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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ist alles echt seltsam, aber erfrischend.« Er hob verlegen die Achseln. »Es ist bloß - du hättest mich nicht hierherbringen sollen. Ich bin anders als diese Leute. Du hättest mich einfach in Ruhe lassen sollen.« Er hob behutsam die Hacke hoch und legte sie sich auf die schmale Schulter.
    »Wirst du eine Weile bei der Truppe bleiben, Alex?«
    »Eigentlich sollte ich dich bitten, mich auf der Stelle nach Hause zu bringen.« Er balancierte den Hackenstiel auf seinem Schlüsselbein, unbeholfen und rastlos. »Aber ich habe im Moment kein Zuhause, wo ich hingehen könnte. Mexiko fällt aus naheliegenden Gründen flach. Zu Papa nach Houston will ich jedenfalls nicht. Papa behandelt mich noch merkwürdiger, als du es tust, und die Leute von der Klinik könnten nach mir suchen… Außerdem hat die Situation auch ihre Vorteile. Es ist dämlich, daß ich hierbleibe, aber ich glaub, eine Weile könnte ich's schon aushalten, wenn ich die Leute dazu kriege, daß sie mich möglichst wenig beachten. Vor allem dich.« Er wandte sich ab. »Alex«, sagte sie.
    Er blickte sich über die Schulter um. »Was ist?« »Such dir irgendeine Beschäftigung. Wie alle anderen auch. Dann kommst du auch besser klar.« Er nickte. »Okay, Juanita. Ganz wie du willst.«
     
    Alex folgte Ellen Maes präzisen, wenn auch total verwirrenden Anweisungen, verlief sich mehrmals und fand endlich den mit einem Papierfähnchen versehenen Stock, mit dem sie die Stelle im Erdboden markiert hatte. Das flatternde Papierfähnchen markierte eine krumme Wurzel im Boden. Das Schlinggewächs war etwa zwei Meter lang, hatte behaarte, spitze, konisch zulaufende Blätter und verströmte einen widerlichen Geruch. Es beherbergte eine große Kolonie kleiner, schwarz-orangefarbener Käfer. Es wurde Büffelkürbis genannt. Alex schob die Ranke mit der flachen Seite der Hacke beiseite, nahm den Schaft beidhändig in den Würgegriff und begann auf die gelbe Erde einzuhacken. Die Hacke sagte ihm zu. Das Gerät war gut ausbalanciert, scharf und in gutem Zustand. Leider war er nicht einmal annähernd kräftig genug, um es richtig einzusetzen.
    Alex hackte, schabte und kratzte sich mehrere Zentimeter tief in den elenden, unnachgiebigen Boden vor, bis er schweißgebadet war und seine streichholzdünnen Arme zitterten.
    Als er die vergrabene Wurzel des Büffelkürbis erblickte, starrte er sie verblüfft eine Weile an, dann ließ er die Hacke neben dem Loch liegen und ging langsam zum Camp zurück.
    Carol Cooper hatte zwei Träger aus der Wand der Garagenjurte herausgezogen. Durch die neuentstandene Lücke rollte die Straßenwartungsmaschine hervor.
    Carol schaute zu, wie die Maschine schwerfällig den Hügel hinunterrumpelte, und legte gleichzeitig die Holzstäbe zusammen und zurrte sie fest. Alex gesellte sich zu ihr und zog die Atemmaske herunter.
    Die Maschine erreichte den Highway, zögerte kurz und rollte dann mit zehn Stundenkilometern nach Süden.
    »Hoffentlich bekommt das arme Ding ein paar Straßenmarkierungen aufgemalt, bevor's wieder zusammengeschossen wird«, sagte Carol und stapelte die Stangen auf der Ladefläche des Lasters. »Was gibt's, Mann? Ich hab zu tun.«
    »Carol, was ist das Abgefahrenste, was es hier gibt?«
    »Was redest du denn da für einen Scheiß?«
    »Gibt es irgend etwas wirklich Seltsames, mit dem sich sonst niemand hier beschäftigt?«
    »Oh«, sagte Carol. »Jetzt kapier ich.« Sie grinste. »Etwas davon steckt in jedem Trouper. Diese altmodische Lust am Herumbasteln. Der alte Spieltrieb, stimmt's?« Carol blickte sich in der Garage um, schaute auf die Gerätehaufen, den Schraubstock, eine professionelle Klebstoffpistole. »Hast du Lust, mir beim Zusammenpacken zu helfen? Rudy und Greg kommen später.«
    »Ich würd ja gern«, log Alex, »aber ich habe schon eine Verabredung.«
    »Also, ich werd jedenfalls froh sein, wenn ich damit fertig bin. Wenn du spielen willst, dann kannst du dir dieses Scheißding vornehmen.« Carol ging zur Schweißbank und nahm einen langen, verstaubten schwarzen Schlauch herunter. Er sah aus wie die Sauerstoffzufuhr des Schweißbrenners, ein großer Haufen dünner, schwarzer Plastikschlauch. Als sie damit zu Alex hinüberging, bemerkte er, daß das, was auf den ersten Blick wie ein Schlauch ausgesehen hatte, in Wirklichkeit ein glattes, schwarzes, geflochtenes Seil war.
    Das eine Ende des Seils endete in einem flachen Batteriegehäuse, daran befestigt waren ein Gürtelclip, ein kleiner Monitor und ein

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