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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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kleines, bernsteinfarbenes Lämpchen, das Steuerknüppel und Trackball beleuchtete. Noch mehr Licht drang aus dem Visier des durchsichtigen VR-Helms, der wässrige Phantomschein der Menüleiste, der von Alex' Stirn auf die pechschwarzen Fugzeugflügel fiel.
    Am Horizont sah man den hellen Funken eines globalen Beobachtungssatelliten. Über ihm waren eine Million Sterne, die Mondsichel, der galaktische Nebel der Milchstraße, ein paar hohe Wolkenwirbel. Der Propeller hinter seinem Rücken schob ihn beinahe lautlos voran, während er mit minimalem Energieverbrauch mit dem langsamen Überlandkonvoi der Truppe tief unter ihm Schritt hielt.
    Falls es irgend etwas Schöneres gab, so hatte Alex es noch nicht entdeckt.
    Diesmal durfte er die Maschine tatsächlich von Hand fliegen. Bussard hatte den Ultralight Beryl mit der obligatorischen Anfängersoftware gebootet. Jede abrupte Bewegung des Steuerknüppels wurde augenblicklich in ein sanftes, ungefährliches Auf und Ab übersetzt.
    Diese Art zu fliegen erinnerte Alex stark an das Fahren in einem motorisierten Rollstuhl. Die gleichen Tipptasten, fast das gleiche leise Motorsummen und das gleiche Gefühl, von einem Übermaß an Sicherheitsvorkehrungen umgeben zu sein und sich in der Obhut einer smarten Maschine zu befinden. Alex hätte am liebsten irgendeine Dummheit gemacht, doch unter den gegebenen Umständen hielt er es für geraten, auf Dummheiten zu verzichten. Er würde solange warten, bis er ihr Vertrauen gewonnen hatte, bis sie ihm mehr Spielraum gaben. Dann würde er irgend etwas Dummes probieren.
    Rick saß im Ultralight Amber und kundschaftete die Gegend hinter der Truppe aus. Rick hatte sein Gewehr dabei. Unmittelbar vor dem Start hatte Rick Alex einen haarsträubenden Vortrag über die Schlauheit und Brutalität der Hinterwäldlerbanditen und die Notwendigkeit gehalten, als ›Vorhut‹ stets wachsam zu sein.
    Alex hatte schwer daran schlucken müssen - mindestens so schwer wie an den Nachtrationen, die aus einem widerlichen Chop Suey aus Kaninchenfleisch, geschmortem Mais und Büffelkürbiswurzel bestanden hatten. Jedenfalls war es eine Mordswurzel gewesen. Zwei Männer hatten sie tragen müssen, und sie schmeckte wie eine Kreuzung aus Sellerie und Bleistiftspänen. Es war die größte Wurzel, die die Truppe jemals ausgegraben hatte.
    Alex empfand unwillkürlich Stolz. Und Eskorte für die Truppe zu fliegen, war wesentlich besser, als in einem der vollgestopften, überladenen Busse mitzufahren. Alex konnte sich bloß nicht vorstellen, daß das Eskortefliegen wirklich gefährlich sein sollte. Schließlich befuhren die Jagdteams der Truppe auch die einsamsten Feldwege von Westtexas und waren noch nie angehalten oder ausgeraubt worden.
    Angenommen, es gab überhaupt Banditen in der Gegend, dann würden sie sich bestimmt nicht mit Juanita und ihrer kampferprobten springenden Höllenspinne anlegen wollen. Juanitas Verfolgungswagen verfügte über keinerlei Schußwaffen, aber er sah so aus, und wie er sich bewegte, ließ auch nichts Gutes ahnen. Der Aerodromtruck und der Radarbus stellten zwar große, leichte Ziele dar und waren bis zum Dach mit wertvollen Geräten vollgestopft, waren aber trotzdem noch nie behelligt worden.
    Alex glaubte, daß die Banditen, wenn sie schon zu ängstlich und daneben waren, einen einzelnen Bus zu überfallen, bestimmt nicht den ganzen Konvoi angreifen würden. Der Konvoi lag jetzt hinter ihm und schlängelte sich langsam die stockdunkle Straße entlang. Zwei Verfolgungsfahrzeuge, zwei Robotbusse mit Anhängern, der Radarbus, der Aerodromtruck, ein alter Strandbuggy, zwei automatikgesteuerte Nachschubjeeps mit Anhängern, drei Dreiradmotorräder mit Beiwagen und ein kleiner Traktor.
    In der ganzen Kolonne war kein einziger Scheinwerfer eingeschaltet. Alle bewegten sich im Dunkeln, was angeblich sicherer war. Die smarten Verfolgungswagen fuhren an der Spitze und kundschafteten die Straße mit Radar aus. Hin und wieder flammte in einem Bus- oder Lasterfenster kurz ein Licht auf - wenn irgendein Trouper einen Laptop-Monitor aufklappte und entweder arbeitete oder sich mit Spielen die Zeit vertrieb.
    Als Alex den VR-Helm auf Infrarot umschaltete, wirkte der Konvoi noch interessanter. Aus den Auspuffen der alkoholbetriebenen Busse und des alten Strandbuggys quoll körnige, gepixelte Hitze hervor. Und aus dem Traktor ebenfalls. Alle anderen Fahrzeuge liefen mit Batteriestrom. Aus den Fenstern der Busse drang der schwache Lichtnebel menschlicher

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