeräten so plazieren, daß der Zacken den Raster durchwanderte. Dies war die übliche Forschungsstrategie, um die eindeutigsten, umfangreichsten Datensammlungen zu bekommen, und die SESAME-Leute mit ihrer schweren Computerausrüstung hatten ursprünglich den gleichen Plan gehabt.
    Bei diesen neuen Zwillingszacken mußten sie sich jedoch etwas anderes einfallen lassen. Da sie sich hinter dem Unwetter befanden, würde die Hagelfront unmittelbar über sie hinwegziehen.
    Jane zeigte den Amateuren ausgelassen, womit sie es zu tun hatten, und befahl Charlie, den Highway zu verlassen und über Zäune und Gräben hinweg in wilder Jagd querfeldein zu rasen. Der Wagen hüpfte über eine vollgesogene Weide mit jungen Sonnenblumen und kniehohem Johnsongras. Die auf einem reaktiven Podest montierten Teleskopkameras bewegten sich mit der unerschütterlichen technischen Sanftheit, die ursprünglich für moderne Maschinengewehre Kaliber fünfzig entwickelt worden war. Janes Nerven summten vor Erwartung. Sie war dorthin unterwegs, wo sie sich am wohlsten fühlte: im Zentrum des Geschehens. Hellwach, lebendig und in Gefahr.
    Zacken waren sehr gefährlich. Sie führten extrem hohe Winde mit sich und schleuderten häufig große, tödliche Trümmerstücke umher. Bei einer Verfolgung ging die größte Gefahr jedoch nicht vom Trichter aus. Ein modernes Verfolgungsfahrzeug vermochte einem sichtbaren Trichter, der bereits Bodenkontakt hatte, fast immer auszuweichen. Die größten Gefahren für die Truppe waren schwerer Hagel, Blitze und Kollisionen.
    Hagelschauer waren schwer vorherzusagen, und sie deckten ein viel größeres Gebiet ab als die Spitze eines Zackens. Meistens war der Hagel lediglich

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