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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Camp.
    Ein wundervoller Frühlingshimmel. Liebliche, flaumige Altokumuluswolken. Man mochte meinen, dieser Himmel könne gar nichts Arges im Schilde führen.
    Sie traf Alex im Schneidersitz im Schatten eines Mesquitbaums an. Im Schatten der winzigen, gefiederten Blätter Schutz vor der Sonne zu suchen, das war, als wollte man Wasser mit einem Sieb auffangen, allerdings trug Alex auch noch den schon häufig mit Klebstoff ausgebesserten Sombrero. Und er hatte die Atemmaske aufgesetzt.
    Er spielte müßig mit dem schlaffen, schwarzen smarten Seil herum. Es überraschte Jane, das Seil wiederzusehen, und es gefiel ihr gar nicht. Das primitive, benutzerfeindliche Interface war ein einziger Witz. Als sie es zum erstenmal verwendet hatte, war das boshafte Seil wie ein plötzlich reißender gespannter Stacheldrahtzaun zurückgeschnappt, und sie hatte am Schienbein einen dicken Striemen zurückbehalten.
    Sie ging näher heran, und ihre Stiefel knirschten im scharfen Gras. Alex drehte sich abrupt herum.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hola, hermana.«
    »Weißt du, wenn ich ein Cojote wär, würd ich mir einfach eine von diesen Ziegen schnappen.«
    »Bitte, bedien dich.« Alex zog die Maske herunter und gähnte. »Wenn du eins von diesen Ortungshalsbändern wegschleppst, kommt Rick mit seinem Gewehr und knallt dich ab.«
    »Was machst du hier draußen?«
    »Ich aale mich bloß in meinem Ruhm als Held des Tages«, scherzte Alex. »Siehst du die Menge begeisterter Bewunderer?« Das smarte Seil zuckte unbeholfen, als er es erfolglos nach den Ziegen zu werfen versuchte. »Ich wünschte bloß, ihr hätte die Texas Ranger nicht gerufen. Mit diesen Typen will ich nichts zu tun haben.«
    »Die Ranger bleiben niemals lange. Was hast du vor?«
    Alex antwortete nicht. Er klappte den Laptop auf, sah nach, wie spät es war, dann erhob er sich theatralisch und blickte gen Süden.
    Sie wandte sich um und schaute in die gleiche Richtung. Merkwürdig buckelförmige, mit vereinzelten Wacholderbüschen und Mesquitbäumen bestandene Hügel zogen sich endlos bis zum Horizont, und hier und da sah man in der Ferne tropfenförmige grüne Feigenkakteen und die gelb aufleuchtenden Blüten hoher, schwankender Kegelblumen. Weit im Süden sah man den zerwehten Kondensstreifen eines Jets.
    »Wow«, sagte er. »Da kommt er endlich. Er ist da. Verdammt noch mal.« Er lachte. »Genau zum richtigen Zeitpunkt! Mann, es ist schon erstaunlich, was man mit ein paar freundlichen Worten und einer Kreditkarte alles erreichen kann.«
    Jane sank der Mut. Sie wußte zwar nicht, was da im Schwange war, doch es gefiel ihr bereits nicht. Alex blickte mit einer Miene zum Horizont, die nichts Gutes verhieß.
    Sie stellte sich hinter ihn und musterte die Landschaft.
    Dann sah sie es ebenfalls. Eine hüpfende Maschine. Sie hatte große Ähnlichkeit mit einem tarnfarbenen Känguruh.
    Das Gerät überquerte die Hügel mit weiten, unfehlbaren Zwanzig-Meter-Sätzen. Eine gedrungene Metallkugel, mit unregelmäßig geformten graubraunen und olivfarbenen Flecken. Sie bewegte sich mit Hilfe eines einzelnen dicken Metallbeins mit Kolbenventilen. Der Springroboter benutzte es mit beeindruckender, unfehlbarer Präzision, wie ein einbeiniger Pirat aus einem Alptraum. Er rammte den komplizierten Metallfuß in die Erde wie ein Spieler seinen Queue gegen eine Billardkugel und stieß sich augenblicklich energisch wieder ab. Das Ding flog die meiste Zeit durch die Luft, eine fleckige Kanonenkugel, die um ihre eigene Achse rotierte und wie eine Fliege gegen den texanischen Boden trat. Auf diese Weise schaffte es gute achtzig Stundenkilometer. Als es näher kam, bemerkte Jane, daß die Unterseite mit gittergeschützten Sensoren vollgestopft war.
    Es setzte zu einem letzten Sprung an und vollführte dabei tatsächlich einen geschickten kleinen Salto, dann landete es auf dem Boden und zischte kurz, als es die Wucht des Aufpralls abdämpfte. Aus der Unterseite wurde sogleich ein stählernes Dreibein ausgefahren, das an mit Gelenken versehene Schnappmesser erinnerte.
    Und dann hockte es in weniger als zehn Metern Entfernung so reglos da wie ein Kaffeetisch.
    »Na schon«, sagte Jane. »Und was ist das?«
    »Das ist ein Dope-Esel. Von meinen Freunden in Matamoros.«
    »Allmächtiger.«
    »Also, jetzt beruhig dich mal«, sagte er. »Das ist bloß eine billige Straßenversion von Charlie, deinem Wagen! Charlie ist ein Schmugglerfahrzeug, und das ist auch ein Schmugglergerät. Anstatt zweihundert smarter Speichen

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