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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Steuerhandschuh.
    »So was schon mal gesehn?«
    »Na ja, 'ne Batterie und 'nen Steuerhandschuh seh ich nicht gerade zum erstenmal«, antwortete Alex.
    Sie reichte ihm das Gerät. »Yeah, das ist eine verdammt gute Batterie! Supraleitend. Mit dieser Batterie könnte man ein Motorrad antreiben. Und da steh ich nun und passe auf, daß die Batterie auch geladen ist - und niemand benutzt das Scheißding!« Sie runzelte die Stirn. »Wenn du die Batterie ruinierst, Kleiner, hab ich aber was bei dir gut.«
    »Hast du, hast du«, versicherte ihr Alex. »Meine Leute in Matamoros haben eine Lieferung fertig, sie warten bloß noch darauf, daß wir ihnen die Koordinaten geben.«
    »Normale Satellitenkoordinaten?«
    »Die benutzen sie, stimmt«, sagte er. »Genau wie die Truppe, wie die Armee, wie überhaupt jeder.«
    »Ich kann sie dir jederzeit geben, es ist ja schließlich kein großes Geheimnis, wo wir das Lager aufschlagen.«
    »Das ist gut. Ich probier's mal und ruf sie an, wenn ich eine verschlüsselte Leitung kriege.«
    »›No problema«, meinte Carol gelangweilt. Sie schaute zu, wie Alex das Seil hochhob und sich die Schlingen über die rechte Schulter legte. Offenbar drückten sie ihn nicht. Das Kabel wog nur ein paar Kilo, fühlte sich aber seltsam schlangenartig und geschmeidig an, trocken und schmierig zugleich. Es war so dick wie sein kleiner Finger und etwa zwanzig Meter lang. »Was ist das überhaupt?«
    »Ein smartes Seil.«
    »Und was ist smart daran?«
    »Also, in dem Batteriegehäuse befindet sich ein Chip, der sich mit Knotentopologie auskennt. Weißt du, was Topologie ist?«
    »Nein.«
    »Das ist eine spezielle Mathematik, die sich mit der geometrischen Umformung des Raumes befaßt.«
    »Na prima.«
    »Jedenfalls ist das Seil aus einer Menge einzelner Kabel geflochten. Sensorkabel, Stromkabel, und das hier ist der Trick bei der Sache, die elektrisch reaktive Leitung. Okay? Es kann sich strecken und zusammenziehen - fest und schnell -, es kann sich biegen und überall hinwinden, so weit es reicht. Das verdammte Ding kann sich sogar selbständig verknoten.«
    »Genau wie die smarte Drachenbespannung«, sagte Alex, »bloß daß es ein Seil ist, kein Stück Stoff.«
    »Das stimmt.«
    »Warum hast du dann versucht, mir mit diesem Topologikram einen Schrecken einzujagen? Man benutzt dazu den Scheißhandschuh, stimmt's?«
    »Stimmt«, sagte sie. »Man muß dabei technisch werden, sonst kapierst du nicht, was du eigentlich tust.«
    »Und? Wen juckt's?«
    Carol seufzte. »Hör mal, nimm das Scheißding einfach mit und paß auf, daß du dir nicht damit weh tust. Ich will das Kabel nie wiedersehen, okay? Als ich das erste Mal davon hörte, dachte ich, das ist echt coole Hardware, und ich hab 'ne Menge von Janeys Geld dafür ausgegeben. Ich dachte, für ein smartes Seil müßte es in einem Lager doch zahllose Verwendungsmöglichkeiten geben, und, Shit, es gibt auch zahllose Verwendungsmöglichkeiten - so gottverdammt viele, daß es einfach nie jemand benutzt! Es denkt einfach nie jemand dran! Niemand mag es! Die kriegen davon alle eine Gänsehaut.«
    »Okay!« meinte Alex erfreut. Die letzten Bemerkungen hatten ihm moralischen Auftrieb gegeben. Er mochte das smarte Seil bereits. Er war froh, es zu haben. Irgendwie bedauerte er, daß er nur eins hatte. »Ich werd wirklich gut drauf aufpassen. Und denk ans Telefon. Hasta la vista.«
    Alex ging aus dem Zelt und schlurfte wieder aus dem Lager, zurück zu der verdammten Wurzel. Er schabte und schippte und grub eine Weile an der Wurzel herum, bis er wieder außer Atem war. Dann streckte er das Seil volle zwanzig Schritte lang auf dem unkrautbewachsenen Boden aus. Er schaltete den Strom ein.
    Das Seil lag völlig reglos da. Auf dem kleinen Monitor war zu lesen:
     
    INPUT-PARAMETER
    FÜR HYPERBELKRÜMMUNG.
     
    Er probierte den Steuerhandschuh an. An der Rückseite befanden sich die üblichen Knöchelsensoren, und entlang der Handflächen und Finger war er übersät mit zahllosen kleinen Druckzellen. Es war ein Rechtshänderhandschuh, und er paßte ziemlich gut. Die Fingerspitzen waren frei, und der Handschuh glitt sehr angenehm am Seil entlang, eine nette Mischung aus festem Griff und Glätte.
    Alex tippte wahllos ein paar Zahlen in die Anzeige ein, dann schwang er das Seil mit dem Handschuh hin und her. Es passierte nicht viel. Er legte das Seil wieder weg und behielt den Handschuh an, als er mit der Hacke weitergrub. Der Handschuh verlieh ihm einen festen Griff und würde

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