Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
Vom Netzwerk:
vielleicht verhindern, daß er an der Hand Blasen bekam.
    Als die Sonne unterging, tauchten Peter und Rick auf. Sie trugen saubere Papierkleidung frisch von der Rolle, und sie hatten gebadet und sich gekämmt.
    »Du solltest besser zurück ins Camp kommen, Pillenfreak«, sagte Peter. »Alle waschen ihre Klamotten, alle nehmen ein Bad, und bald gibt's auch was zu Essen.«
    »Ich bin noch beschäftigt«, erwiderte Alex.
    Rick lachte. »Beschäftigt womit?«
    »Ziemlich große Sache«, antwortete Alex. »Mit einem Büffelkürbis. Ellen Mae hat gemeint, die Wurzel würde dreißig Kilo wiegen.«
    »Eine Wurzel, die dreißig Kilo wiegt, gibt es nicht, Mann«, sagte Rick. »Nicht mal Bäume haben so schwere Wurzeln.«
    »Wo ist die Pflanze?« fragte Peter.
    Alex deutete auf die durchtrennte Ranke, die er beiseitegeworfen hatte. In der Sonne war sie bereits arg geschrumpft.
    »Shit«, meinte Rick verächtlich. »Weißt du, das ist ein simples Naturgesetz. Es erfordert eine Menge Energie, eine Wurzel zu bilden - Stärke, Cellulose und dieses Zeug. Guck dir doch mal die Photosynthesefläche der Blätter an. Eine Pflanze mit so wenig Solarzellen kann unmöglich etwas bilden, das dreißig Kilo wiegt.«
    Peter blickte in das flache Loch und lachte. »Ellen Mae hat dich ganz schön verarscht. Sie hat dich einen ganzen Tag für nichts und wieder nichts graben lassen. Mann, das ist hart.«
    »Na ja, besonders hart gegraben hat er ja nun nicht gerade«, meinte Rick und tippte mit der Stiefelspitze gegen den kleinen Haufen kreidehaltiger Erde. »Da gräbt ja schon ein Präriehund einen größeren Haufen aus.«
    »Was ist mit dem Seil?« fragte Peter.
    »Ich hab mir gedacht, damit könnte ich vielleicht die Wurzel rausziehen«, log Alex schlagfertig. »Ich bekomme nicht mal dreißig Kilo hoch.«
    Peter lachte erneut. »Das ist wirklich tragisch! Also hör zu, kurz nach Sonnenuntergang kommen wir wieder her. Du solltest machen, daß du zum Camp zurückkommst und dir eine Mitfahrgelegenheit besorgst.«
    »Wo fährst du mit?« fragte Alex.
    »Ich?« sagte Peter. »Ich fliege den Ultralight! Ich bin für die Eskorte eingeteilt.«
    »Ich auch«, meinte Rick. »Mit 'nem Gewehr. Auf diesen Highways trifft man manchmal auf Banditen. Terrorgruppen, Guerillakämpfer. Meistens fahren sie in Konvois, so wie wir, und mit der ganzen tollen Ausrüstung, die die haben, stellen sie ein ganz schönes Risiko dar. Aber nicht für die Truppe. Die Truppe hat Luftunterstützung.«
    »Terrorleute mit Luftunterstützung findest du so schnell nicht«, sagte Peter.
    »Genau«, meinte Rick. »Man fliegt im Dunkeln hoch, ohne Lichter, lautlos, mit Infrarothelm und Schalldämpfergewehr mit Lasersucher - wenn's hart auf hart kommt, ist man der Tod auf leisen Schwingen.«
    »Ein Schuß, ein Treffer, keine Ausnahmen«, sagte Peter.
    »Panoptische Schlachtfeldüberwachung«, meinte Rick.
    »Schweben wie ein Schmetterling, zustechen wie eine Wespe.«
    »Gegenspionage aus der Luft - die einzige Art zu reisen.«
    Alex blinzelte. »Das würde ich gern machen.«
    »Klar«, sagte Peter.
    »Du kriegst meine Wurzel dafür, Peter.«
    Peter lachte. »Kommt gar nicht in die Tüte, Mann.«
    »Lust auf 'ne Wette? Mach schon, wette mit mir.«
    Peter blickte ins Loch. »Wetten, worum? Da drin ist nichts, Mann. Bloß dieser große Steinbrocken.«
    »Der Steinbrocken ist die Wurzel«, sagte Alex. »Und nicht bloß dreißig Kilo schwer. Ich schätze die auf mindestens achtzig… Dieses armselige kleine Gewächs muß mindestens zweihundert Jahre alt sein.«
    Rick starrte ins Loch, dann spuckte er in die Hände und hob die Hacke. »Er hat dich drangekriegt, Pete. Wenn er recht hat, und du hast dich geirrt, dann fliegt er Eskorte, und du guckst in die Röhre und fährst mit Janey im Bus.« Er lachte brüllend und ließ die Hacke niederkrachen.
     
    Jane brannten vom Desinfektionsmittel immer noch die Augen. Baden tat immer weh. Anfangs hatte sie sich geweigert, antiseptisch zu baden, bis sie die Narbenkrater auf Joanne Lessards Schultern gesehen hatte. Joanne war zierlich, hatte helle Haut und wäre an den Staphylokokken-Beulen beinahe gestorben. Mit den Bombay-Staphylokokken IIb war nicht zu spaßen; über Breitbandantibiotika lachten sie sich bloß ins Fäustchen. Moderne Staphylokokkenstämme waren hervorragend ans Überleben auf der häufigsten, nahrhaftesten modernen Umgebung angepaßt; der weitläufigen Weidefläche der lebenden menschlichen Haut.
    Jane brannten die Augen, und es

Weitere Kostenlose Bücher